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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot
Autoren: Elisabeth Rapp
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in schneller Folge ab. »Wie geht’s ihm?«, frage ich im Bemühen, sachlich zu bleiben.
    »Man hat ihn ins Krankenhaus von Ivalo gebracht. Sein Zustand ist kritisch.«
    »Und was ist mit dem Mann im Kojotenfellmantel?«
    »Es ist ein Stammgast des Hotels. Er kommt jedes Jahr. Mister Goedel ist zu einer nächtlichen Fahrt mit dem Schneemobil aufgebrochen. Vier Ersatzbenzinkanister fehlen. Wir nehmen an, er ist irgendwo im Gelände unterwegs. Goedel wird gesucht. Seine Identität scheint mit der Person des Mannes übereinzustimmen, von dem in den Akten die Rede war, die Michael Beck dem Kommissar übergeben wollte.«
    Mein Albtraum. Der Unglückshäher.
    »Kommissar Mieto sagt, du bist in Gefahr. Wieso? Wer ist der Kerl?« Riski zieht mich an der Hand in den Helikopter.
    »Er ist mein Vater. Und er will mich umbringen.«
    Ungläubig starrt Riski mich an.
    Kolja murmelt ununterbrochen: »Jetzt ist er dran. Jetzt ist Schluss. Jetzt kriegen sie ihn und er geht endlich in den Knast!«
    Der Helikopter hebt ab. Ich lehne meinen Kopf ans Fenster, dankbar über den Höllenlärm, weil ich nichts mehr hören will. Wir fliegen die Strecke zurück, die wir gelaufen sind. Irgendwo da unten flattert der kleine Unglückshäher herum, satt und zufrieden. Zwischen den Bäumen taucht die Hütte auf, in der wir übernachtet haben. Mit dem Ärmel wische ich die beschlagene Scheibe klar und sehe hinunter. Der Fensterladen ist geöffnet. Ich habe ihn zugemacht, bevor wir gegangen sind.
    »Der Fensterladen!«, brülle ich Riski ins Ohr. Antti spricht in sein Funkgerät und setzt zur Landung an.
    Keine Rentierspuren im Schnee. Ich sehe nur unsere.
    »Kopf runter! Ihr rührt euch nicht«, sagt Riski.
    Er und Antti beobachten die Hütte. Es tut sich nichts. Der Pilot entsichert seine Pistole, dann steigen sie aus und laufen geduckt am Waldsaum entlang.
    »Es könnte immer noch ein Skitourist sein«, sagt Kolja.
    Ich schüttle den Kopf und zeige zur Fenstertür auf der Pilotenseite. Alles erscheint mir unwirklich, auch das weißblaue Schneemobil hinter der Hütte, halb unter Zweigen verborgen. Eng aneinandergepresst kauern wir so geduckt wie möglich hinter den Vordersitzen und lugen hinaus. Ich muss sehen, was los ist. Mein Herz hämmert. Ich denke an die gepresste Stimme des Chefs: Du solltest nicht da sein, Alma.
    »Ich hab Angst«, flüstere ich. Paolos und meine Hand sind zusammengeschweißt, er hat mich keine Sekunde lang losgelassen und verstärkt den Druck.
    Antti und Riski haben das Schneemobil entdeckt und halten sich kurz dort auf. Dann bewegen sich beide vorsichtig weiter Richtung Hütte. Riski gibt dem bewaffneten Piloten mit seinem Kleinkalibergewehr Rückendeckung. Alles geht wahnsinnig schnell: Antti nähert sich von der Seite der Hütte, duckt sich unter dem Fenster weg, ruft etwas und stößt die Tür auf.
    Ein Schwall ergießt sich über ihn und er steht in Flammen.
    Während wir alle entsetzt aufschreien, wälzt Antti sich im Schnee. Und dann ist da plötzlich ein Mann im Fell mit einem Kanister in der einen Hand. Er bückt sich und nimmt Anttis Pistole in die andere Hand.
    Wieder gießt er eine Flüssigkeit auf den hilflos daliegenden Antti. Es muss Benzin sein, denn er entfacht die Flamme damit von Neuem und schreit Riski an: »Put the gun down.«
    Goedels Stimme. Er ist es.
    Riski rührt sich nicht.
    Goedel zündet ein Streichholz an.
    Riski rührt sich nicht.
    Das Streichholz erlischt im Schnee. Goedel bückt sich, lässt Riski nicht aus den Augen und zieht Antti an der Schulter Richtung Hütte. Der stöhnt qualvoll auf.
    Nur einmal und nur ganz kurz richtet sich Goedel auf.
    Und da schießt Riski.
    Ein kurzer Schrei, und Goedel bricht über Antti zusammen. Wir springen aus dem Helikopter und rennen alle gleichzeitig los.
    Riski ist zuerst bei Goedel, nimmt die Pistole an sich, zieht ihn von Antti runter und brüllt uns an: »Stopp!«
    Wir verharren, atemlos. Ich kann meinen Blick nicht von dem Mann lösen. Er liegt auf dem Rücken, die Arme ausgebreitet.
    Riski stürmt in die Hütte. Als er wieder herauskommt, zieht er einen schweren Rucksack hinter sich her und ruft: »Die Hütte ist leer! Kommt her!« Er zeigt auf Antti: »Kümmert euch um ihn.«
    Wieder nähert sich ein Hubschrauber mit Getöse.
    Ich kann kaum gehen. Der Mann im Pelz starrt mich an. Seine Mütze ist verrutscht. Ich weiß, dass es Goedel ist, aber ich erkenne ihn nicht. Er röchelt und starrt mich an, dann fallen ihm die Augen zu.
    »Verstehst du,
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