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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht
Autoren: Julie Kenner
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rasch und lächelte mich dann an. »Ich lasse euch beide jetzt allein«, sagte er und wandte sich zum Gehen.
    »Warten Sie!«
    Er drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. Ich wollte zwar Allie nicht allein lassen, aber ich musste mit ihm sprechen. »Allie, ich möchte mit – «
    »Ich setze mich dort drüben hin«, sagte sie und ließ sich auf einer der Stufen nieder. Ich betrachtete sie für einen Moment und wandte mich dann David zu. Ich wusste nicht so recht, was ich ihn fragen sollte oder was ich eigentlich von ihm hören wollte.
    »Kate?«
    »Diese Sache«, platzte ich heraus. »Äh… Von wegen Himmelfahrt. Woher wussten Sie das?«
    Er sah mich aufmerksam an. »Eric hat mir davon erzählt«, erwiderte er schließlich und blickte in die Ferne. »Ich hatte es ganz vergessen, aber Ihre Bruchlandung bei Cutter hat mich wieder daran erinnert.«
    »Das ist alles?« Ich glaubte ihm nicht. Kein einziges Wort.
    Er sah mich erneut an. »Hätten Sie denn gerne eine andere Antwort gehört?«
    Mir stockte fast der Atem, während ich überlegte. Ich dachte an mein jetziges Leben, an meinen Mann und an meinen Sohn. Eine andere Antwort, und mein Familienleben würde sich für immer ändern. Das war keine Entscheidung, die ich einfach so fällen wollte. Jedenfalls nicht im Moment. Vielleicht niemals.
    »Nein«, sagte ich mit tränenerstickter Stimme. »Danke.«
    Sein Lächeln war warm, doch seine Augen schienen traurig. »Jederzeit, Katie-Kins.«
    Er drehte sich um und ließ mich zitternd zurück. Ich war mir auf einmal nicht mehr sicher, ob ich das Richtige getan hatte.
    Also holte ich tief Luft, um mich zu beruhigen, und ging zu Allie hinüber. »Es tut mir leid, dass ich abgehauen bin«, murmelte sie. »Habe ich jetzt Hausarrest?«
    »Darüber sprechen wir später«, erwiderte ich und war wieder einmal verblüfft, wie das Gehirn eines Teenagers funktionierte. So viel war während der letzten Stunden passiert, und sie machte sich Gedanken darüber, ob sie vielleicht Hausarrest bekam.
    Sie nickte. Offenbar war sie mit meiner Antwort zufrieden. Dann begann sie an einem Faden an ihrer Jeans zu zupfen. »Wo ist eigentlich Stuart?«
    »Sie bringen ihn mit einem Streifenwagen her. Am Telefon klang er so panisch, dass ich es für das Beste hielt, wenn er nicht selbst fährt.« Ich wollte außerdem einige Minuten Zeit gewinnen, auch wenn ich mir wirklich Sorgen um ihn gemacht hatte. Ich konnte mir nämlich durchaus vorstellen, dass sich Stuart an keine Verkehrsregeln gehalten hätte, nur um so rasch wie möglich bei uns zu sein.
    »Ach so.« Sie zog den Faden heraus und wickelte ihn um ihren Zeigefinger, wodurch das Blut gestaut wurde und sich ihre Fingerspitze rot färbte. »Dann braucht er also noch eine Weile, bis er da ist – oder?«
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. »Wahrscheinlich schon noch ein paar Minuten.« Ich fragte sie, warum sie das wissen wollte, auch wenn ich ihre Antwort eigentlich bereits kannte.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nur so. Also… Äh… Kannst du dich noch an unsere Unterhaltung erinnern, die wir auf dem Weg nach Los Angeles hatten? Die über Geheimnisse und so?«
    Auch wenn ich es insgeheim erwartet hatte, zuckte ich innerlich doch ein wenig zusammen. »Ja, daran erinnere ich mich noch.«
    »Ich glaube, dass du auch einige Geheimnisse hast, Mami«, sagte sie und sah mir für einen Moment scharf in die Augen, ehe sie ihren Blick wieder auf ihre Hände richtete. »Stimmt doch – oder?«
    Ich holte tief Luft und atmete dann langsam aus. »Ja, das stimmt. Ich habe einige Geheimnisse.«
    Sie nickte langsam, als ob sie über meine Antwort nachdenken würde. Als sie mich anschließend ansah, wandte sie nicht mehr den Blick ab. »Dann denke ich, dass es an der Zeit ist, Mami. Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du mir deine Geheimnisse verrätst.«
    »Ja«, antwortete ich. Mir war auf einmal seltsam schwindlig, als ich meinen Arm um ihre Schulter legte und sie an mich zog. »Du hast recht. Es ist wirklich an der Zeit.«
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