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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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ihren Wert«, sagte er nach einer Weile. »Alte Gebräuche, die seit langem in Vergessenheit geraten sind, erscheinen als etwas völlig Neues, wenn sie wiederbelebt werden. Laß das ursprüngliche Strafmaß wieder einführen.«
    »Bereits bei diesem Gesetzesbrecher?« fragte der Kammerdiener. »Oder erst in allen künftigen Fällen?«
    »Ab sofort«, sagte der Direktor. Er bewegte seinen Zeigefinger zum Zeichen, daß das Gespräch beendet sei. Der Kammerdiener trat zurück und sprach zu den stets gegenwärtigen Beamten und Offizieren.
    Der Direktor, der Beobachtung des geschäftigen Treibens in der Halle überdrüssig, veränderte seine Blickrichtung ein wenig nach links und betrachtete seine sitzende Gestalt im Spiegel. Dort sah er ein Individuum von annähernd drei Metern Länge in einem großen geschnitzten Stuhl mit reichverzierten Armlehnen sitzen. Vierfingerige Hände ruhten auf den kunstvoll gearbeiteten Dämonköpfen an den Enden der Armlehnen. Körper und Gliedmaßen waren in ein einfaches Kleidungsstück von himmelblauer Farbe gehüllt. Dem Halsausschnitt entragte ein hoher und schmaler Kopf, haarlos und von grünlicher Farbe, mit Schnabelnase und dünnem, lippenlosem Mund. Die Augen waren golden, riesig und schön.
    Aber weder die Augen noch das Gesicht zeigten irgendeinen Ausdruck. Die Gesichter des Kammerdieners und der Wächter und anderer Angehöriger seiner Rasse zeigten zuweilen Gemütsbewegungen. Aber des Direktors Gesicht niemals. Er war mehrere hundert Jahre alt und würde weiterleben, bis irgendein Unfall ihn tötete oder er des Lebens überdrüssig würde.
    Er wußte nicht, wie es war, krank zu sein. Er hatte niemals Kälte, Hunger oder irgendwelche Mühsal erfahren. Er kannte weder Furcht noch Haß, weder Einsamkeit noch Liebe. Er betrachtete sich jetzt im Spiegel; denn er war sich selbst ein niemals endendes Rätsel – ein Rätsel, das allein die Langeweile seiner Existenz erleichterte. Er versuchte nicht, dem Rätsel auf den Grund zu gehen. Er genoß es nur, wie ein Kenner einen guten Wein genießt, bedächtig und in kleinen Schlucken.
    Das Ebenbild, das er im Spiegel sah, war das Bild eines Wesens, das keine Alternative hatte, als sich selbst für einen Gott zu halten.
     
    Will Mauston hatte rissige Hände mit dicken, deformierten Knöcheln, und tiefe Runzeln um die kleinen Augen. Die Knöchel hatte er an menschlichen und nichtmenschlichen Knochen gebrochen, meistens im Kampf um das, was sein war. Die Runzeln um die Augen waren – wie die grauen Strähnen in seinem Haar – ein Ergebnis endlosen Feilschens und Rechnens und Sorgens. Bei den seltenen Gelegenheiten, wo er zur Erde zurückkehrte und seine Frau und seine beiden kleinen Kinder besuchte, verschwanden die Runzeln beinahe ... für ein paar Wochen. Aber die Erde war übervölkert und das Leben dort teuer. Er mußte immer wieder fort, und die Runzeln kamen immer zurück. Er war noch nicht dreißig Jahre alt.
    Von einer Rasse interstellarer Händler, den Kjaka, hatte er von Duhnbar gehört. Die Kjaka waren von schwerfälligem Körperbau, löwengesichtig und ehrlich. Er hatte lange schon vermutet, daß es eine solche Welt geben müsse, wie es auf der Erde vor Zeiten alte Städte wie Samarkand unter den Timuriden gegeben hatte, wo die großen Handelsstraßen zusammenliefen. Er hatte gesucht und gefragt, und die Kjaka hatten es ihm gesagt. Duhnbar war das Samarkand der Sterne. Ein mächtiger Handelsstrom von den hochentwickelten Welten der zentralen Galaxis traf hier draußen mit mehreren peripheren Routen zusammen, die zu abgelegenen Sternhaufen und außenliegenden galaktischen Armen führten.
    Mauston war allein gekommen, und er war der erste Mensch, der Duhnbar erreicht hatte. Zwei oder drei Reisen hierher, so hoffte er, würden ihm soviel Gewinn bringen, daß er sich zur Ruhe setzen und bei seiner Familie bleiben könnte. Die Kjaka waren ehrlich und hatten ihm die Zollbestimmungen auf Duhnbar erklärt. Sie hatten ihn zu Khal Dohn geschickt, einem von ihren Leuten auf Duhnbar, der als Maustons Agent handeln würde. Will Mauston hatte sein gesamtes kleines Vermögen und einen Kredit in die Waren investiert, die er hier verkaufen wollte, und über diese Dinge hatte er mit den Kjaka gesprochen. Die unbedeutende Sache mit dem purpurnen Schrein hatten sie vergessen. Der Brauch war so gut wie erloschen, die Geldbuße eine bloße Formalität.
    Beim Verlassen des Abfertigungsgebäudes sah Will Mauston ein verwittertes, tempelartiges
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