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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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Prolog
    Der 15000-t-Asteroid war vor undenklichen Zeiten so benannt worden, damals, als die Menschen noch solche Dinge taten. AE-513-49 hatten sie ihn getauft. Gegen Ende des einundzwanzigsten Jahrhunderts, als man jeden Brocken aus Eis oder Felsgestein, der mutmaßlich irgendwann einmal eine Gefahr für die Erde darstellen konnte, kartographisch erfasst hatte, war man zu dem Schluss gelangt, dass für AE-513-49, der ein wenig wie der Fuß eines Elefanten aussah und aus Nickeleisen bestand, die Wahrscheinlichkeit für eine Kollision mit der Erde hinreichend gering war, wonach der Hitzetod des Universums ein viel wahrscheinlicheres Problem darstellte.
    AE-513-49 war für den Bergwerksabbau in Betracht gezogen worden, bis man darauf kam, dass der Abbau der Materialien – im Hinblick darauf, dass es sich um einen Helios-Asteroiden handelte, also einen sonnennahen – wesentlich kostspieliger sein würde als der Abbau von »hügelabwärts«, also in den äußeren Bereichen des Systems um die Sonne kreisenden Asteroiden. Dann wurde der Asteroidenbergbau nach einer sehr kurzen Blütezeit wieder eingestellt, weil die Menschheit anfing zu schrumpfen und somit auch der Bedarf an Metallen von außerhalb der Atmosphäre.
    So kam es, dass man AE-513-49 weiter gestattet hatte, seinen einsamen Orbit fortzusetzen, die Sonne wie ein sehr kleiner Planet zu umkreisen, draußen, am äußersten Rande des »Lebensgürtels« zwischen Erde und Merkur.

    Bis etwas Seltsames geschehen war.
    Vor ein paar Jahren hatte man ihn ein paar Mal ganz leicht angeschubst, um sein Gravitationsfeld zu verändern. Der erste Schubser sandte ihn nach innen auf die Sonne zu, wo er natürlich ohne erkennbare Spuren aufgeprallt und in den heißen Gasen versunken wäre. Aber dann stieß er auf den Schwerkrafttrichter des kleinen Planeten Merkur, wurde auf einer »Steinschleuderbahn« um ihn herumgewirbelt und jagte wieder nach »draußen« im System.
    Weitere kleine Schubser – einige davon wirklich winzig – justierten seine Bahn, bis der Asteroid exakt auf einen Punkt im Weltraum zielte, den die Erde einmal passieren würde. Dann geschah beinahe ein Jahr lang gar nichts. Als er sich mehr und mehr der Erde näherte, folgten weitere Schubser. Ein paar davon justierten seinen Kurs so, dass er mit Sicherheit die Erde treffen würde und, was noch wichtiger war, eine ganz bestimmte Zone der Erde. Weitere Schubser beschleunigten ihn oder bremsten ihn ab, damit er einen ganz bestimmten »Punkt« in jener Zone treffen würde. Als er sich dann der Atmosphäre näherte, wurden die Schubser immer präziser. Jetzt bewegte er sich zielsicher auf jenen einen kleinen Punkt zu.
    Als er in die Atmosphäre eintrat, weit entfernt, wo sie ganz dünn war, begann sie zu fluoreszieren, und von dem stürzenden Asteroiden sprangen flirrende Wellen von Feuer weg, als die leichteren Materialien, die er auf seiner zwei Milliarden Jahre langen Reise durch das Sonnensystem aufgesammelt hatte, wegbrannten und den massiven Nickel-Eisen-Kern freilegten. Dann begann auch dieser zu brennen, als AE-513-49 der Erdoberfläche immer näher kam und das Metall sich in feurigen Wellen auflöste.
    Und damit wurde er zu einem geschmolzenen Ball aus Nickel-Eisen, der mit einer Geschwindigkeit, die weit über dem Orbitalwert lag, der Erde entgegenraste, einen gewaltigen
Feuerschweif hinter sich herzog und mitten in der Luft fünfunddreißig Meter über einem harmlos wirkenden Haus, das gegen alle Vernunft in einer Lavapfütze schwamm, ruckartig zum Stillstand kam.
    Im Einklang mit den Gesetzen der Physik explodierte das von der Hitze halb ionisierte Nickel-Eisen mit titanenhafter Wut nach draußen. Aber auch dies wurde mitten in der Luft aufgehalten, und die gewaltige Detonation, die einen Großteil der Umgebung zerstört hätte, wurde von einer unsichtbaren Kraft eingefangen und schnell verteilt.
    Das Nickel-Eisen, das einmal Asteroid AE-513-49 gewesen war, breitete sich über einer unsichtbaren halbkugelförmigen Barriere aus, deckte praktisch das Haus ab und hinderte einen Augenblick lang das Licht daran, in sein Inneres zu dringen, glitt dann weg, zog Blasen, als habe man es einer ungeheuren Energie ausgesetzt, und schloss sich der restlichen Lava an.
    Innerhalb des halbkugelförmigen Schutzfeldes wurde der Aufprall des Asteroiden lediglich als ein einfacher Stoß wahrgenommen. Sheida Ghorbani öffnete bei dem Stoß einen Sichtschirm, wie sie das mindestens einmal pro Tag tat, und blickte auf den
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