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1582 - Herr der Unterwelt

1582 - Herr der Unterwelt

Titel: 1582 - Herr der Unterwelt
Autoren: Jason Dark
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Die einbrechende Dunkelheit lag wie eine graue Pappschicht über dem Land, als Jack Clinton, den alle nur Boss nannten, sein Haus verließ und mit einer harten Bewegung die Tür ins Schloss zog.
    Seine Frau hatte nicht gefragt, wohin ihr Göttergatte wollte. Sie kannte das Ritual ihres Mannes, der jeden Abend seine Runde durch die kleine walisischen Stadt Gilfach drehte. Wie früher ein Marshai im Wilden Westen. Nur war Clinton das nicht. Er übte den Beruf des Konstablers aus und wurde als echter Waliser auch von der Bevölkerung akzeptiert.
    Vor der Tür blieb er für einen Moment stehen und schnupperte.
    Es roch noch immer nach Kohle, obwohl das nahe Bergwerk vor drei Jahren stillgelegt worden war. In der letzten Zeit hatte man sogar von einer Wiedereröffnung gesprochen, denn die Weltwirtschaft brauchte Kohle für die boomende Stahlproduktion.
    Konkret war noch nichts beschlossen worden. Sollte die Reanimierung tatsächlich eintreten, dann würde es auch hier in Gilfach wieder lebendiger werden. Die Entscheidung lag nicht bei den Bewohnern.
    Ganz weit oben machte man sich darüber Gedanken.
    Der Gestank war noch immer da. Ihn hatte auch kein Orkan fortblasen können.
    Hin und wieder dachte Jack Clinton daran, dass sogar die Menschen hier den alten Geruch noch ausströmten. Sei es durch ihre Kleidung oder aus den Poren der Haut. Doch das war natürlich Unsinn.
    Clinton rückte seine Mütze zurecht und begann mit seinem üblichen Kontrollgang.
    Nötig war er nicht, das wusste er. Hier in Gilfach passierte nicht viel, aber Clinton hatte sich nun mal an seine Runde gewöhnt, die er immer mit einem Besuch im Pub abschloss. Das ließ er sich nicht nehmen. Ein, zwei Bier am Feierabend taten ihm gut. Und auch ein Glas Whisky war nicht zu verachten.
    Der Weg führte ihn über die Hauptstraße, die einen typischen Waliser Bergbauort durchschnitt. Da gab es nichts Aufregendes zu sehen. Die Häuser in dieser Gegend sahen fast alle gleich aus. Aus Ziegelsteinen gebaut, nicht sehr hoch, mit Schornsteinen auf den Dächern und den im Laufe der Zeit grau gewordenen Fassaden, an denen sich der Kohlestaub abgesetzt hatte. Selbst manchem Anstrich hatte er widerstanden, und so waren an den verschiedenen Fassaden ungewöhnliche Farben zu sehen, aber die graue Farbe kam immer wieder durch.
    Und doch war auch das Grün vorhanden. Es versteckte sich nur hinter den Fassaden. Dort hatten die Leute ihre Gärten angelegt. Da wuchsen Obstbäume. Man erntete Kartoffeln und Gemüse und das alles ohne die alte Schicht aus Staub, die sich früher über die Natur gesenkt hatte.
    Zu den Rückseiten hin waren die Häuser auch verändert worden. Fast jeder Bewohner hatte sich einen Anbau zugelegt und sein Haus auch von innen verschönert, um zu zeigen, dass die alten Zeiten der Armut vorbei waren.
    Man war zufrieden, und das traf auch auf Jack Clinton zu. Er führte als Gesetzeshüter ein ruhiges Leben, und das gefiel dem hoch gewachsenen und grauhaarigen Mann, der die Mitte des Lebens überschritten hatte.
    Nur hin und wieder gab es Ärger. Meistens mit jungen Leuten oder Betrunkenen. Diebstähle kamen auch vor, die allerdings wurden in der Regel von Fremden verübt. Mit Morden und Raubüberfällen hatte er in seinem Job nichts zu tun.
    Auch an diesem Abend genoss er die Ruhe, während er über die Straße ging. Es war alles okay.
    Er liebte diesen Gang. Zudem spielte heute das Wetter mit. Der Sommer ging allmählich in den Spätsommer über, und an manchen Abenden roch es schon wie im Herbst.
    Noch war es recht warm. Der Wind wehte nur schwach. Auch die Temperatur ließ sich ertragen.
    Er sah die offen stehenden Fenster in den Häusern. Aus einigen schauten Leute ins Freie. So wurde Clinton oft genug gegrüßt. Hin und wieder hielt er an, um ein kleines Schwätzchen zu halten.
    In einem Fenster glühte etwas auf. Er sah einen ihm zuwinkenden Arm und ging auf das Haus zu. Das Glühen war entstanden, weil der alte Gregory an einer Zigarre saugte und deren Asche jetzt abstaubte, als Clinton vor ihm stehen blieb.
    »Alles in Ordnung, Greg?«
    »Ja, bei mir schon.«
    »He, das hat sich aber seltsam angehört.«
    Greg saugte wieder an seiner Zigarre. So bekam sein Gesicht einen leicht rötlichen Schein.
    »Ist auch seltsam.«
    »Warum?«
    »Ich kann dir nichts Genaues sagen, Jack. Aber du solltest mal im Pub nachschauen.«
    »In welchem?«
    »Schräg gegenüber im Schacht.«
    »Und weiter?«
    Greg hob die Schultern. »Wenn mich nicht alles täuscht, hat
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