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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht
Autoren: Julie Kenner
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Minivan. »Timmy ist schlecht geworden, und Laura bringt ihn nach Hause, so dass ich jetzt nicht mehr anders zu Allies Schule komme. Als ich das Schwester Baker erklärte, schlug sie mir liebenswürdigerweise vor, den Bus zu nehmen. Als Begleitperson natürlich.« Ich lächelte und wartete. Irgendwie befürchtete ich, dass der Zusatz »liebenswürdigerweise« in Verbindung mit Schwester Ratched meine Geschichte als reine Erfindung entlarven könnte.
    »Aber wir haben schon jemanden als Begleitperson«, erklärte Jenny entschuldigend. »Marissa Cartwright. Sie sitzt bereits im Bus.«
    »Oh.« Für einen Moment überlegte ich ernsthaft, wieder kehrt zu machen. Marissa Cartwright ist – vorsichtig ausgedrückt – eine echte Zumutung. Sie gehört zu jener Gruppe von Müttern, die ihr Dämonenkind (das meine ich diesmal natürlich im übertragenen Sinne und nicht wortwörtlich) ohne Rücksicht auf Verluste auf andere Kinder loslässt. Zum Beispiel auf mein Kind. Leider sind unsere Jüngsten in der gleichen Spielgruppe, und Timmy mag die anderen Kinder. Und ich mag die anderen Mütter. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als mich jede Woche mit Marissa und ihrer kleinen Danielle herumzuschlagen. Das wäre nicht so schlimm, wenn Marissa nicht auch noch ehrenamtlich in Coastal Mists und im gleichen Elternbeirat und die Vorsitzende unserer Nachbarschaftsvereinigung und ihre Tochter nicht in Allies Cheerleader-Gruppe wäre.
    Ehrlich gesagt, wäre es mir manchmal lieber, mich einfach nur mit den Mächten der Finsternis auseinandersetzen zu müssen. Viel lieber.
    »Mrs. Connor?«
    Ich winkte ungeduldig, um meine tristen Gedanken zu verscheuchen. Mit Marissa oder ohne sie – ich musste in diesen Bus. »Schwester Baker meinte, dass Marissa Unterstützung brauchen könnte.«
    »Wirklich? Obwohl auch noch Schwester Kelly mitfährt?«
    Ich zuckte diesmal einfach nur mit den Schultern. Was blieb mir anderes übrig? »Das hat sie gesagt.«
    »Oh. Na ja. Dann wird es schon stimmen«, erklärte Jenny. Letztendlich schien sie doch nicht so brennend an dem Thema interessiert zu sein.
    Sie gab dem Fahrer ein Zeichen, noch einmal die Tür zu öffnen. Während die Hydraulik ans Werk ging, nahm ich Jenny entschlossen das Klemmbrett aus der Hand und überflog rasch die Namen. Wenn sich Dermott Sinclair nicht mehr auf der Liste befand, war meine ganze Schwindelei umsonst gewesen. Doch da stand er, ein rotes Häkchen neben seinem Namen. Er war also eindeutig mit von der Partie.
    »Dermott Sinclair«, sagte ich, als ob ich mich auf einmal vage an etwas erinnern würde. »Hat er nicht bis vor kurzem noch im Koma gelegen?«
    »Oh, ja«, erwiderte Jenny. Sie trat einen Schritt näher an mich heran und funkelte verschwörerisch aus ihren normalerweise naiven Augen. »Ich habe Schwester Baker vorhin erklärt, dass er an diesem Ausflug teilnehmen will, und sie hat mir nicht geglaubt. Aber als sie ihn sah und ihm sagte, dass er nicht mitkommen könne, wurde er fuchsteufelswild. Sie kennen ja Schwester Baker. Sie wollte sich das natürlich nicht gefallen lassen.«
    Sie holte tief Luft. Ich folgte ihrem Beispiel.
    »Jedenfalls erklärte sie ihm, dass er noch nicht fit genug sei, um an einem Ausflug teilzunehmen. Aber er meinte, dass sein Arzt zugestimmt hätte. Sie sagte, das könne gar nicht sein, und er sagte, das könne sehr wohl sein, und – «
    »Jenny!«
    »Oh, Entschuldigung. Jedenfalls sind wir deshalb spät dran. Sie bat den Fahrer, zu warten, während sie hineinging und sich seine Krankenakte ansah. Und tatsächlich hat der Arzt seine Zustimmung gegeben. Ihm ist erlaubt worden, an den Ausflügen und auch an sonstigen Aktivitäten wieder teilzunehmen. Überhaupt keine Einschränkungen, heißt es da. Das ist doch unglaublich, oder? Aus dem Koma zu erwachen und dann gleich herumzulaufen, als ob er nie krank gewesen wäre. Es ist beinahe ein Wunder.«
    »Beinahe«, erwiderte ich und nahm mir vor, mir demnächst auch diesen Arzt vorzuknöpfen.
    »He, Lady! Steigen Sie jetzt ein oder nicht?« Diese Frage kam vom Fahrer.
    Ich nickte, dankte Jenny und sprang in den Bus. Die Türen schlossen sich zischend hinter mir.
    Da mir ein Platz hinter dem Fahrer zugewiesen wurde (der übrigens Carl hieß, wie ich erfuhr), konnte ich die etwa vierzehn Passagiere gut in dem großen Rückspiegel sehen, der über Carls Sitz angebracht war. Irgendwelche offensichtlichen Dämonen waren nicht zu erkennen. Aber auch keine weniger offensichtlichen. Kein finsteres
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