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Vor meinen Augen

Vor meinen Augen

Titel: Vor meinen Augen
Autoren: Alice Kuipers
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war. Allein darüber zu reden, versetzte mich in Panik, aber Koreen hörte zu und wartete, während ich mit meinen Gefühlen kämpfte. Mir wurde klar, dass es okay ist, wenn ich eine ganze Weile brauche, um mich von dem zu erholen, was passiert ist. Es ist normal.

Sonntag, 16. Juli
    Beim Mittagessen am Sonntag, mit dessen Vorbereitung Mum den GANZEN Morgen beschäftigt war, kabbelten sie und ich miteinander, weil sie wollte, dass ich das Hühnchen zerlege, und ich fand, sie sollte es tun. Robin blickte zur Decke – und tat übertrieben so, als sei er nicht im Zimmer.
    Mum sagte plötzlich mitten in unserer Kabbelei: »Ich habe für dich und mich einen Flug nach Italien im Sommer gebucht. Wir fliegen für zwei Wochen.« Danach fiel mir nichts mehr ein.
    Robin ist nicht eingeladen, und es scheint ihm auch nichts auszumachen. Er sagte: »Es ist wichtig, dass ihr, du und deine Mum, Zeit miteinander verbringt.«
    Ich fand ihn irgendwie richtig nett – für ungefähr zwei Minuten. Dann fing er an, eine echt lange Geschichte über irgendeine Reise nach Bolivien vor fünf Jahren zu erzählen, und ich wäre vor Langeweile fast eingeschlafen.

Montag, 17. Juli
    Rosa-Leigh erzählte mir heute beim Mittagessen, dass sie anlässlich unserer beider Geburtstage eine Schuljahresabschlussparty in ihrem tollen Haus feiern will. Sie hat bereits alles organisiert.

Donnerstag, 20. Juli
    DER LETZTE SCHULTAG. Rosa-Leigh rief an, um über die Party zu reden. Als ich aufgelegt hatte, saß ich noch mit Mum und Robin in der Küche. Mum sagte, sie ginge zum Boxercise, also ging ich auch wieder mit. Ich denke, ich werde jede Woche gehen.

Freitag, 21. Juli
    Robin hat mir ein tolles Kleid für die Party gekauft. Es sitzt perfekt. Es ist türkis und seidig und einfach umwerfend, und ich kann gar nicht glauben, dass er es wirklich allein ausgesucht hat.

Sonntag, 23. Juli
    Ich wachte RICHTIG FRÜH auf, als es noch dunkel war. Ich kletterte aufs Dach hinaus. Die Luft fühlte sich nach Sommer an, und ich dachte an die Zeit, in der Emily und ich hier oben gesessen und auf den Sonnenuntergang gewartet hatten. Ich fing an, ein Gefundenes Gedicht zu schreiben. Ich benutzte Worte aus den Seiten, die ich in dieses Notizbuch geschrieben hatte, was technisch gesehen dann vielleicht gar kein echtes Gefundenes Gedicht ist. Vielleicht zeige ich es Mum irgendwann.
    Meine Schwester
    Dann fielen Fenster aus
Mir schwand zum Sehn
die Sicht
    Hielt Emily ganz fest
    Sie ist großherzig
(ein orangefarbenes Blatt)
    Ungeheuerlichkeiten verflüchtigen sich
Ich konnte nicht atmen
(tief Luft holen)
    Wenn ich nur
Zurückgehen könnte
Wenn es nur Sinn machte
    Ich hielt ihre Hand
Im Sonnenuntergang
Ganz kurz
    Als ich fertig war, blickte ich hoch, und Licht streifte den Himmel mit rosa und blauen Fingern. Dann, während ich zusah, schimmerte Sonnenlicht über den Hausdächern und die Sonne tauchte in einem Feuerball aus geschmolzenem Orange auf. Ich blinzelte. Einen Augenblick lang hätte ich schwören können, Emily säße genau neben mir.

Montag, 24. Juli
    Heute ging ich los und kaufte ein neues Notizbuch, damit ich weiterschreiben kann, wenn dieses voll ist – es wird bald soweit sein. Das neue Buch hat eine Weltkarte vorne auf dem Umschlag.

Freitag, 28. Juli
    Kalila und ich gehen zusammen zur Party. Ich kann es kaum erwarten! Rosa-Leighs Bruder Joshua wird auch dort sein, und ich weiß das so GENAU, weil er Rosa-Leigh SAGTE, sie solle mir gegenüber erwähnen, dass er da wäre. Sie meinte, wenn ich ihn wirklich mag, dann macht es ihr nichts aus, aber ich weiß nicht! Ich mag ihn, glaube ich, aber ich weiß nicht mal, ob ich im Moment überhaupt mit irgendjemand etwas anfangen möchte. Ach, ich weiß einfach nicht.
    Ich trage das Seidenkleid, das Robin mir gekauft hat, was sich fantastisch auf meiner Haut anfühlt. Emily würde dieses Kleid lieben. Ich würde es ihr vielleicht hin und wieder leihen, wenn sie noch hier wäre. Manchmal fühlt es sich so an, als sei sie es. Diese Zeiten sind gut.
    Ich muss mich fertig machen. Kalila wird jeden Moment hier sein.

Danksagungen
    Danke, Lynne, Susan und Sarah S., dafür, dass ihr nicht lockergelassen habt, bis dieser Roman das wurde, was er jetzt ist.
    Danke, Kelley Jo Burke und ›the Saskatchewan Arts Board‹, für die Unterstützung.
    Danke, Jackie und Natasha, für alles, was ihr für mich und meine Bücher getan habt.
    Danke, Ellie, Ellen, Jenny, Dad und Anneke, dafür, dass ihr die ersten Entwürfe gelesen
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