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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht
Autoren: Charlotte MacLeod
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wieder neu auf. Es kann noch eine ganze
Woche weiterschwelen, sagt der Brandmeister. Vielen Dank, Mrs. Shandy, ich
glaube, ich könnte tatsächlich etwas zu essen vertragen. Obwohl ich mich
erinnere, daß ich in der Rot-Kreuz-Küche oder so ein Doughnut gegessen habe.«
    »Hier, nehmen Sie sich doch eins von den
Muffins, dann haben Sie schon was zu knabbern, während ich die Spiegeleier
brate. Hätten Sie gern ein Schüsselchen Cornflakes?«
    »Nein, danke, das hier reicht fürs
erste. Menschenskind, ich wußte ja gar nicht, daß ich so hungrig bin! Aber
eigentlich dürfte ich gar nicht hier sitzen.«
    »Warum denn nicht?« wollte Peter
wissen. »Was ist denn los mit Ihnen, Swope?«
    »Ich mache mir Sorgen um meinen
Bruder.«
    »Um Huntley? Wir haben gehört, daß er
Verbrennungen erlitten hat, als er versuchte, Caspar Flum zu retten. Er ist
doch inzwischen nicht etwa — «
    »Nein, keine Sorge. Hunt geht es gut,
soweit ich weiß. Hauptsächlich Arme und Brust. Sein Hemd hat Feuer gefangen. Es
wird eine Weile dauern, bis alles wieder verheilt ist. Im Krankenhaus haben sie
ihm ein starkes Schmerzmittel geben müssen, aber er hat noch mal Glück gehabt.
Es hätte schlimmer kommen können. Ich mache mir Sorgen um Brink.«
    »Brinkley? Ist ihm denn auch etwas
zugestoßen?« fragte Helen. »Er war doch gar nicht in der Fabrik, als es
passiert ist, oder? Wir haben gehört, daß er gestern Tagschicht hatte.«
    »Stimmt. Nein, gesundheitlich ist mit
ihm alles in Ordnung. Aber als er unsere Schwägerin zum Krankenhaus gefahren
hat, damit sie Huntley besuchen konnte, hat jemand eine Kanonenkugel, um die
ein brennender Lappen gewickelt war, durch sein Wohnzimmerfenster geworfen.«
    »Mein Gott!« rief Peter. »Ist viel
beschädigt worden?«
    »Ein Gesteck aus Seidenblumen und
getrockneten Gräsern ist verbrannt. Kaufpreis 49 Dollar und 15 Cent, seine Frau
Cynthia hat es bei der Tombola gewonnen, als der neue Blumenladen im
Einkaufszentrum aufgemacht hat. Ein Glück, daß Cynthias Vater bei den Kindern
im Haus war und noch nicht ins Bett gegangen war, sonst wäre vielleicht das
ganze Haus abgebrannt und sie wären womöglich alle darin umgekommen. Und die
Person, die die Kanonenkugel geworfen hat, hätte einfach Funkenflug für den
Brand verantwortlich gemacht, und niemand hätte was gemerkt.« Swope stach
wütend die Gabel in sein Spiegelei.
    »Dann glaubt also tatsächlich jemand,
daß Brinkley die alte Kanone abgefeuert hat?« erkundigte sich Helen ungläubig.
    »Jemand? Schön wär’s! Alle glauben das,
die Leute an der brennenden Fabrik haben über nichts anderes geredet. Selbst
die Männer von der freiwilligen Feuerwehr waren stinksauer, weil sie durch den
Brand ihre Arbeitsplätze verloren haben. Ich brauche Ihnen ja wohl kaum zu
sagen, was es für Lumpkinton bedeutet, wenn die Fabrik zumacht, oder? Wir haben
schließlich nur die eine. Wenn sie nicht wiederaufgebaut wird, fallen die
Gewerbesteuern weg und werden auf die Kommunalsteuern umgelegt, was die
Familien nur noch schlimmer treffen wird. Ich verstehe zwar, wie sich die Leute
fühlen, aber ich kann einfach nicht begreifen, wie jemand, der auch nur
halbwegs bei Verstand ist, glauben kann, daß mein Bruder zu so einer
Wahnsinnstat fähig wäre. Bloß weil Brink mal ein paar Witzchen darüber gemacht
hat und ich dämlich genug war — «
    »Sonntagabend vor Hilly Horsefalls
Jugendgruppe alles auszuplaudern«, beendete Peter den Satz. »Aber die Kinder
wußten doch, daß es nur ein Scherz war.«
    »Aber irgendein superschlauer Mistkerl
ist hingegangen und hat es ausprobiert«, sagte der Reporter.
    »Aber woher hat er das Schwarzpulver
bekommen?« wollte Helen wissen.
    Cronkite schnaubte. »Das ist doch
kinderleicht! Die Hälfte aller Väter hier ist in der Bürgerwehr von Lumpkinton
und hat Schwarzpulver für ihre Vorderlader. Wenn drei oder vier von den Kindern
jeweils eine halbe Tasse voll geklaut hätten, wäre das bestimmt schon genug
gewesen. Sie hätten auch in ein Geschäft gehen und behaupten können, es sei für
ihre Väter, mit ein bißchen Überredungskunst wäre es ihnen todsicher gelungen,
den Verkäufer dazu zu bringen, ihnen ein Pfund oder so zu verkaufen. Sie hätten
auch einen der großen Jungs überreden können, es für sie zu kaufen, genauso wie
sie es immer mit dem Bier machen. Außerdem gibt es hier mehr als genug Spinner.
Die Typen oben am Woeful Ridge würden alles tun, solange sie sich dabei wie
richtige Männer fühlen.«
    Er meinte damit
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