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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht
Autoren: Charlotte MacLeod
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hoch über dem Gebäude zusammen und
schleuderten brennende Trümmer auf die Straßen, die Löschzüge und die Dächer
der umliegenden Gebäude. Helen sah, wie ein Funken auf der Kanone landete, auf
der sie vor wenigen Stunden noch selbst gestanden hatte. Zu ihrer großen
Verwunderung verursachte er einen merkwürdigen, hellen, flackernden Blitz.
    »Peter, schau mal da! Schnell! Die
Kanone brennt!«
    »Das ist doch nicht möglich!
Tatsächlich, Herr des Himmels, du hast recht! Sieht aus wie brennendes
Schwarzpulver. Es muß ganz frisch sein. Pulver wird schnell feucht.«
    »Aber als ich dort gestanden habe, war
es noch nicht da. Ich habe extra nachgeschaut, weil ich meine rosa Turnschuhe
nicht schmutzig machen wollte. Es mag zwar albern klingen, aber ich finde
immer, daß neue Turnschuhe etwas ganz Besonderes sind. Oh, wie furchtbar! Das
Dach stürzt zusammen! Können die Feuerwehrleute denn gar nichts tun, um die
Fabrik zu retten?«
    »Ich glaube sogar, daß sie es gar nicht
erst versuchen. Sie wissen, daß es zwecklos wäre. Sie können nur versuchen, das
Feuer unter Kontrolle zu bekommen, damit es nicht auf die umliegenden Häuser
übergreift.«
    »Schon wieder eine von Praxiteles
Lumpkins Wetterfahnen zerstört«, seufzte Helen. »Die zweite in ein und
derselben Woche, und beide Male durch einen Brand. Eigentlich ziemlich
merkwürdig, findest du nicht auch, Peter? Die Wetterfahne, die ich heute
fotografiert habe, befand sich genau in der Mitte des Dachteils, das gerade
eingestürzt ist, aber ich habe sie gar nicht mehr gesehen. Dabei ist es weiß
Gott hell genug, um alles genau zu erkennen, selbst wenn der Rauch noch so dick
ist. Hast du etwas sehen können?«
    »Nein, keine Spur von der Wetterfahne,
jetzt wo du es sagst.«
    »Meinst du, es wäre möglich, daß
irgendein todesmutiger Mensch hochgeklettert ist und sie in Sicherheit gebracht
hat?«
    »Kann ich mir kaum vorstellen. Die
Leute waren bestimmt viel zu sehr damit beschäftigt, sich selbst in Sicherheit
zu bringen«, meinte Peter düster. »Ich hoffe nur, daß alle das Gebäude
rechtzeitig verlassen konnten.«
    Wie Peter vorhergesagt hatte, waren sie
nicht die einzigen Zuschauer am Lookout Point. Andere Schaulustige hatten sich
ebenfalls hier versammelt, wirkten jedoch eher verzweifelt als
sensationslüstern. Peter und Helen konnten ihre besorgten Gespräche mitanhören.
    »Da unten besprengt Bob Giberson gerade
sein Dach mit dem Gartenschlauch. Hoffentlich ist der Wasserdruck stark genug!
Mein Gott, schaut doch bloß! Seine Veranda fängt an zu — nein, er hat es gerade
noch mal geschafft.«
    »Ihr könnt euren Kopf drauf verwetten,
daß Soapy Snells Veranda nicht in Flammen steht. Wo ist der verdammte Mistkerl
überhaupt? Könnt ihr ihn irgendwo sehen? Entschuldigen Sie bitte, Mister,
könnten wir vielleicht kurz Ihr Fernglas ausleihen?«
    »Aber selbstverständlich«, sagte Peter
und reichte ihnen das Fernglas.
    Nach etwas einer Minute reichte der
Mann es wieder zurück. »Nein. Nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich hockt er zu
Hause und zählt sein Geld. Aha! Polizeichef Olson ist eingetroffen und bringt
den ganzen Verkehr durcheinander.«
    »Typisch.«
    »Ich wollte helfen, aber mich haben sie
nur bis zu den Feuerwehrwagen vorgelassen. Es sind Löschzüge aus Clavaton und
Hoddersville und Gott weiß woher gekommen.«
    »Ich habe gehört, die Hälfte der Wagen
auf dem Parkplatz stand schon in Flammen, bevor die Leute in der Fabrik
überhaupt gemerkt haben, was los war.«
    »Konnten alle rauskommen?«
    »Clem sagt, daß es alle geschafft
haben, außer dem alten Caspar Flum. Cas war wie immer in der Talgküche. Dort
ist das Feuer höchstwahrscheinlich auch ausgebrochen. Huntley Swope wollte noch
rein, um ihn zu retten, sagt Clem, aber alles war schon ein einziges
Flammenmeer. Huntleys Kleider haben gebrannt, als sie ihn rausgezogen haben, er
muß üble Verbrennungen davongetragen haben, fürchte ich. Der Krankenwagen hat
ihn auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus von Hoddersville gebracht.«
    »Da hat sein Bruder ja wieder was zu
schreiben, schätze ich!«
    »Stimmt. Cronkite ist da unten und
macht Fotos und piesackt den Brandmeister. Aber wo ist Brinkley?«
    »Brink hat diese Woche Tagschicht. Ich
habe ihn kurz nach Feierabend unten an Johnnys Laden gesehen. Er hat Zigarren
für seinen Schwiegervater gekauft. Der alte Herr wohnt jetzt bei Brink und
Cynthia. Cas Flum ist also in den Flammen umgekommen? Gott, wie grauenhaft! Der
arme Teufel hat bestimmt
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