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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII
Autoren: Mark Brandis
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aus Millionen von Stimmen herausgekannt hätte. „Mark!"
    Ruth und Lieutenant Ibaka kamen durch den knöcheltiefen Sand gerannt, und Stroganow beugte sich etwas vor und half ihnen an Bord.
    Sergeant Berlimont und seine letzten beiden Ranger stellten das Feuer ein und sprangen auf. Ich wartete, bis sie in der Schleuse waren, dann zündete ich das Triebwerk. Der Computer gab mir noch eine Sekunde Zeit. Delta VII stand unbeweglich, während draußen eine Sandwolke hochwirbelte und die Fenster des Cockpits verdunkelte. Allmählich begann das Schiff zu vibrieren und zu tänzeln, und dann, plötzlich, war die Schubkraft von zehntausendfünfhundert Tonnen da. Delta VII hob ab.
    36.
    Als Ruth das Champagnerglas hob und mich dabei lange und nachdenklich ansah, war seit der Befreiung des Präsidenten eine Woche vergangen, und aus den Ereignissen, durch die so vieles verändert worden war, waren mittlerweile Erinnerungen geworden, gute wie traurige: an den Tod von Commander Harris, an den Durchbruch von Delta VII durch den Ring der Taurus-Zerstörer, an das Wiedersehen mit dem lädierten Leichten Kreuzer Sagitta und an den unvergeßlichen Moment der Landung auf der Venus.
    In dieser Woche war vieles geschehen, was in den Bereich der großen Politik gehörte. Grundsätzliche Entscheidungen waren gefallen - so als General Smith sein Ultimatum stellte und Gouverneur de Hough es zurückwies und seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzte. Schließlich war auch Samuel Hirschmann von seiner Hirnoperation so weit genesen, daß der letzte, entscheidende Schritt vollzogen werden konnte. Auf dem Platz des Großen Rats hatte sich eine unübersehbare Menschenmenge eingefunden, als Hirschmann die Unabhängigkeit der Venus verkündete. Man hatte ihm den Vorschlag unterbreitet, diesen feierlichen Akt von seinem Krankenlager aus vorzunehmen, doch er war dafür nicht zu gewinnen gewesen. Von zwei Offizieren gestützt, war er auf das Podium gestiegen. „Vor die Entscheidung gestellt", rief er aus, „all dem abzuschwören, woran wir glauben - Würde und Freiheit des Menschen und die heilige Pflicht einer jeden Regierung, Recht und Gesetz zu schützen -, oder aber das bittere Los ständiger Verteidigungsbereitschaft auf uns zu nehmen, vor eine solche Entscheidung gestellt, kann es für uns nur eine Antwort geben: Wir sagen uns los von der Erde, auf der ein machthungriger Tyrann sein schreckliches System errichtet hat!" Vom Beifall unterbrochen, mußte Samuel Hirschmann innehalten. Nie zuvor war er so sehr der große alte Mann  gewesen wie in dieser Stunde. Er sah leidend aus, doch seine Augen hatten das alte Feuer wiedergewonnen, und in der Bewegung seiner Hände lag eine unerschütterliche innere Kraft. „Ich selbst", fuhr er fort, „der ich wider besseres Wissen dem Tyrannen gedient habe, sage: Jeder Versuch, sich mit ihm zu arrangieren, muß früher oder später in die totale Unterwerfung führen. Unsere Antwort an ihn muß sein: Herr General, von dieser Minute an kündigen wir Ihrer Regierung den Gehorsam auf und proklamieren feierlich den unabhängigen Staat Venus!" Wieder konnte Samuel Hirschmann nicht weitersprechen, weil der eifall zu laut wurde. „Aber", sagte er dann, „vergessen wir eines nicht, meine Freunde! Vergessen wir nicht, daß es auch auf der Erde nach wie vor Millionen von Menschen gibt, die gleich uns an die demokratischen Ideale glauben - auch wenn sie gezwungen sind, in Unfreiheit zu leben. Uns, die wir frei sind, fällt die schwere Aufgabe zu, für sie eine Flamme der Hoffnung zu sein in der Dunkelheit, die über die Völker der Drei Vereinigten Kontinente hereingebrochen ist." Es folge die Vereidigung. Vor dem Gouverneur und dem Großen Rat der dreizehn Towns übernahm Samuel Hirschmann die Präsidentschaft der soeben proklamierten Republik. Alles das war vorüber, als Ruth das Champagnerglas hob und mich dabei ansah. Wir waren allein in dem Bungalow, den die Regierung Ruth einstweilen zur Benützung zur Verfügung gestellt hatte. Stroganow und Ibaka hatten uns schon vor einer Weile verlassen. Auch ich hob mein Glas - und mit meinem Lächeln versuchte ich Ruth darüber hinwegzutäuschen, wie sehr die neuerliche Untätigkeit auf mir lastete. „Auf uns!" sagte ich. Ruth schüttelte ein wenig den Kopf. „Wir wären nicht hier, wenn ein anderer nicht gewesen wäre", sagte sie. „Auf Commander Harris!" „Auf den Commander", wiederholte ich, wir stießen miteinander an, und für einen Augenblick war mir, als
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