Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
VT02 - Der gierige Schlund

VT02 - Der gierige Schlund

Titel: VT02 - Der gierige Schlund
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
grunzenden Lauten, dass sie sich unter den gebotenen Lebensumständen wohl fühlte.
    Das Leben wich aus ihm. Ein jeder Atemzug brachte mehr Ruhe mit sich und ließ ihn die Erinnerung an den Schmerz in seiner Brust vergessen.
    Er war dem jungen Woormreiter nicht böse. Er verstand dessen Verrat nicht, war aber längst zu müde, um darüber Zorn zu verspüren.
    Ein letztes Mal klopfte er Iinz auf die ledrige, staubige Haut. Die Urmutter würde bald nach ihm sterben. Verhungern, verdursten oder von Parasiten aufgefressen. Doch sie hatte viele gute Jahre gehabt, die ihr ohne ihn nicht vergönnt gewesen wäre.
    Es war gut so, wie es kam.
    Aksama atmete aus. Spürte mit einem Gefühl der Verwunderung, dass keine weitere Luft nachströmte, als seien seine Lungen mit Flüssigkeit gefüllt.
    Dann endete alles.
    ***
    Kinga schob sich aus dem Durchstieg und ließ sich zu Boden fallen. Es grummelte erneut. Die Höhlenwände verschoben sich. Gneis und Granit quetschten gegeneinander, schufen bizarre Felsformationen, schossen meterlange Splitter kreuz und quer durch die Höhle. Ein tonnenschwerer Stalaktit stürzte herab, bohrte sich knapp neben ihm in den feuchten Untergrund.
    Er sah sich um. Auch hier sorgte Licht, das aus den Felswänden drang, für ausreichend Sicht. Wo war Lourdes? Lebte sie noch?
    Eine Stimme. Weiblich, schrill, angsterfüllt. Dort vorne, knapp neben einem steinernen Torbogen.
    Kinga rappelte sich hoch, stolperte vorwärts, wich weiteren herabstürzenden Felsbrocken aus. Betäubender Lärm, vieltausendfach gebrochen, zwang ihn, die Hände gegen die Ohren zu pressen. Für einen Moment verlor er die Richtung und musste sich neu orientieren.
    Rechts von Kinga bewegte sich etwas. Die Prinzessin! Sie erhob sich, blickte verwirrt zu ihm. Das Kleid hing in Fetzen von ihr herab. Körper und Gesicht waren von unmäßigen Strapazen und Ängsten gezeichnet.
    »Lourdes!«, sagte er, und lief auf sie zu, jegliche Vorsicht vergessend.
    »Achtung!«, krächzte sie heiser, »nimm dich in Acht vor…«
    Der Instinkt, den sich Kinga im Umgang mit halbwilden Maelwoorms angeeignet hatte, half ihm, sich rechtzeitig zur Seite zu werfen. Wind fauchte über ihn hinweg, ausgelöst durch einen schweren Holzprügel. Die Waffe prallte knapp neben ihm auf Gestein und erzeugte einen dumpfen Ton.
    Kinga rollte sich über den Boden ab, wich einem weiteren, wütend geführten Hieb aus, kam mit dem Rücken zu einer Steinsäule wieder auf die Beine.
    Ein Mensch stand ihm gegenüber! Kräftig und untersetzt war er. Er stand da und lauerte auf eine weitere Chance, zuzuschlagen. Das Gesicht des Mannes blieb hinter einer blutverschmierten Atemmaske verborgen. Doch wie er sich bewegte, wie er umherblickte, wie er die Waffe hielt: Dies alles kam Kinga nur allzu bekannt vor.
    Ein weiterer Hieb, überraschend von unten her geführt. Kinga wich aus und brachte sich hinter mehreren morschen Holzbalken in Sicherheit. Er sah sich um. Lourdes stand da, mit gebeugtem Körper, wie unter Schmerzen. Sie schien an die Stelle gebannt zu sein.
    »Mieser Opportunist!«, schrie der Maskierte. »Jahrelang hab ich auf diese Gelegenheit gewartet. Ich bring dich um, ich bring dich um…!«
    Diese Stimme, hohl und verzerrt – sie war die eines Kollegen! Und mit einem Mal wusste Kinga, wer der Maskierte war.
    »Dämmert’s allmählich?«, rief sein Gegner und riss sich den Atemschutz vom Gesicht. »Kennst du mich noch? Oder ist es unter deiner Würde, dich mit einem Dueting zu beschäftigen? Einem, der immer nur deine Ausrüstung instand halten und die Zweitwoorms zureiten durfte? Fällt dir nicht einmal mehr mein Name ein?«
    Wieder ein Schlag. Mit der Kraft eines Verrückten geführt. Kinga wich aus, wurde von Lourdes weggetrieben. »Natürlich weiß ich, wer du bist!«, rief er schwer atmend. »Du bist Gonho, der Zureiter!«
    ***
    »Gonho, der Dueting. Gonho, der Pfleger. Gonho, das nichtsnutzige Geschöpf, das jahrelang keine Chance zur Bewährung bekommt, während ihm Jüngere vorgezogen werden. Immer und immer wieder wartet er darauf, von Zhulu bemerkt und zu weiteren Prüfungen herangezogen zu werden. Als Höhepunkt der Demütigungen werden ihm siebzehnjährige Knaben vor die Nase gesetzt. Einer davon ist ein Taugenichts, der sich kaum um seine Fortbildung kümmert und sich stattdessen mit leichten Daams herumtreibt. Als wäre es nicht das höchste der Gefühle, den Maelwoorms zu dienen.«
    Gonho holte kurz Atem, bevor er fortfuhr: »Tag und Nacht habe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher