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Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht
Autoren: Charlotte MacLeod
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jetzt hör doch endlich auf!«
protestierte Hilary. »Cronkite hat Sonntagabend im Jugendclub einen Vortrag
über das Leben eines Reporters gehalten, und wir durften anschließend Fragen
stellen. Ich habe nur eine einzige Frage gestellt, und er hat sie beantwortet.
Das war alles! Er hat nicht mal direkt mit mir gesprochen, ich war bloß eine
von vielen.«
    »Und das bleibst du besser auch, wenn’s
nach mir geht. Die Swopes haben es alle faustdick hinter den Ohren, wenn du
meine Meinung hören willst.«
    »Also, wirklich, Marie, hier gibt’s
verdammt viel schlimmere Jungs als die Swopes«, sagte Ralph. »Huntley und
Brinkley sind gute Arbeiter in der Seifenfabrik und tun viel für unsere Stadt.
Hunt ist im Finanzausschuß und Brink leitet sozusagen die Bürgerwehr von
Lumpkinton. Cronk is’ allerdings wirklich was aus der Reihe geschlagen, muß ich
zugeben, aber wahrscheinlich bleibt das nich’ aus, wenn man Reporter is’. Was
machen übrigens Ihre Wetterfahnen, Helen?«
    »Ich würde sagen, bis jetzt läuft alles
hervorragend. Ihre habe ich schon fotografiert, die beiden Pferde auf dem alten
Lomax-Haus ebenfalls, Gabe Fescues Kuh, die gerade den Eimer umtritt, den
großen Esel mit der Möhre auf dem Rathaus in Lumpkinton, die Justitia auf dem
County-Gerichtsgebäude drüben in Clavaton, den Schriftzug auf der
Methodistenkirche, die beiden Hähne und die Heuschrecke in Balaclava Junction
und den Schmied in Forgery Point. Ich hatte sogar Glück und konnte die hübsche
Stute mit Fohlen in Hoddersville knipsen, bevor die Scheune abgebrannt ist.«
    »Wirklich jammerschade«, meinte Eddie.
»Die schöne alte Scheune, und all die Jahre im Besitz ein und derselben
Familie. Angeblich soll das Feuer durch ‘nen Schwelbrand oben im Heuboden
ausgelöst worden sein, dabei is’ John Peavy so ein verdammt vorsichtiger
Farmer. Er schwört Stein und Bein, daß jemand das Feuer gelegt hat. Aber die
Untersuchungskommission hat keinen Hinweis auf Brandstiftung finden können.«
    »Die traurigen Überreste der
Wetterfahne haben sie auch nicht gefunden«, sagte Helen. »Was das angeht, habe
ich meine eigenen Vermutungen, aber wahrscheinlich werden wir die Wahrheit
ohnehin nie erfahren. Jedenfalls habe ich jetzt zusammen mit dem Seifenmann
neun Wetterfahnen fotografiert, und Peter hat noch eine oben in Maine ausfindig
gemacht, die einer Forstwirtschaftsschule gehört, an der ein alter
Klassenkamerad von ihm Präsident ist. Sie stellt einen Holzfäller dar, der
einen Baum fällt. Peter hat ihm geschrieben und angefragt, ob wir hinfahren und
ein paar Aufnahmen machen könnten. Wir haben beschlossen, einen Kurzurlaub
daraus zu machen. Peters Seminare sind seit letzter Woche zu Ende, und ich habe
mich von der Bibliothek beurlauben lassen, um für das Wetterfahnenprojekt zu
recherchieren. Sie haben ihn gebeten, bei der Abschlußfeier einen Vortrag zu
halten und als Zugabe ›O Tannenbaum‹ zu singen. Nicht wahr, Darling?«
    »Die Gesangseinlage streiche ich wohl
besser aus dem Programm. Gnädige Frau, ist Ihnen überhaupt bewußt, daß Sie sich
diesen freundlichen Menschen bereits seit fast vier Stunden aufdrängen? Es ist
inzwischen halb zehn und stockdunkel draußen.«
    »Wozu die Eile?« protestierte Jolene.
»Wir sehen Sie sowieso viel zu selten. Kommen Sie, Peter, ich mache Ihnen noch
ein Täßchen Tee.«
    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«,
meinte Helen, »aber wir müssen jetzt wirklich los. Wir hatten gar nicht vor, so
lange zu bleiben, außerdem müssen wir unbedingt unsere Katze füttern. Jane ist
bestimmt schon stocksauer. Es ist wunderschön hier bei Ihnen, aber wir machen
uns jetzt Wohl besser auf den Heimweg. Kann ich Ihnen vorher noch beim Abräumen
helfen?«
    »Während die ganze Familie hier untätig
rumsitzt? Soweit kommt es noch! Na los, Kinder, bewegt euch! Marie, wie wär’s,
wenn du Helen ein Stück Schichtkuchen mitgibst, dann braucht sie morgen keinen
Nachtisch zu machen.«
    »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«,
sagte Helen. »Aber bitte nur ein ganz kleines Stück. Peter ißt sowieso schon
viel zu viel Nachtisch. Ich übrigens auch, muß ich zu meiner Schande gestehen.«
    Dabei wog die zierliche Helen höchstens
ein oder zwei lächerliche Pfündchen mehr als ihr Idealgewicht vorschrieb.
Peter, der ungefähr ein Meter fünfundsiebzig groß war, wirkte dagegen recht gut
gepolstert, doch er war kräftig gebaut und ziemlich muskulös. Professor Shandy,
inzwischen international bekannt als
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