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Wenn er mich findet, bin ich tot

Wenn er mich findet, bin ich tot

Titel: Wenn er mich findet, bin ich tot
Autoren: Elisabeth Rapp
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die Presse gehen.«
    Schwierig. Mieto und Hultmann schauen mich ratlos an. Ich hab genug gesagt.
    »Wieso seid ihr hierhergekommen?«, fragt Mieto.
    »Wir wollten Riski wiedersehen«, sagt Paolo. »In der Zeitung stand, dass Goedel das Land nicht verlassen darf, solange die Untersuchung zum Tod von Julie Thompson noch läuft.«
    Kolja ergänzt: »Wir haben in kurzer Zeit zwei Prüfungen abgeschlossen und das nur, weil wir eine bessere Zukunft haben wollen. Und dann erfahren wir, dass Michael Beck ein Buch über uns schreibt! Dass wir nur Nachteile haben, wenn er den alten Scheiß über uns veröffentlicht, ist ihm egal. Er hat uns nachgeschnüffelt. Und dann hat auch noch jemand Becks Haus fotografiert, mit Frankfurter Kennzeichen, wahrscheinlich einer von der GDS. Da mussten wir einfach weg«, ergänzt Kolja.
    »Ihr hättet mit Herrn Beck reden sollen«, sagt Hultmann.
    »Ich hab’s versucht, aber er hat den falschen Leuten vertraut, nicht uns. Sollen wir uns dafür jetzt verteidigen?«, frage ich Hultmann. Der schüttelt den Kopf.
    »Victor Goedel ist brutal und absolut rücksichtslos. Sie sollten seine Verbindung zur GDS untersuchen, und was die und Goedel mit der Staatsanwaltschaft in Frankfurt zu tun haben. E-Mails, Auftragsbestätigungen, Rechnungen, was weiß ich  – alles was die Polizei rauskriegen kann. Da muss doch Geld geflossen sein! Goedel ist einflussreich und die GDS stellt seine Handlanger. Wie wäre der Mörder von Sandra sonst an die Papiere von Ingo Feist und das GDS-Handy gekommen? Und wer ist Sandras Mörder überhaupt? Einer von der GDS? Wenn die erfahren, dass Goedel in ernsthaften Schwierigkeiten ist, lassen die alles Beweismaterial verschwinden!«
    »Wir brauchen noch eure Aussagen zum Vorfall an der Hütte«, sagt Hultmann.
    Es ist uns klar, wie wichtig es für Riski ist, dass wir den Ablauf genau schildern und ihn damit entlasten.
    Paolo beginnt mit Anttis Schilderung, was in der Nacht zuvor im Eishotel passiert ist. Dann der Flug zur Hütte, der offene Fensterladen, die Landung. Minuziös schildert Paolo von der Landung an, wer was und wann getan hat.
    »Goedel konnte nicht wissen, dass wir im Helikopter waren, denn auf Riskis Befehl hin haben wir uns runtergeduckt. Vielleicht hat er den Hubschrauber über dem Park gehört, seine Landung mitgekriegt und kombiniert, dass wir da drin sind. Aber wieso hat er so brutal agiert? Wer macht denn so was? Wie er Antti das Benzin ins Gesicht geschüttet hat, das war so was von kaltblütig, das war versuchter Mord! Wieso hat Goedel das gemacht?«Paolo verstummt, schüttelt den Kopf. »Hätte Riski nicht geschossen, wären wir jetzt alle tot. Erschossen, verbrannt, was weiß ich.«
    »Riski hat in der einzigen Sekunde geschossen, in der Antti nicht in der Schusslinie war und bevor Goedel ihn als Geisel in die Hütte schleppen konnte«, sagt Kolja ruhig.
    Hultmann blickt mich an. »Ist dir noch was aufgefallen?«
    »Nein, genau so war’s«, sage ich. »Voito Riski hat uns das Leben gerettet.«
    »Sie hätten sehen sollen, wie Goedel Tilly angestarrt hat, als er auf dem Boden lag. Sie hätten seinen Blick sehen sollen!« Paolo springt auf. Er ist kurz vorm Ausflippen. Tränen laufen ihm übers Gesicht. »Haben Sie noch Fragen? Ich finde, wir brauchen dringend mal eine Pause.«
    Mieto nickt und wir ziehen unsre Schneeanzüge an. Ich stecke meine Panikbücher in den Rucksack.
    »Die bleiben hier«, sagt Hultmann.
    »Nein.« Obenauf liegt das Panik-am-Polarkreis-Buch . Ich reiße das Foto vom Gästebucheintrag raus und lege es mit der Liste des alten Dr. Beck auf den Tisch. »Dieses Foto haben wir letztes Jahr am 14. Dezember fotografiert. Das ist vielleicht so was wie ein Indiz für den Ablauf, den ich Ihnen gerade erzählt habe. Das Original ist im Gästebuch des Eishotels. Michael Beck hätte meine Tagebücher niemals an sich nehmen dürfen. Sie gehören mir. Das sind Sie mir schuldig.«Sechs Pizzaschachteln stapeln sich auf Riskis rustikalem Tisch. Im Kamin brennen meine Panikbücher. Das trockene Holz darüber beginnt zu knistern. Es ist ein wohltuendes Feuer. Die Suche nach Geheimverstecken ist vorbei, es drohen keine entsetzlichen Folgen mehr, weil alles Verstecken nichts bringt.
    Keiner sagt was, wir sehen nur zu.
    Auf dem Weg zu Riski haben wir einen Zwischenstopp im Krankenhaus gemacht.
    »Ich will keinen Krankenbesuch machen«, hab ich Riski angefleht. »Ich bleib im Auto.«
    »Nein, du bleibst nicht allein im Auto, wir bleiben alle
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