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Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume
Autoren: Kathryn Smith
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hier, um Euch eine Vorladung zu überbringen, Euer Hoheit.«
    Euer Hoheit? Normalerweise nannte er mich »Prinzessin«, und das auch noch in einem ausgesprochen spöttischen Ton. »Das ist aber ein bisschen förmlich, was?« Ich lachte, doch Verek blieb ernst. »Mensch, Verek, was für eine Vorladung?«
    Er seufzte. »Heute Abend musst du vor dem Rat der Nachtmahre erscheinen und dich zu deinen Aktivitäten befragen lassen.«
    Mein Herz machte einen Satz. »Welche Aktivitäten?«
    Sein Blick war beinahe mitleidig. »Die Oberste Wächterin hat mitbekommen, dass du Noah in unsere Welt gebracht hast, Dawn. Du hast die Regeln gebrochen, und dafür musst du jetzt dem Rat Rede und Antwort stehen.«
    Rede und Antwort stehen? Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass er sich seine Vorladung sonst wohin stecken konnte. Als ich Noah damals während unseres ersten Kampfes gegen Karatos mit ins Traumreich nahm, hatte ich gar nicht gewusst, dass ich etwas Verbotenes tat, etwas, wozu ich nicht einmal die Fähigkeit besitzen dürfte.
    Wie konnten sie mich für etwas bestrafen, was niemand für möglich gehalten hatte? Aber offensichtlich gab es das Gesetz, keinen Sterblichen jemals in Gefahr zu bringen. Dabei hatte ich versucht, Noah zu retten und nicht, ihm zu schaden.
    »Das ist doch Blödsinn«, erwiderte ich. »Der Rat ist stinksauer auf mich und versucht, mich auf diesem Weg unter seine Fuchtel zu bekommen.« Ich war schließlich die Tochter des Herrschers in diesem Reich!
    »Was ist, wenn ich mich weigere?«, fragte ich.
    Vereks schroffe Gesichtszüge wurden noch härter. »Dann soll ich dich gefesselt aufs Schloss bringen und das weitere Vorgehen abwarten.«
    »Das lässt mein Vater niemals zu!«
    Jetzt blickte er mich wirklich mitleidig an. »Es war dein Vater, der den Befehl gegeben hat.«

[home]
Kapitel zwei
    D u siehst wirklich beschissen aus.« Diese liebevolle Bemerkung war das Erste, was ich von meiner Kollegin Bonnie Nadalini hörte, als ich den Empfangsbereich der Gemeinschaftspraxis in der Madison Avenue betrat. Ich teilte mir die Praxis mit den Clarkes. Noahs Stiefvater Edward und sein Stiefbruder Warren, beide Psychiater, hatten mir ein eigenes Büro in ihrer gutgehenden Praxis angeboten. Edward behauptete, mein Artikel über luzide Träume habe ihn sehr beeindruckt, doch ich war mir sicher, ihr Angebot hatte mehr mit Noah als mit mir zu tun. Aber natürlich ließ ich mir die Gelegenheit, eine eigene Praxis zu eröffnen, nicht entgehen und hoffte, ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen.
    Am Empfang blieb ich für einen Augenblick stehen. Noch immer machten mich der edle Marmorboden, der farbenfrohe Teppich und die eleganten, aber doch bequemen Möbel ein wenig unsicher. Die sanfte Beleuchtung, weiche Kissen und Bilder in hellen Farben sorgten dafür, dass die Praxis freundlich, aber nicht überladen wirkte. Ich hatte wirklich Glück gehabt, dass Noahs Stiefvater und sein Halbbruder mich aufgenommen hatten.
    Bonnie saß in dem leeren Wartezimmer an ihrem riesigen Eichenschreibtisch und warf mir dieses typische neckische Lächeln zu, das nur Frauen »in einem gewissen Alter« hinkriegen. Und damit meine ich Frauen, die an dem Punkt »Ich bin eine Frau und habe was zu sagen!« in ihrem Leben angekommen sind, was gewöhnlich Ende vierzig, Anfang fünfzig der Fall ist. Dennoch hielt ich eine Menge von ihr. Ich hatte sie vom Schlafzentrum mitgebracht, und die Clarkes hatten auch sie eingestellt.
    Ich schenkte ihr ein aufgesetztes Lächeln. »Du findest doch immer die richtigen Worte.«
    Sie zuckte mit den Schultern und schob sich mit ihrer manikürten Hand eine blonde Strähne über die magere Schulter. »Ich mach mir doch nur Sorgen um dich, Kind.« Ihr Ton war leicht, doch in den grünen Augen lag echte Besorgnis. »Ist alles in Ordnung?«
    Bonnie wusste nicht, dass nur eine Hälfte von mir menschlich war. Wie hätte ich es ihr auch erklären sollen? Sie hatte die ganze Zeit über im Schlaflabor mit mir zusammengearbeitet und sich um mich gekümmert, als Karatos eine meiner Patientinnen tötete, um so an mich heranzukommen. Sie kannte mein sonderbares Verhältnis zu meiner Familie und wusste, dass ich mit Noah zusammen war. Im Grunde genommen war sie so etwas wie ein Mutterersatz für mich, zumal meine eigene Mutter schon seit geraumer Zeit nicht mehr für mich da war.
    »Ich bin nur müde. Gestern Nacht mussten wir ins Krankenhaus. In Noahs Familie gab es einen Notfall.« Genaueres konnte ich ihr nicht erzählen. Ich
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