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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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Vorsicht – Mensch!
     
    Langsam sank das Raumboot durch die mondlose, kühle Frühlingsnacht über New Hampshire. Der Weg, der sich aus schwarzem Nadelwald über das Weideland schlängelte, sah wie ein langer Streifen schmutzig-hellen Stoffs aus, den jemand achtlos weggeworfen hatte.
    Die zwei Fremden ließen ihr Boot zwanzig Meter über dem Weideland schweben, fast unsichtbar vor der tiefhängenden Wolkendecke. Dann richteten sie sich aufs Warten ein; ihre wolligen, bärenartigen Gestalten ließen sich auf die Keulen nieder, und ab und zu fiel eine gemurmelte Bemerkung, ohne daß ein zusammenhängendes Gespräch daraus wurde. Ihre Uniformkoppel glänzten ein wenig im abgeschirmten Licht der Instrumente.
    »Es ist kein schlechter Ort«, sagte der Rangniedrigere mit einem Blick auf die nächtliche Landschaft.
    »Warum sollte es auch?« brummte der andere.
    Der Jüngere antwortete nicht. Er verlagerte sein Gewicht von einer Keule auf die andere.
    »Die Babys sind bald fällig«, sagte er nach längerer Pause.
    »Wie viele?« fragte der Rangältere.
    »Drei – glaubt der Arzt. Das ist nicht schlecht, für eine erste Geburt.«
    »Meine Frau hatte nur zwei.«
    »Ich weiß. Du hast es mir erzählt.«
    Sie schwiegen. Das Raumboot schwankte unmerklich im Nachtwind.
    »Sieh mal«, sagte der Jüngere plötzlich. »Da kommt es, genau nach Plan.«
    Eine schmale, dunkle Gestalt war unter den Bäumen herausgekommen und näherte sich auf dem Wiesenweg. Ein kleiner Lichtkegel, der in einem ovalen hellen Fleck endete, tanzte voraus über den Weg. Der ranghöhere Fremde richtete sich auf.
    »Du übernimmst die Steuerung«, sagte er. Die Gemütlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden; sie war spröde und unpersönlich geworden.
    »Steuerung klar«, antwortete der andere in der gleichen emotionslosen Stimme.
    »Landen.«
    Das Boot sank rasch abwärts. Es gab eine seltsame licht- und geräuschlose Explosion – wie wenn eine Druckwelle vom Raumboot ausgegangen wäre. Die Gestalt auf dem Weg fiel, die Taschenlampe rollte ins Gras, wo sie einen schwachen Schein verbreitete. Das Raumboot setzte auf, und die zwei Fremden stiegen aus.
    In der dunklen Nacht überragten sie schemenhaft und pelzig die reglose Gestalt. Sie gehörte einem schlanken, dunkelhaarigen Mann Anfang der Dreißig, in verwaschenen Kordhosen und einer karierten Wolljacke über dem blauen Arbeitshemd. Er war bewußtlos, atmete aber regelmäßig und tief.
    »Ich nehme es beim Kopf, hier«, sagte der ältere Fremde. »Du nimmst es beim anderen Ende. Hast du es? Anheben – so! Nun tragen wir es zum Boot.«
    Sein Partner bewegte sich rückwärts zum Boot und hinauf durch den offenen Einstieg. Er schnaufte ein wenig unter der ungewohnten Last.
    »Es fühlt sich schleimig an«, sagte er.
    »Unsinn!« erwiderte sein Vorgesetzter. »Das bildest du dir ein.«
     
    Eldridge Timothy Parker war in einem träumerischen Dämmerzustand zwischen tiefem Schlaf und nahendem Erwachen. Etwas Hartes war unter seinem Rücken – etwas Hartes und Kaltes. Seine schlaffe rechte Hand streckte sich und tastete mit leicht gespreizten Fingern umher. Es fühlte sich wie Stahl an. Lag er auf Metall? Im Nu war er wach. Metall? Er versuchte sich aufzusetzen und schlug mit der Stirn gegen eine Decke, die kaum zwanzig Zentimeter über ihm war. Er blinzelte, zwinkerte in der Dunkelheit, Dunkelheit?
    Er streckte seine Arme nach beiden Seiten aus, suchend und tastend, während ein erstes vages Entsetzen durch seinen Körper kroch. Seine Knöchel schlugen links und rechts gegen Metallwände. In plötzlicher Panik wälzte er sich herum, und seine Finger tasteten im Dunkeln umher, ohne etwas anderes zu fühlen als glatte Metallwände. Sie umgaben ihn, er war eingeschlossen, eingesperrt in ein Metallgehäuse.
    Vollständig.
    Wie in einem Sarg.
    Seine Fäuste hämmerten gegen die Metalldecke. Er begann zu schreien.
     
    Viel später, als er wieder erwachte, war er an einem seltsamen Ort, der keine Wände zu haben schien, aber viele Instrumente. Er hing oder schwebte inmitten von Mechanismen, die sich näherten und wieder entfernten, ihn berührten, untersuchten, drückten, stachen. Er fühlte Hitze und Kälte. Summtöne und Geräusche verschiedener Tonlagen kamen und gingen. Er hörte Stimmen, die ihn ausfragten. Oder vielmehr, er fühlte sie.
    Wer bist du?
    »Eldridge Parker – Eldridge Timothy Parker ...«
    Was bist du?
    »Ich bin Eldridge Parker ...«
    Erzähl uns von dir!
    »Was?«
    Erzähl von
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