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Geheimnis des Feuers

Geheimnis des Feuers

Titel: Geheimnis des Feuers
Autoren: Henning Mankell
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Zur Erinnerung an Maria Alface.
    Ein afrikanisches Mädchen,
    das sterben musste, als es noch sehr jung war.
    Das Buch handelt von ihrer Schwester Sofia.
    Die überlebt hat.
    Nach den Regeln der neuen Rechtschreibung gesetzt
    © Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1997 Alle Rechte für die deutschsprachige Ausgabe vorbehalten
    © Henning Mankell 1995
    Die schwedische Originalausgabe erschien bei Raben & Sjögren Bokförlag, Stockholm unter dem Titel »Eldens hemlighet«
    Deutsch von Angelika Kutsch
    Einige Worte, bevor du dieses Buch liest...
    Es gibt Wörter in unserer Sprache, die sehr viel ausdrücken.
    Unbezwinglich ist so ein Wort.
    Wenn man es laut vor sich hin spricht, hört man, was es bedeutet.
    Dass man nicht auf sich herumtrampeln lässt. Dass man nicht aufgibt.
    Dieses Buch handelt von einem unbezwinglichen Menschen, von dem Mädchen mit Namen Sofia. Es gibt sie in Wirklichkeit und sie ist zwölf Jahre alt. Sie lebt in einem der ärmsten Länder der Welt, in Mosambik, das tief in Afrika an der Ostküste liegt.
    Mosambik war einmal ein reiches Land. Aber es ist arm geworden, weil dort seit fast zwanzig Jahren ein Krieg tobt. Bis 1975 ist Mosambik eine portugiesische Kolonie gewesen. Als das Land selbständig wurde und seinen eigenen Weg gehen wollte, versuchten viele das zu verhindern. Nicht zuletzt die Portugiesen, denen es gut ging und die ihre alte Macht schwinden sahen. Viele von ihnen zogen nach Südafrika. Auch die Rassisten in Südafrika sahen nicht untätig zu, was im Nachbarland Mosambik geschah. Sie gaben den unzufriedenen und armen Mosambikanern Geld und Waffen und ermunterten sie, einen Bürgerkrieg zu beginnen. Und wie in allen Kriegen traf es das Volk am schlimmsten. Viele Menschen starben, viele flohen. Sofia war eine von ihnen. Aber sie hat überlebt.
    Dieses Buch handelt von ihr und was ihr geschah. Von etwas, das ihr ganzes Leben verändert hat.
    Henning Mankell
    Dies ist meine Geschichte,
    und ich will, dass sie in
    eurer Erinnerung weiterlebt.
    Das afrikanische Herz
    ist wie die Sonne,
    groß und rot,
    ein Stück Seide, blutrot gefärbt.
    Die afrikanische Dämmerung tanzt.
    Aus der aufsteigenden Sonne
    wachsen die ersten Laute,
    zuerst flüsternd, murmelnd
    und schließlich immer stärker.
    Aber noch ist es Nacht.
    Und Sofia träumt...
    1.
    Sofia läuft durch die Nacht.
    Es ist dunkel und Sofia hat große Angst.
    Sie weiß nicht, warum sie läuft, warum sie Angst hat oder wohin sie unterwegs ist.
    Aber hinter ihr ist etwas, tief verborgen in der Dunkelheit, etwas, das ihr Angst macht. Sie weiß, dass sie schneller werden muss, schneller laufen muss, das, was da hinter ihr ist und das sie nicht sehen kann, kommt näher und näher. Sie hat große Angst und ist sehr allein und sie kann nichts tun als laufen.
    Sie läuft einen Pfad entlang, der sich durch Gebüsch und Dorngestrüpp schlängelt. Den Pfad kann sie nicht sehen, aber sie kennt ihn auswendig, ihre Füße wissen, wo der Pfad abbiegt und wo er gerade ist. Diesen Pfad geht sie jeden Morgen mit ihrer Schwester Maria, hinaus zu dem kleinen Acker, auf dem sie Mais, Salat und Zwiebeln anbauen. Jeden Morgen in der Dämmerung geht sie dorthin, und jeden Abend, kurz bevor die Sonne untergeht, kehrt sie zurück, zusammen mit Maria, und dann ist auch ihre Mama Lydia dabei; sie kehren zurück in ihre kleine Hütte, in der sie wohnen.
    Aber warum läuft sie jetzt dort, es ist doch Nacht und dunkel? Was jagt sie in der Dunkelheit, ein Untier, das nicht einmal Augen hat? Sie kann seinen Atem im Nacken spüren und sie versucht noch schneller zu laufen.
    Aber sie kann nicht. Sie denkt, sie muss sich verstecken, vom Pfad abweichen und sich zusammenkauern und sich klein machen im Gebüsch. Sie setzt zum Sprung an, so wie sie die Antilopen hat springen sehen, und sie verlässt den Boden.
    Und in dem Augenblick weiß sie es. Genau das wollte das Untier in der Dunkelheit, das sollte sie tun.
    Den Pfad verlassen. Das Gefährlichste, was sie tun konnte.
    Jeden Morgen hat Mama Lydia gesagt: »Verlasst niemals den Pfad. Keinen Meter. Nehmt niemals Abkürzungen.
    Versprecht mir das.«
    Sie weiß, dass Gefahren in der Erde lauern. Bewaffnete Soldaten, die niemand sehen kann. Vergraben in der Erde, unsichtbar. Die dort warten, dass ein Fuß auf sie tritt. Verzweifelt versucht sie in der Luft zu verharren. Sie weiß, dass sie ihre Füße nicht auf den Boden setzen darf. Aber sie kann nicht in der Luft bleiben, sie hat keine Flügel wie die Vögel und sie wird
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