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Ein gutes Omen

Ein gutes Omen

Titel: Ein gutes Omen
Autoren: Neil Terry; Gaiman Pratchett
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Am Anfang …
    Ein sonniger Tag.
    Inzwischen
waren mehr als nur sieben Tage vergangen, und ständig herrschte prächtiges
Wetter – den Regen hatte man noch nicht erfunden. Aber jenseits von Eden
ballten sich dunkle Wolken zusammen und kündigten ein Unwetter an, das erste in
der Klimageschichte des Paradieses. Es handelte sich um eins jener Gewitter,
die nicht zum Scherzen aufgelegt sind.
    Der Engel am
Osttor hob die Flügel über den Kopf, um sich vor den ersten Regentropfen zu
schützen.
    »Entschuldige
bitte«, meinte er höflich, »was hast du gerade gesagt?«
    »Ich sagte: Der Typ fiel wie eine bleierne Ente«, erwiderte die Schlange.
    »O ja«,
murmelte der Engel, dessen Name Erziraphael lautete.
    »Um ganz
ehrlich zu sein«, fuhr die Schlange fort, »ich halte die Reaktion für etwas
übertrieben. Ich meine, gleich beim ersten Vergehen und so. Er war nicht mal
vorbestraft. Außerdem: Warum ist es so schlimm, den Unterschied zwischen Gut
und Böse zu kennen?«
    »Es muß schlimm sein«, entgegnete Erziraphael im besorgten Tonfall eines
Mannes (nun, eines Engels), der eigentlich gar keine Antwort auf diese Frage
wußte – was verständliches Unbehagen in ihm weckte. »Andernfalls wärst du nicht daran beteiligt.«
    »Man sagte mir
nur: ›Geh nach oben und mach ein bißchen Ärger‹«, erklärte die Schlange. Sie
hieß Kriecher, spielte jedoch mit dem Gedanken, sich einen anderen Namen
zuzulegen. ›Kriecher‹, so beschloß sie, paßte nicht recht zu ihr.
    »Ja, aber du
bist ein Dämon«, wandte Erziraphael ein. »Vermutlich ist es dir gar nicht
möglich, Gutes zu bewirken. Ich meine, es liegt an deiner, äh, Natur. Womit ich
dir keineswegs zu nahe treten möchte.«
    »Du mußt
allerdings zugeben, daß es ein wirklich dickes Ding ist«, sagte Kriecher. »Ich
meine, auf Den Baum zu zeigen und dann fettgedruckt zu verkünden: Rührt seine
Früchte nicht an! Von Taktgefühl keine Spur.
Ich meine, warum hat Er ihn nicht auf irgendeinem weit entfernten, hohen Berg
angepflanzt? So etwas stimmt einen doch nachdenklich. Man fragt sich, was Er
plant.«
    »Es ist
bestimmt besser, nicht darüber zu spekulieren«, gab Erziraphael zurück. »Wie
ich immer sage: Es hat keinen Sinn, Vermutungen darüber anzustellen, was Seine
Erhabenheit bezweckt. Auf der einen Seite steht das Richtige, auf der anderen
das Falsche. Wenn man sich für etwas Falsches entscheidet, obwohl man
aufgefordert wurde, sich ans Richtige zu halten, so hat man Strafe verdient.
Äh.«
    Engel und
Schlange schwiegen verlegen und beobachteten, wie Regentropfen auf die ersten
Blumen herabprasselten.
    Nach einer
Weile fragte Kriecher: »Hattest du nicht ein Flammenschwert?«
    »Äh«, machte
Erziraphael. Ein Schatten von Schuld huschte ihm über die Züge, kehrte zurück
und klammerte sich im Gesicht des Engels fest.
    »Das stimmt
doch, oder?« fügte Kriecher hinzu. »Die Flammen sahen toll aus.«
    »Äh, nun …«
    »Ich war echt
davon beeindruckt.«
    »Ja, äh, nun …«
    »Du hast es
verloren, hm?«
    »O nein! Nein,
nicht wirklich verloren, eher …«
    »Nun?«
    Erziraphael
wirkte zerknirscht. »Wenn du’s unbedingt wissen willst«, sagte er ein wenig
trotzig, »ich hab’s verschenkt.«
    Kriecher
starrte ihn groß an.
    »Nun,
eigentlich blieb mir gar nichts anderes übrig«, fuhr der Engel fort und rieb
sich geistesabwesend die Hände. »Ach, sie froren so, die Armen, und sie ist schon in anderen Umständen, und ich dachte an die bösartigen Tiere dort draußen, und außerdem zog das
Gewitter herauf und so, ja, und ich hatte einfach Mitleid, was kann’s schaden?
fragte ich mich. Und deshalb sagte ich ihnen: Hört mal, wenn ihr zurückkehrt,
geht’s hier drunter und drüber, ihr wißt schon, der Zorn des Allmächtigen kann
ziemlich allmächtig sein, nehmt das Schwert, und bedankt euch nicht groß dafür,
tut mir und den anderen im Garten Eden bloß den Gefallen und verschwindet so
schnell wie möglich.«
    Erziraphael sah
Kriecher an und lächelte schief.
    »Das war doch Richtig, oder?« fragte er zaghaft.
    »Vermutlich
bringst du es gar nicht fertig, Böses zu bewirken«, erwiderte Kriecher. Der
Engel überhörte die Ironie.
    »Oh, ich hoffe,
du hast recht«, sagte er. »Ja, das hoffe ich wirklich. Den ganzen Nachmittag
über habe ich mir Sorgen gemacht.«
    Eine Zeitlang
sahen sie dem Regen zu.
    »Seltsam«,
brummte Kriecher schließlich, »ich frage mich immer wieder, ob das mit dem Apfel Falsch genug war. Ich meine, ein Dämon kann
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