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Vorsicht - Mensch!

Vorsicht - Mensch!

Titel: Vorsicht - Mensch!
Autoren: Gordon R. Dickson
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verständlich, daß du nicht sterben möchtest. Du wirst jetzt gehen, oder ich werde dich wegführen lassen.«
     
    Etwas zerbrach in Will Mauston. Benommen und stumpf wandte er sich weg. Blindlings tat er die ersten Schritte zum fernen Portal.
    »Warte.«
    Des Kammerdieners Stimme drehte ihn herum.
    »Komm zurück«, sagte der Kammerdiener. »Der Direktor will dich sprechen.«
    Halb betäubt kam er zurück. Der Direktor neigte sich wieder vorwärts und zu ihm herab.
    »Du wirst nicht sterben«, sagte der Direktor.
    Will Mauston stierte verständnislos in das fremdartige Gesicht auf. Die Worte klangen und echoten wie seltsame Geräusche in seinen Ohren.
    »Du wirst leben«, sagte der Direktor. »Und wenn ich von Zeit zu Zeit nach dir schicke, wirst du wiederkommen und mit mir sprechen.«
    Will Mauston fuhr fort, in die goldenen Augen zu starren. Er fühlte die glatte, weiche Röhre mit Flüssigkeit in seiner rechten Hand, und er fühlte sie unter dem krampfhaften Druck seiner Finger nachgeben. Er öffnete seine Lippen, aber keine Worte kamen an den gespannten Muskeln seiner Kehle vorbei.
    »Es ist interessant«, sagte die tiefe, tönende Stimme des Direktors, und seine großen goldenen Augen blickten auf Mauston herab, »daß du mich nicht verstehst. Es ist interessant, mich dir zu erklären. Du gibst mir Gründe, warum du nicht sterben solltest.«
    »Gründe?« Das Wort schlüpfte heiser zwischen Maustons trockenen Lippen hinaus. Wie durch ein Wunder fühlte er in der Asche seiner Verzweiflung die winzige Wärme einer neuen Hoffnung.
    »Gründe«, sagte der Direktor. »Du gibst mir Gründe. Und es gibt keine Gründe. Es gibt nur mich.«
    Die Hoffnung flackerte und zuckte schwächlich in ihrem Griff nach dem Leben.
    »Ich werde dich jetzt verstehen machen«, sagte die tiefe und gemessene Stimme des Direktors. »Ich bin es, der für alles verantwortlich ist, was hier geschieht. Ich bewege alle Dinge. Etwas anderes gibt es nicht.«
    Die goldenen Augen blickten in Maustons.
    »Es war meine Laune«, fuhr der Direktor fort, »daß das alte Strafgesetz über die Mißachtung des purpurnen Schreins wieder mit Inhalt erfüllt werde. Da ich so entschied, war dein Tod unvermeidlich. Doch wenn ich entscheide, folgt alles unaufhaltsam.«
    Mauston stand unbewegt, die Muskeln seines Nackens steif wie Eisenklammern.
    »Doch dann«, sagte die tiefe Stimme unter den wundervollen Augen, »als du gingst, kam mir ein anderer Gedanke in den Sinn. Daß du mich bei künftigen Gelegenheiten wieder interessieren könntest.«
    Er hielt inne.
    »Wieder«, sagte er, »folgte daraus alles. Wenn du mich in der Zukunft interessieren solltest, dann konntest du nicht sterben. Und so wirst du leben. Und nun verstehst du.«
    Ein Hauch von Nachdenklichkeit umwölkte seine goldenen Augen.
    »Ich habe heute etwas mit dir getan«, sagte er, beinahe zu sich selbst, »was ich noch nie zuvor getan habe. Es ist ganz neu. Ich habe dich wissen lassen, was du bist. Ich habe eine Kreatur genommen, die nicht einmal meiner Rasse angehört, und sie zu dem Verstehen geführt, daß sie weder Leben noch Tod noch eigene Beweggründe hat, außer denen, die meine Wünsche vorschreiben.«
    Er schwieg. Mauston stand wie angewurzelt.
    »Fürchte dich nicht«, sagte der Direktor. »Ich habe dich getötet. Aber ich habe in deinem Körper eine andere Kreatur zum Leben gebracht, eine, die versteht. Eine, die noch viele Jahre auf dieser meiner Welt gehen wird, bevor sie stirbt.«
     
    Ein Blitz zuckte durch Will Maustons Kopf und blendete ihn. Er hörte sich selbst in sinnloser Wut brüllen, unartikulierte, halb erstickte Schreie. Er schleuderte die Röhre und sah die Flüssigkeit ins ausdruckslose Gesicht des Direktors spritzen und die Röhre vom himmelblauen Gewand unter dem Gesicht abprallen und auf die Estrade rollen.
    Bewegung ging wie ein Ruck durch die Reihe der Würdenträger hinter dem Thron, ein lautloses Keuchen, wie wenn die Luft sich plötzlich verändert hätte. Ihre Hände waren zu den schwarzen Stäben gefahren, aber dort hingen sie, ohne die Bewegung zu vollenden.
    Der Direktor hatte sich nicht bewegt. Der verwässerte Alkohol troff von seinem Kinn und von seiner Nase, doch seine Züge waren unverändert, seine Hände ruhten wie zuvor auf den Armlehnen seines Thronsessels. Kein Finger gab das Zeichen.
    Er fuhr fort, Mauston anzusehen. Nach langen Sekunden wandte sich Mauston um. Er war sich nicht ganz im klaren, was er getan hatte, aber nach seinem schnell
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