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VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund
Autoren: Michael M. Thurner
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geschuftet. Habe bei den Tieren geschlafen, von ihnen gelernt, habe mir einen krummen Buckel und verkrüppelte Finger von den vielen niederen Arbeiten geholt. Du hingegen hast nichts geleistet. Hast dich nur auf dein Talent und dein hübsches Gesicht verlassen.« Gonho lachte verächtlich, während er eine Kalksäule umkreiste und sich der Prinzessin näherte. »Selbst als du einen der besten Maelwoorms zu Schanden geritten hast, entzog dir Zhulu nicht sein Wohlwollen und ließ dich trotzdem zu den Prüfungen zu. Lange Zeit habe ich nicht verstanden, warum. Bis ich dahinter kam.« Neuerlich hässliches Gelächter. »Du hast manchen Daams Geld für deine Dienste abverlangt. Hast Zhulu haufenweise Jeandors in den Arsch geschoben, damit er dich nicht verriet. Er ließ sich bestechen, der feine Herr. Von dir, einem billigen, unwürdigen Kerl, der niemals die Seele eines Maelwoorms verstehen wird…«
    Gonho verlor sich in endlosen wirren Vorwürfen. Er schien kaum noch zu wissen, wo er sich befand, wollte sich nur noch den so lange aufgestauten Frust von der Seele reden.
    Die Erde bebte neuerlich, stärker als jemals zuvor. Der Dueting stolperte, ließ seinen Prügel fallen und sah sich irritiert um.
    Das war seine Chance! Kinga, stieß sich an einer Säule ab, stürmte vor, auf seinen Gegner zu. Mit drei weiten Schritten erreichte er Gonho. Er rammte ihm den Kopf in den Magen, warf den völlig Überraschten zu Boden, setzte sich auf seinen Leib und deckte ihn mit einem Schlaghagel ein. Er holte das Letzte aus seinem gemarterten Körper heraus, hieb immer wieder zu.
    Eine Handvoll Staub traf Kinga im Gesicht, drang in seine Augen. Fluchend ließ er von seinem Gegner ab, rieb mit Fingern den Schmutz aus den Augenwinkeln. Er fühlte sich gepackt, beiseite gestoßen und nun selbst auf den Rücken gedreht. Mörderische Hiebe ließen sein Denken in Schmerzen explodieren.
    Irgendwie drehte er sich zur Seite und machte sich klein. Rollte sich in eine gehockte Stellung zusammen, um Gonho möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
    Ein Treffer am Steißbein. Ein weiterer am Hinterkopf, dann zwischen den Beinen.
    Doch fast schlimmer noch als der Schmerz war die Erkenntnis, dass Gonho Recht hatte. Ja, er hatte Geld gestohlen, Frauen betrogen, den Quarting bestochen, stets den leichtesten Weg gesucht.
    Er war ein Feigling. Einer, der keinen Stolz kannte und seine Familie verkauft hätte, um ein Ziel zu erreichen. Vielleicht hatte er tatsächlich Schuld am Tod der Eltern – wer wusste das schon? Die Erinnerungen an seine Jugend waren verschwommen und kehrten auch jetzt nicht mehr zurück. Zander mochte mit all seinen Behauptungen Recht gehabt haben. Stets war er ausgewichen oder hatte durch Intrigen erreicht, was er wollte.
    Was für eine Ironie des Schicksals, dass er ausgerechnet jetzt, da er erstmals eine ehrliche Tat vollbringen wollte, um die geliebte Prinzessin zu retten, scheiterte.
    Ein Tritt traf seinen rechten Ellbogen, zerschmetterte Elle und Speiche. Kinga hörte es lautstark knacken, empfand aber nichts dabei.
    Höhnisches, verrücktes Gelächter. Der vage Eindruck eines Mannes, Gonhos, der über ihm stand und den Holzprügel zum letzten Schlag erhoben hielt. Auf seinen Kopf gezielt.
    Bring es endlich zu Ende, flehte Kinga in Gedanken. Mach, dass es vorbei ist.
    Ewigkeiten vergingen. Nichts geschah.
    Dann fiel ein Körper auf ihn, begrub ihn unter sich.
    Eine Stimme, so süß wie Honig. »Steh endlich auf, du faules Mistvieh!«, fuhr ihn die Prinzessin an. »Er ist tot, und wir müssen schleunigst von hier verschwinden, bevor die Höhle endgültig einbricht!«
    ***
    Es dauerte lange, bis er sich aus dem Schlamm ins Freie gewühlt hatte. Sein letzter Begleiter lag tief unter ihm, vom Schlamm begraben. Wahrscheinlich hatte er das Atmen endgültig eingestellt und ruhte nun. Doch in ihm brannte das Feuer des Lebens. Schließlich hatte er einen Auftrag zu erfüllen. Was er begonnen hatte, würde er auch beenden.
    Er schob die Hände aus dem fest gepressten Erdreich, tastete nach einem breiten Steinsims und schob sich hoch. Zentimeter für Zentimeter. Es rutschte kein Material mehr nach. Die Grube war bis zum Rand hin gefüllt.
    Sein Kopf kam frei, dann der Rumpf. Es dauerte lange, selbst für seine Begriffe, bis er sich vollends aus der Falle befreit hatte. Er richtete sich auf und sah sich um. Die Erde bebte. Er musste sich an einer spitzen Felsnadel festhalten.
    Wo war das feiste Nahrungswesen? War es entkommen?
    Da stand
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