Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
dreihundert Jahren miteinander verbunden. Welchen Fehler hatte mein Sohn, daß er seine Prüfung hier auf der Erde nicht bestand? Ich will es wissen!«
    Kyles Kehle schmerzte.
    »Herr«, antwortete er, »er war ein Feigling.«
    Die Hand fiel von seinem Sattelknopf. Und der Herrscher über Dutzende von Welten wankte zurück wie ein abgewiesener Bettler.
    Kyle hob seine Zügel und ritt aus dem Tor, in den Wald und weiter durch die Hügel.
     

 
Der Mann von der Erde
     
    Der Direktor der Welt Duhnbar, die als Handels- und Umschlagplatz einigen Ruf genoß, hatte keinen anderen Namen, noch brauchte er einen; und seine Stattlichkeit und Majestät entsprachen nicht notwendigerweise den Maßstäben der menschlichen Rasse. Aber schließlich hatte er nie von der menschlichen Rasse gehört.
    Er saß Tag für Tag in seinem Äquivalent eines Thronsaals, während zu Füßen der Estrade, auf der sein riesiger Thronsessel stand, die Vertreter Hunderter verschiedener Rassen ihren Geschäften nachgingen. Er hatte gern Leben um sich, also ließ er sie gewähren. Er liebte es nicht, direkt in diese Betriebsamkeit verwickelt zu sein. Darum blickte oder sprach keiner von ihnen in seine Richtung.
    Er sah die Menge vor sich, ausgebreitet durch eine luftige Halle. Am anderen Ende der Halle, über dem hohen Portal, war ein Balkon zur Außenseite durch die Wand gebrochen; von dort überblickte man nicht nur die Halle, sondern auch die breite Freitreppe, die zum Gebäude heraufführte, und die bewaffneten Wächter, die sie flankierten. Auf diesem Balkon standen weitere Mitglieder verschiedener Rassen und sprachen.
    Unweit vom Sitz des Direktors war ein schimmernder Spiegel in der Luft aufgehängt, so daß er, wenn er seinen Kopf nur ein wenig drehte, sein Ebenbild in voller Länge betrachten konnte. Manchmal schaute er und sah sich selbst an.
    Aber in diesem Moment blickte er hinaus über den Thronsaal und den Balkon und sah in seiner Vorstellung die Stadt, die Kontinente und Meere Duhnbars und die fünf anderen Welten dieses Sonnensystems, die die Werkstätten und Kornkammern seiner Kronwelt Duhnbar waren. Daß er über diese Welten und das System herrschte, wäre ein zu milder Ausdruck gewesen. Er besaß und trug sie wie Ringe an seinen Fingern.
    Aber in seinem geistigen Auge hatte alles die stumpfen Farben von langer Vertrautheit und Gleichförmigkeit.
    Er machte eine leichte Bewegung mit einem seiner viergliedrigen Finger, von denen er an jeder Hand drei hatte, mit einem gegengestellten Daumen. Der männliche Erwachsene seiner eigenen Rasse, der gegenwärtig eine Rolle ausfüllte, die etwa der eines Kammerdieners oder Sekretärs entsprach, trat hinter dem Thronsessel hervor. Der Direktor sah ihn nicht an, weil er wußte, daß der Kammerdiener dasein würde, wenn er ihm winkte. Des Direktors dünne Lippen bewegten sich kaum in seinem ausdruckslosen, blaßgrünen Gesicht.
    »Zeit ist vergangen«, sagte er. »Gibt es noch immer nichts Neues?«
    »Direktor von allem«, sagte die leise Stimme des Kammerdieners an seinem Ohr, »seit Ihr zuletzt fragtet, hat es auf den sechs Welten nichts gegeben, das nicht schon früher geschehen wäre. Nur hier aus der Hauptstadt ist die Landung eines einzelnen Fremden von bislang unbekannter Rasse zu vermelden. Er ist jetzt in die Stadt gegangen und hat es unterlassen, am purpurnen Schrein zu opfern, aber sonst benimmt er sich nicht anders als alle Fremden sich auf Euren Welten benehmen.«
    »Ist dieses Unterlassen eines Opfers eine neue Erscheinung?« fragte der Direktor.
    »Es ist ein häufig vorkommendes Delikt«, sagte der Kammerdiener. »Viele Generationen sind dahingegangen, seit jemand zum Zweck andächtiger Einkehr oder zur Verehrung der Götter den purpurnen Schrein betrat. Das Opfer ist zu einer bloßen Zollabgabe unseres Hafens geworden. Fremde, die nichts davon wissen, unterlassen es regelmäßig, auf dem Würfel vor dem Schrein Räucherwerk anzuzünden.«
    Der Direktor sagte nicht gleich etwas. Der Kammerdiener stand wartend. Hätte der Direktor ihn warten lassen, bis er vor Übermüdung oder Erschöpfung zusammengebrochen wäre, würde ein anderer seinen Platz eingenommen haben.
    »Gibt es eine Strafe für diese Unterlassung?« fragte der Direktor endlich.
    »Nach den alten Gesetzen«, sagte der Kammerdiener, »steht darauf die Todesstrafe. Aber seit Hunderten von Jahren wird bei Übertretungen nur ein kleines Bußgeld erhoben.«
    Der Direktor überdachte diese Worte.
    »Alte Gebräuche haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher