Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn der Wetterhahn kräht

Wenn der Wetterhahn kräht

Titel: Wenn der Wetterhahn kräht
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
Essen
bleiben sollten, daher hatte Peter sich freiwillig als Geisel zur Verfügung
gestellt, während Helen, die sich das Glanzstück bis zum Schluß aufgespart und
auf einen schönen Sonnenuntergang gehofft hatte, allein nach Lumpkin Upper
Mills gefahren war, um ihr Tagewerk zu vollenden.
    Es war hauptsächlich Peter zu
verdanken, daß die Horsefalls ihre Farm noch besaßen * , und Helen hatte ihnen dabei geholfen, einige ihrer
Antiquitäten für so viel Geld zu verkaufen, daß sie von dem Erlös einen Anbau
errichten konnten, in dem der ganze Clan so großzügig untergebracht werden
konnte, wie sie es sich nie hatten träumen lassen. Die Horsefalls hätten auch
ihre Wetterfahne verkaufen können und dafür genug Geld bekommen, um sich ein richtiges
Herrenhaus bauen zu können, doch wozu brauchten sie ein Herrenhaus? Alle
liebten die alte Farm so, wie sie war, und mochten den Hahn auf dem Schwein,
daher blieb alles beim alten und die Wetterfahne zu Helens Freude weiter im
Besitz der Familie Horsefall. Helen gab ihrem Gatten einen Kuß, wurde von
diversen Horsefalls umarmt, unter anderem auch von Henny, der sich die
Gelegenheit, eine hübsche junge Frau in den Armen zu halten, auf keinen Fall
entgehen ließ, denn es könnte ja immerhin seine letzte sein, und nahm dankend
ein Gläschen Pflaumenschnaps in Empfang.
    »Alles glatt gelaufen mit der
Seifenfabrik?« erkundigte sich Jolene. »Haben Sie Ihre Fotos bekommen?«
    »Das will ich schwer hoffen«, meinte
Helen. »Jedenfalls sah die Wetterfahne durch den Sucher hervorragend aus.
Allerdings wäre ich für die Aufnahmen fast ins Gefängnis gekommen.«
    »Wie meinen Sie das? Ist Soapie Snell
etwa rausgekommen und hat den starken Mann markiert?«
    »Nein. Folgendes ist passiert: Ich bin
auf die alte Kanone geklettert, damit ich hoch genug stand, um den richtigen
Blickwinkel für die Aufnahme zu haben, und genau in dem Moment, als ich auf den
Auslöser drücken wollte, fuhr Polizeichef Olson zufällig mit seinem
Streifenwagen vorbei und hat lautstark protestiert. Er hat mich übrigens für
ein kleines Mädchen gehalten«, fügte Helen ein klein wenig eitel hinzu.
    »Olson haßt Kinder«, knurrte der junge
Ralph, der inzwischen zu den Erwachsenen zählte, da er Student am Balaclava
Agricultural College war.
    »Und an der Kanone hat er einen richtigen
Narren gefressen«, ergänzte Ralphs Schwester Hilary, eine hübsche Brünette von
ungefähr fünfzehneinhalb. »Man könnte ihn glatt für General Grant halten oder
so.« Sie kicherte. »Brinkley Swope ist auch verrückt nach dem Ding. Cronkite
sagt, Brink hat vor, sich eines Nachts, wenn alles schläft, heimlich
hinzuschleichen und die Kanone abzufeuern.«
    »Wenn er das probiert, wird er sich
selbs’ mit in die Hölle schießen«, schnaubte Henny. »Die verdammte Kanone is’
wahrscheinlich innen drin total verrostet, die geht bestimmt schon los, wenn
Brink sich bloß daneben stellt un’ ‘nen schönen lauten — «
    »Onkel Henny!« protestierte Jolene.
    »Niesanfall kriegt, wollt’ ich ja bloß
sagen.« Die wasserblauen Augen des alten Mannes blickten genauso unschuldig wie
die eines neugeborenen Lämmchens. »Was hackt ihr eigentlich immer so auf mir
rum?«
    »Die Kanone ist nicht verrostet«, sagte
Eddie. »Ganz früher haben die Bürgerkriegsteilnehmer sie immer erstklassig in
Schuß gehalten, und als keiner von denen mehr am Leben war, haben sich die
verschiedenen Veteranenverbände drum gekümmert. Außerdem glaub’ ich nich’, daß
Brinkley gemeint hat, daß er das verdammte Ding mit Schrapnell vollstopfen
will, und ‘ne Ladung richtiges Schwarzpulver würd’ ihr bestimmt nich’ schaden.«
    »Bei den Swope-Jungs kann man nie
wissen, was sie als nächstes anstellen. Wie kommst du überhaupt dazu, dich mit
Cronkite zu unterhalten, Hilly?« erkundigte sich Tante Marie mit einem
mißbilligenden Hochziehen der Augenbrauen. »Ist er nicht etwas zu alt für
dich?«
    »Er ist erst fünfundzwanzig. Neun Jahre
sind doch kein großer Altersunterschied.«
    »Du meinst wohl neuneinhalb?«
    »Ist doch gehopst wie gesprungen. Ich
finde ältere Männer eben interessanter.«
    »Ach wirklich?« sagte ihre Mutter.
»Letzte Woche hatte ich noch den Eindruck, daß du Tommy Lomax höchst
interessant fandest, und der ist nicht mal fünfzehn. Hör mir mal gut zu, junge
Dame. Falls ich dich je auf Cronkites Motorrad erwischen sollte, werden hier
die Fetzen fliegen, und glaub bloß nicht, das wäre ‘ne leere Drohung!«
    »Mama,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher