Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wächterin der Träume

Wächterin der Träume

Titel: Wächterin der Träume
Autoren: Kathryn Smith
Vom Netzwerk:
hatte sogar schon einen Verdacht gehabt, bevor ich es ihm erzählte. Eigentlich erfuhr er alles von Karatos, und ich ergänzte später das, was noch offengeblieben war. Noah akzeptierte mich so, wie ich war, und stellte nur die notwendigsten Fragen.
    Schweigend stiegen wir die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Er hatte mich zwar nicht ausdrücklich gebeten zu bleiben, doch auf dem ganzen Rückweg hatte er mich keine Sekunde losgelassen. Er wollte vermutlich nicht allein sein.
    Die Stille, mit der uns das glänzende Holz, die hohen cremefarbenen Wände und die riesigen Fenster in seiner Wohnung empfingen, war beruhigend und einladend. Wir stiegen zu seinem Schlafzimmer im Loft hinauf, zogen uns aus und krochen unter die weichen, buttergelben Bettdecken. Gott sei Dank hatte ich an diesem Morgen vor elf Uhr keine beruflichen Termine und konnte so noch ein bisschen schlafen.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte ich Noah, als er mich an sich zog.
    »Nein«, erwiderte er und strich mit der Hand über meinen Arm, der quer über seiner Brust lag. Seine Finger fühlten sich warm und tröstlich an.
    »Sie wird wieder gesund«, sagte ich zuversichtlich. Ich hoffte inständig, dass sie sich ohne bleibenden körperlichen und seelischen Schaden erholen würde.
    »Kannst du ihr helfen?«
    Ich versteifte mich. »Noah, Amanda hat gesagt, sie will nicht mit mir darüber reden. Ich kann sie nicht dazu zwingen. Außerdem habe ich nicht viel Erfahrung mit Vergewaltigungsopfern. Sie verdient es, von einem Experten behandelt zu werden.«
    Er blickte auf mich hinunter. Ich konnte seinen enttäuschten Blick förmlich auf meiner Stirn spüren. »Du hast Erfahrungen mit Träumen«, sagte er leise. »Könntest du ihr nicht damit helfen?«
    Ich lachte ungläubig und stützte mich auf den Ellbogen, um ihn anzusehen. »Derselbe Mann, der mir gesagt hat, ich soll die Finger von seinen Träumen lassen, will jetzt, dass ich in die Träume seiner Exfrau eindringe?« So viel zu unserem freudigen Wiedersehen.
    »Wenn es ihr hilft, ja.« Er legte die Stirn in Falten. »Ich verlange ja nicht, dass du in ihre Träume eingreifst oder irgendwas in ihrem Kopf anstellst.«
    »Was verlangst du dann?«
    »Ich weiß nicht.«
    Meine Abwehrhaltung löste sich, als ich seine enttäuschte Miene sah. Er fühlte sich hilflos – ein Zustand, den kein Mann mochte, vor allem nicht, wenn er sich geschworen hatte, nie wieder hilflos zu sein. Ich war nicht beleidigt, weil es um Amanda ging, und ich war ihm auch nicht böse, dass er mich gebeten hatte, meine Fähigkeiten für seine Exfrau einzusetzen. Ich empfand Mitleid mit ihm. Er war ein guter Mensch.
    »Ich werde sie mir mal ansehen«, sagte ich. »Aber nicht heute Nacht. Wegen der Schmerzmittel wird sie unruhig träumen.«
    »Danke.« Er gähnte mit geschlossenen Augen. »Die Vorstellung, was Karatos dir angetan hat, ist unerträglich.«
    »Psst. Das ist doch jetzt egal.« Ich hatte mich schon gefragt, wann er davon anfangen würde. Damals hatten wir nicht viel darüber gesprochen, und für mich war die Sache eigentlich erledigt. Langsam, aber sicher gehörte ich offenbar der »Was uns nicht umbringt, macht uns stark«-Fraktion an. Vielleicht lag es daran, dass ich
Magnolien aus Stahl
einmal zu oft gesehen hatte, vielleicht wurde ich aber auch endlich erwachsen – jedenfalls hatte Karatos keine Macht mehr über mich, und damit es auch so blieb, mochte ich nicht mehr an ihn denken.
    Noah schlief vor mir ein. Ich wollte ihn erst zur Ruhe kommen lassen, bevor ich mich in das Reich der Träume treiben ließ. Er konnte es nicht leiden, wenn ich unerwartet in seine Träume platzte. Trotzdem wollte ich meine Sinne wach halten, für den Fall, dass er nach mir rief.
    Diesmal schlüpfte ich auf dem normalen Weg ins Traumreich, so wie ich es zuvor verlassen hatte. Zumindest
dabei
bekam ich langsam den Dreh raus. Mein Traum-Ich lag geruhsam an einem schönen, warmen Strand in der heißen Sonne, bis ein vertrauter Schatten auf mich fiel.
    Ich schlug die Augen auf und sah Verek über mir. Das letzte Mal, als wir uns an einem Strand begegnet waren, hatte er mich geneckt und dabei ein paar Kleidungsstücke verloren – ein ziemlich erfreulicher Anblick. Jetzt blickte er grimmig drein.
    »Kein Training mehr heute Nacht«, sagte ich warnend. »Ich habe keine Lust dazu.«
    Verek schüttelte den Kopf und hockte sich neben mich. Unter dem dünnen Stoff seiner Hose konnte ich die Muskeln an seinen Oberschenkeln sehen. »Ich bin
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher