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Staubige Hölle

Staubige Hölle

Titel: Staubige Hölle
Autoren: Roger Smith
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Kapitel 1
    Rosie Dell war gekommen, um die Sache zu beenden. Diesmal endgültig. Wie immer nahm sie den Hintereingang. Ging vom Clifton Beach hinauf zu seiner Erdgeschosswohnung, als die Sonne im Atlantik erlosch wie eine Zigarette in einem Rinnstein. Bemerkte aus den Augenwinkeln heraus flüchtig ihr Spiegelbild – ein verschwommener Fleck aus brauner Haut und schwarzen Locken –, als sie das stählerne Ziehharmonikagitter vor den Glastüren des Schlafzimmers entriegelte und zur Seite schob. So lebten sie in Kapstadt, diese reichen weißen Typen. Hinter Gittern.
    Er wartete auf sie. Lag auf dem Bett, in Anzughose und Schuhen, das Seidenhemd am Kragen aufgeknöpft. Das Gesicht konturlos im Halbdunkel. Rosie warf seine Schlüssel auf das Laken neben ihn.
    Â»Ich kann das nicht, Baker«, sagte sie. »Nicht mehr.« Wenn sie allein waren, war er immer nur Baker. Niemals Ben.
    Er sagte nichts, stand auf und trat zu ihr. Drückte sie mit seinem massigen Körper gegen die Wand, saugte mit dem Kuss ihre protestierenden Worte und ihre Entschlossenheit ab. Bakers Hände waren unter ihrem Rock, hoben den Stoff über ihre Taille, schoben das Höschen hinunter. Er streifte sein Hemd ab, und sie spürte das heiße Gewicht seines Fleisches. Sie dachte an ein mit Bier gemästetes Kobe-Rind.
    Als sie fertig waren, war es Nacht. Rosie setzte sich aufs Bett, immer noch bekleidet. Baker stand über ihr und zeichnete sich als Silhouette vor dem Hintergrund des aus dem Flur hereinfallenden Lichts ab. Sie hörte, wie die Zähne seines Reißverschlusses ineinandergriffen.
    Â»Nimm die Schlüssel«, sagte er. Sie spürte das kalte Messing unter ihren Fingern. »Steck sie in deine Tasche.«
    Machte, was er sagte. Ihr Ehering stieß gegen das Metall. Sie meinte, im Dunkeln sein Lächeln aufblitzen zu sehen.
    Rosie beobachtete, wie er den Flur entlang in das hell erleuchtete Wohnzimmer ging, ohne Hemd, rote Striemen von ihren Fingernägeln auf der bleichen Haut seines Rückens. Sein nackter Torso war straff vor Fett, wie bei einem Seehund. Ist nicht mal mein verfluchter Typ , dachte sie wie immer. Was immer das bedeutete. Es war nicht sein Geld. Das hätte sie verstanden. Das Schlimmste war, sie wusste genau, sie würden es wieder tun.
    Baker stand neben der Picasso-Zeichnung eines Stiers und schenkte sich aus einer Karaffe Scotch ein, als die beiden Männer aus Richtung der Wohnungstür hereinkamen. Schwarze Männer in blauen Overalls. Es war nichts zu hören gewesen, also mussten sie einen Schlüssel gehabt haben. Der eine war groß, jung und wirkte nervös. Der andere war klein und älter. Beide hielten Schusswaffen in der Hand.
    Baker stellte die Karaffe auf die polierte Oberfläche der Biedermeier-Barkommode und hob die Hände auf Schulterhöhe. Sprach mit diesem selbstbewussten Ton, den sie bei ihm schon viele Male an Konferenztischen gehört hatte. »Okay. Wir bleiben jetzt alle ganz ruhig. Egal, was ihr wollt. Kein Problem.«
    Der kleine Mann schoss Baker in die Brust, die Kanone hustete durch einen Schalldämpfer. Baker ließ die Hände fallen und sank auf ein Knie. Er drehte sich gerade zu ihr um, als die nächste Kugel in sein rechtes Auge eindrang und einen Teil seines Schädels auf die Wand hinter ihm krachen ließ. Der Mann schoss ein weiteres Mal auf Baker, als er bereits auf dem Teppich lag, und sein Körper zuckte.
    Das alles dauerte vielleicht fünf Sekunden. Rosie saß im Dunkeln. Dann blickte der ältere Mann ins Schlafzimmer und sah sie. Sie drückte sich vom Bett hoch, schlug die Tür zu und drehte den Schlüssel im Schloss. Hörte ein Plopp! , und neben ihrer Hand zersplitterte das Holz, als eine Kugel sich hindurch bohrte und dann in die Matratze eindrang.
    Sie schlug auf den Panikschalter an der Wand. In der Wohnung selbst war nichts zu hören, aber in irgendeiner Leitstelle würde jetzt ein Alarm losgehen und bewaffnete Männer in Marsch setzen. Und Sanitäter. Zu spät für Baker. Sie rannte hinaus auf die Terrasse, in die Nacht. Die Sicherheitstüren im Wohnzimmer waren jetzt verriegelt und hielten die Männer gefangen.
    Sie hörte, wie sie die Schlafzimmertür eintraten, als sie die Terrassenfliesen überquerte. Hörte das dünne Holz bersten. Sprang über ein Blumenbeet und erreichte laufend den Weg hinunter zum Strand. Da sie ihre Sandalen
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