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GK0134 - Die Drachenburg

GK0134 - Die Drachenburg

Titel: GK0134 - Die Drachenburg
Autoren: Jason Dark
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Sandra Lee war es nicht!
    Die Orkney-Inseln hatten sie schon immer fasziniert. Bereits in der Schule hatte sie von diesem wilden Eiland nördlich von Schottland gelesen. Sie kannte die Geschichte der Inseln, die Sagen und Legenden, die sich darum rankten.
    Ja, es war die Vergangenheit, die Sandra nicht in Ruhe gelassen hatte. Die Zeit der Kelten, jenes Volksstammes, der auf den Orkney-Inseln seine Spuren hinterlassen hatte. Überall noch fanden Historiker Ruinen aus der Keltenzeit und Opferstätten, wo die Kelten die heidnischen Druidengötter gnädig gestimmt hatten. Schaurige Rituale waren damals vollzogen worden, die über Generationen hinweg von Mund zu Mund weitererzählt worden waren.
    Und in all den Erzählungen tauchte immer wieder ein Name auf.
    Die Drachenburg!
    Tok-El, ein schrecklicher Druidengott, soll der Baumeister gewesen sein und sie anschließend verflucht haben. Ein magischer Zauber bannte die Drachenburg in eine andere Dimension, und nur in Vollmondnächten tauchte sie aus dem Zeittunnel auf und stand als trutzige Festung hoch auf der Spitze eines Berges.
    Es war die Zeit des Vollmondes, die Sandra Lee sich ausgesucht hatte.
    Sie hatte die Reise lange vorbereitet. Während ihres Geschichtsstudiums hatte sie sich intensiv mit dem Land beschäftigt und soviel Geld gespart, daß sie ihr Studium für ein Semester unterbrechen konnte, um sich an Ort und Stelle umzusehen.
    Sandra Lee wollte die Drachenburg finden – wollte das Geheimnis dieser Festung lüften und wenn es ihr eigenes Leben kosten sollte!
    Sandra hatte nirgendwo Unterstützung gefunden. Sie war ausgelacht worden. Selbst ihr Freund Peter hatte an ihrem Verstand gezweifelt. Doch was sich Sandra einmal in den Kopf gesetzt hatte, das führte sie auch durch.
    Sie wohnte auf einer Nachbarinsel in einem kleinen primitiven Gasthaus. Von einem Fischer hatte sie sich ein Boot gemietet und war zur Dracheninsel gefahren, diesem felsigen Eiland, auf dem der Sage nach in Vollmondnächten die unheimliche Burg auftauchen sollte.
    Gesehen hatte die Burg angeblich noch niemand. Stets war sie von einem grauviolett schimmernden Nebelschweif umlagert, den nicht einmal der stärkste Wind vertreiben konnte.
    Sandra hatte das Boot in einer kleinen Bucht vertäut und sich auf den Weg gemacht. Sie war ein hübsches Mädchen, einundzwanzig Jahre jung, und hatte braunes lockiges Haar. Dominierend waren in ihrem Gesicht die meergrünen Augen, die ihren Freund Peter so faszinierten. Sandra hatte vor und während ihres Studiums Sport getrieben. Deshalb bereitete ihr auch die mühevolle Kletterei keine großen Schwierigkeiten.
    Ein schmaler, kaum erkennbarer Pfad schraubte sich vor Sandra in die Höhe. Noch war es Tag, und die gelb schimmernde Januarsonne stand tief am Himmel. Es herrschte eine gesunde trockene Kälte, etwas, was in diesen Breitengraden selten genug vorkam.
    Sandra schnürte die Kinnbänder ihrer pelzgefütterten Parkakapuze fester und wich einem großen Findling aus, der den schmalen Weg versperrte.
    Zwei Stunden war Sandra schon unterwegs, und als sie zurückblickte; sah sie tief unter sich die Brandung gegen die Felsen donnern. Gischt spritzte auf. Unzählige Wassertropfen brachen das Sonnenlicht und zauberten sämtliche Farben des Spektrums.
    Es war ein schönes, wildromantisches Bild, das sich den Augen der Abenteuerin bot.
    Sandra ging weiter. Meter für Meter schaffte sie, und je höher sie kam, um so beklemmender wurde das Gefühl, das plötzlich von ihr Besitz ergriffen hatte.
    Kehre um! sagte eine innere Stimme. Noch ist es Zeit.
    Einen Augenblick lang wollte Sandra der Stimme ihres Gewissens folgen, doch dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. Nein, sie würde weitergehen. Die Arbeit von Jahren sollte nicht umsonst gewesen sein.
    Es war kalt, und Sandras Atem stand als helle Wolke vor ihren Lippen. Felsen, auf denen Wind und Wetter ihre Spuren hinterlassen hatten, türmten sich vor Sandra in die Höhe. Der schmale Pfad führte auf eine Schlucht zu, deren Eingang ihr wie das riesige Maul eines urweltlichen Ungeheuers vorkam.
    Sandra holte tief Luft, ehe sie sich in die Schlucht hineinwagte.
    Dunkelheit nahm sie gefangen.
    Sandra fühlte sich als der einsamste Mensch auf der Welt. Nichts war zu hören, außer ihren Schritten. Die Felsenwände zu beiden Seiten der Schlucht wuchsen nach oben hin zusammen und ließen kaum einen Schimmer Tageslicht hindurch.
    Plötzlich zuckte Sandra zusammen. Etwas war dicht über ihren Kopf hinweggesegelt.
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