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Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen

Titel: Saga von Dray Prescot 21 - Jikaida-Zyklus 03 - Ein Schicksal für Kregen
Autoren: Alan Burt Akers
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    Es gibt mehr als hundert Möglichkeiten, ein Flugboot zu stehlen; doch hier und jetzt kam nur die allererste Methode in Frage. Ich wollte einfach zum Boot marschieren, an Bord steigen und abfliegen – nicht ohne mich vorher zu vergewissern, daß der Voller nicht an der Kette lag.
    So sah meine Theorie aus.
    Der Wächter verließ einen schattigen Torbogen am ersten Treppenabsatz und hielt mir eine funkelnde Axtscheide unter die Nase. »Bleib stehen, wo du bist, Dom, sonst rollt dein Kopf die Stufen hinab, die du eben erstiegen hast.«
    Ein bronzener Liebesgott am Ende des Treppenhauses hielt eine Lampe, in deren Licht die Augen des Mannes funkelten. Von mir konnte er allenfalls einen Umriß ausmachen. Ich trug zudem eine graue Stoffmaske über Gesicht und Kopf und unauffällige weite Kleidung.
    »Mein guter Dom«, sagte ich, »du machst da einen Fehler ...«
    Zweifellos hatte er den Eindruck, ich wollte Ausflüchte machen. Als ich ihn sanft zu Boden sinken ließ – meine linke Hand hatte die Front seiner schicken Uniform gepackt, während meine rechte, die nur noch ein wenig kribbelte, die Axt umfaßt hielt –, schlummerte er friedlich; doch wenn er erwachte, würde ihm schon noch aufgehen, welchen Fehler ich gemeint hatte.
    Vorsichtig stieg ich über ihn hinweg und erstieg die nächste Treppenflucht. Das Hotel, in dem ich mich befand, ein wahrer Palast im Ausländerviertel von Jikaida-Stadt, beherbergte vor allem die bedeutenden Spieler der Welt, die sich hier dem Jikaida widmen wollten, ohne sich an die blauen oder die gelben Farben binden zu müssen. Auf dem Dach stand das einzige Flugboot in der Stadt. Dieses Flugboot war meine Fahrkarte in die Freiheit, und weil es einem Hamalier gehörte und Hamal mit meiner Heimat Vallia im Krieg stand, hatte ich nicht die geringsten moralischen Bedenken, das Boot zu stehlen.
    Nun ja, die Moral wird im Krieg ohnehin sehr klein geschrieben. Leider gibt es viel zu viele Kriege und Schlachten auf dem vierhundert Lichtjahre von der Erde entfernten Kregen, doch gab ich mir größte Mühe, diese Zahl zu drücken.
    Die Zeit zwischen Mitternacht und Morgendämmerung war etwa zur Hälfte verstrichen. Im Hotel blieb es still. Die Teppiche dämpften meine Schritte. Bestimmt waren noch andere Wächter unterwegs, und bestimmt standen auch mehrere auf dem Dach, unterhielten sich leise und behielten das Flugboot im Auge.
    Je eher ich aus Jikaida-Stadt hinauskam und, wenn die Herren der Sterne es erlaubten, nach Vallia zurückkehrte, desto besser. Mit der Karawane durch die Ödgebiete nach Osten zu reisen, wäre mir in meiner jetzigen Stimmung viel zu langsam gegangen. Obwohl Vallia in guten Händen war, spürte ich den unbändigen Drang, nach Hause zurückzukehren. Und wenn ich daran dachte, wie das Schicksal – das ohnehin hinter den Herren der Sterne zurückstehen muß – mich immer wieder in schlimme Abenteuer stürzt, die ich nicht gesucht habe, dann hatte ich sicher noch etliche aufregende Zwischenfälle zu erwarten, ehe ich wieder bei meiner Familie war. Und – bei Vox! – damit sollte ich recht behalten.
    Während ich langsam die Treppe hinaufschlich, hörte ich von oben Geräusche. Ich runzelte die Stirn. Gelächter, spitze Schreie, ein blechernes Scheppern. Ein kleines Orchester spielte und versuchte sich gegen den Lärm zu behaupten. Ich marschierte weiter und erreichte das obere Treppenende. Die zum Dach führende Tür in der Ecke war unbewacht. Ich brauchte nur einen dicken Teppich zu überqueren, die Tür zu öffnen, sie sorgfältig hinter mir zu schließen und mit dem Schwert in der Hand die letzten Stufen zu ersteigen ...
    Wieder nur verflixte Theorie.
    Eine Tür öffnete sich, und ein Mann torkelte heraus. Er trug nur ein blaues Hemd und war ziemlich aufgekratzt. Er hatte die Arme um die Schultern von zwei halbnackten Silvies gelegt und brüllte mit zurückgeneigtem Kopf ein Lied in die Nacht, dessen Worte und Melodie nicht auszumachen waren.
    Die Wand in meinem Rücken fühlte sich flach und hart an. Ich preßte mich dagegen, als wollte ich mich in dem dahinterliegenden Raum verkriechen.
    Aus der plötzlich geöffneten Tür strahlte Lampenschein und ließ Schatten über mich zucken. Der Lärm in dem Raum klang noch lauter, und das Orchester, beseelt von dem Wunsch, nicht unterzugehen, heulte und quietschte und kratzte. Männer und Frauen brüllten vor Lachen und schrien durch die Musik. Flaschen und umstürzende Gläser klirrten und bildeten einen
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