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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht
Autoren: Charlotte MacLeod
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eine Gruppe
selbsternannter Überlebenskämpfer, die sich regelmäßig an Wochenenden trafen,
um ihr männliches Ego aufzupolieren. Cronkite hegte einen persönlichen Groll
gegen sie, seit er versucht hatte, sie zu interviewen, und mit Schimpf und
Schande davongejagt worden war, doch die meisten Bürger von Balaclava County
hielten sie für harmlos.
    »Woeful Ridge ist aber ziemlich weit
weg von der Seifenfabrik«, sagte Helen. »Hier ist noch ein Spiegelei für Sie,
Cronkite. Und jetzt möchten Sie, daß Peter herausfindet, wer die Kanone
wirklich abgefeuert hat, richtig?«
    »Ich möchte, daß er mir dabei hilft
herauszufinden, wie es wirklich zu dem Brand gekommen ist. Brink sagt, daß er
die Kanone nicht abgefeuert hat. Er glaubt sogar, daß die Kugel überhaupt nicht
durch das Fenster hätte fliegen können, und zwar wegen der Flugbahn, was immer
das auch bedeuten mag.«
    »Es bedeutet, daß die Kugel
höchstwahrscheinlich nicht in einer geraden Linie geflogen wäre«, erklärte
Peter. »Und es ist so gut wie unmöglich festzustellen, wo genau sie gelandet
wäre, es sei denn, man hätte schon vor dem Brand mehrere Probeschüsse
abgegeben, um den Abstand einschätzen zu können, was natürlich niemand getan
hat. Ich glaube, Ihr Bruder hat recht mit seiner Theorie, aber ich befürchte,
es wird teuflisch schwer sein herauszufinden, was wirklich passiert ist. Ist
von der Talgküche überhaupt noch etwas übrig?«
    »Soweit ich sehen konnte, ist von der
ganzen Fabrik kaum noch etwas übrig, außer ein paar großen Klumpen aus Steinen
und Mörtel und einem Riesenhaufen Asche.«
    Helens Gesicht verzog sich schmerzhaft.
»Und wahrscheinlich weit und breit keine Spur von der Wetterfahne.«
    Man hätte annehmen können, sie habe
gerade Chinesisch gesprochen. Der junge Swope starrte sie zehn Sekunden lang
völlig entgeistert an und vergaß sogar, in sein Toastbrot zu beißen, bis er
endlich begriff, wovon überhaupt die Rede war. »Was für eine Wetterfahne? Ach
so, jetzt fällt es mir wieder ein. Sie schreiben ja einen Bericht darüber für
den Gemeinde- und Sprengel-Anzeyger.«
    »Tatsächlich? Da wissen Sie allerdings
mehr als ich.«
    »Etwa nicht? Ich dachte die ganze Zeit,
daß Sie deswegen die vielen Fotos machen. Ich habe meinem Chefredakteur davon
erzählt, und er wirkte ziemlich interessiert. Ich weiß auch nicht, was aus der
Wetterfahne geworden ist, Mrs. Shandy. Es wird noch eine Weile dauern, bis die
Asche kalt genug ist, daß man darin nach Spuren suchen kann. Falls man sie
wirklich finden sollte, ist sicher nur noch ein unförmiger Metallklumpen davon
übrig. Aber ich kann den Feuerwehrmännern Bescheid sagen, wenn Sie möchten.«
    Cronkite trank seinen Kaffee aus. »An
die Wetterfahne hatte ich noch gar nicht gedacht. Wirklich jammerschade. Ich
hatte den dünnen Mann im Badezuber richtig gern.«
    »Ich auch. Noch ein bißchen Kaffee? Sag
mal, Peter, was willst du denn als nächstes unternehmen?«
    »Na ja, ich-«
    »Was denn, Liebling?«
    »Na ja, verdammt noch mal, Helen — «
    »Ich weiß genau, was du sagen willst,
Schatz. Die Enderbles werden sich schon um Jane kümmern, und deine Mahlzeiten
kannst du ja in der Fakultätsmensa einnehmen.«
    »Und wo in aller Welt wirst du sein?«
    »In Sasquamahoc in Maine
selbstverständlich. Oder glaubst du etwa, daß ich hier untätig herumsitze,
meine kleinen rosa Däumchen drehe und zulasse, daß noch eine von Praxiteles
Lumpkins Wetterfahnen dahinschmilzt, bevor ich sie fotografiert habe?«
    »Aber du kannst doch unmöglich die
ganze Strecke allein fahren?«
    »Selbstverständlich kann ich das. Aber
wie kommst du auf die Idee, daß ich das auch will? Daniel Stott ist auf einer
Schweinezüchtertagung, und Iduna würde bestimmt liebend gern mitfahren, wenn
ich sie darum bitte. Wir könnten bei unserer alten Freundin Catriona McBogle
wohnen. Sie war als Gastautorin in South Dakota, als ich dort noch
Bibliothekarin war. Iduna war unsere Pensionswirtin. Damals hieß sie allerdings
noch Miss Björklund. Ihr Vater war der bekannte Kutschpeitschenmagnat«, klärte
Helen Swope auf.
    Der Name McBogle kam dem Reporter
bekannt vor. »Ist das nicht die Frau, die all die verrückten Bücher schreibt?
Was macht sie denn in Maine?«
    »Noch mehr verrückte Bücher schreiben,
nehme ich an. Ihr gefällt es großartig dort. Cat sagt, man kann so ausgeflippt
sein wie man will, die Leute kümmern sich gar nicht darum. Iduna und ich nehmen
besser den Wagen der Stotts, meinst du nicht
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