Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht
Autoren: Julie Kenner
Vom Netzwerk:
bin, strich ich also diese Möglichkeit von meiner Liste.
    Als Nächstes ist da der Atemtest. Dämonenatem stinkt bestialisch. Es handelt sich um ein Gemisch aus Schwefel, verwesendem Fleisch und was sich sonst noch so in Letzterem befinden mag. Fragen Sie mich bitte nicht, warum das so ist. Ich weiß einfach nur, dass alle Dämonen diese auffallende Eigenschaft haben.
    Es gibt natürlich auch beim Atemtest einige Probleme, wenn man einen Dämon eindeutig identifizieren will. Pfefferminzbonbons, Mundwasser oder Ähnliches – diese Möglichkeiten moderner Hygiene haben das Leben für Dämonenjäger auf der ganzen Welt ziemlich verkompliziert. (Natürlich will ich mich nicht über frischen Atem beschweren. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weise nur auf eine Tatsache hin.)
    Selbst wenn man aber trotz eines frischen Pfefferminzatems noch einen leichten Gestank wahrnehmen könnte, stellt sich noch immer die Frage, wie man nah genug an einen Dämon herankommen will, um das zu merken. Zudem gibt es ja auch die Möglichkeit, einen ganz normalen Menschen mit schlechtem Atem vor sich zu haben. Der mag vielleicht ein gesellschaftliches Manko sein, kann aber kaum als Rechtfertigung für einen Mord gelten.
    Nein, der Atemtest allein ist nicht zuverlässig genug. Um einen möglichen Dämon zu orten, schon, aber um einen Dämon garantiert zu identifizieren, nicht. Bestimmt nicht.
    Bleibt also noch das Weihwasser. Die Methode, die mir am meisten zusagt.
    Hinsichtlich eines klaren Testergebnisses ist Weihwasser schlichtweg unschlagbar. Außerdem ist es einfach mitzuführen, so dass ich kaum je ohne ein Fläschchen oder auch zwei aus dem Haus gehe.
    Jetzt musste ich nur noch unauffällig herausfinden, welcher der Mitreisenden Dermott Sinclair war.
    Wir erreichten gerade den Coast Highway, was bedeutete, dass wir uns noch etwa zehn Minuten von der Highschool entfernt befanden. Also quetschte ich mich an Marissa vorbei in den Gang.
    »Leute, Leute!«, rief ich und wartete so lange, bis alle Augen auf mich gerichtet waren. »Ich muss nur kurz Ihre Namen auf dieser Liste durchgehen, bevor wir die Schule erreichen.« Marissa tippte mit einem ihrer langen, sorgfältig manikürten Fingernägel auf meinen Arm. Ich achtete nicht darauf. »Wenn Sie also bitte Ihre Hand heben würden, sobald ich Ihren Namen nenne – «
    »Kate.«
    » – dann kann ich Sie abhaken.«
    »Kate!«
    »Ja?«
    »Kelly und ich haben das bereits gemacht, ehe wir von Coastal Mists abfuhren.«
    »Natürlich habt ihr das gemacht, Marissa«, erwiderte ich im gleichen Tonfall, den ich benutze, wenn ich versuche, Timmy zu beruhigen. Ich sah, wie sie die Zähne zusammenbiss, und wusste, dass sie den Tonfall erkannt hatte.
    »Dann ist es also gar nicht nötig, das Ganze noch einmal zu machen, nicht wahr?« Sie sah Schwester Kelly an, um von ihr eine Bestätigung zu bekommen. Kelly, eine der umgänglichsten Frauen, die mir jemals über den Weg gelaufen sind, betrachtete die Hände in ihrem Schoß.
    »Ich bin hier als Begleitperson«, erklärte ich, da ich meine Chance nutzen wollte. »Und das bedeutet, dass ich die Leute, um die wir uns kümmern sollen, mit Namen kennen muss. Für den Fall, dass wir jemanden in der Schule verlieren oder sich irgendein Notfall ergeben sollte.«
    Marissa sah aus, als wollte sie widersprechen. Aber ich wartete nicht erst ab, sondern wandte mich mit einem Lächeln an die Passagiere. »Natürlich kenne ich viele von Ihnen bereits, aber eben nicht alle. Wenn Sie also so freundlich wären…« Ich warf einen Blick auf das Klemmbrett, auf dem die Namensliste befestigt war, und begann mit »Tamara Able«. Ms. Able, eine vogelartige Dame mit lila Haartönung und rosa Wangen hob die Hand und erklärte fröhlich: »Hier bin ich, meine Liebe.« Ich machte einen kleinen Haken hinter ihren Namen, um den Schein zu wahren.
    Da einige der Passagiere entweder dösten oder schlecht hörten, dauerte es volle fünf Minuten, bis ich zu den Namen mit S gelangte. »Arthur Simms?« Ein Mann schnaubte, und dann schoss seine Hand in die Höhe. »Gleich hier, Mädel. Oder bist du blind?«
    »Okay«, sagte ich. »Habe Sie schon gesehen.« Ich räusperte mich. »Dermott Sinclair?« Keine Antwort. Mir blieb fast das Herz stehen. Hatte ich etwa falsch gelegen? Hatte er möglicherweise doch das Altenheim auf einem anderen Weg verlassen? Oder noch schlimmer: War er noch immer dort? Gemeinsam mit Laura und Timmy?
    Ich räusperte mich erneut und versuchte es noch einmal. Jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher