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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht
Autoren: Julie Kenner
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mir diese Möglichkeit auch recht
unwahrscheinlich.
    »Denk nach«, sagte ich zu mir selbst. »Wo könnten sie dieses verdammte
Ritual durchführen?«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Bereits zwanzig vor zwölf.
    Die Zeit wurde knapp.
    Mein Handy klingelte, und ich riss es aus meiner Tasche. Laura.
    »Allie ist weg«, sagte sie ohne Einleitung. Dann erzählte sie mir
aufgeregt, wie sie Mindy gesucht und sie schlafend in Allies Zimmer vorgefunden
hätte – allein. Ich hätte mich ohrfeigen können, als mir klar wurde, dass die
Gestalt unter Allies Bettdecke Mindy gewesen war. An diese Möglichkeit hatte ich
überhaupt nicht gedacht.
    Ich unterbrach Laura, da mir die Einzelheiten im Moment egal waren.
    »Sie ist bei Cool«, sagte ich. »Und wir lagen total falsch. Die Zeremonie
findet nicht am Strand statt. Aber wir haben keine Ahnung, wo sonst. Könntest du
noch einmal im Internet nachsehen, was du über Cool herausfinden kannst? Vor allem,
was nach seinem Unfall alles geschehen ist?«
    »Wonach soll ich suchen?«, fragte sie.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ich hörte, wie sie auf ihren Laptop einzuhämmern begann. »Bisher kann ich
nichts finden. Nur eine Erwähnung der heutigen Surfvorführung. Macht viel
gemeinnützige Arbeit… Blablabla…«
    »Sonst nichts?«
    »Warte, ich suche weiter… Hier ist ein Bild von ihm und einer Frau.
Darunter steht, dass sie seine Freundin sei. Vielleicht sind sie ja bei ihr zu
Hause.«
    »Steht da vielleicht auch ihr Name? Kannst du eine Adresse finden?«
    »Einen Augenblick.«
    Unruhig rutschte ich auf meinem Sitz hin und her und wünschte, ich könnte
Laura über die Schulter sehen. Ich wünschte, statt David hinter dem Steuer zu sitzen
oder endlich einen Eispickel durch das Auge dieses verdammten Dämons Asmodis stoßen
zu können. Ich wollte irgendetwas tun, um nicht mehr
länger hilflos in einem Auto zu sitzen, während sich meine geliebte Tochter in
tödlicher Gefahr befand.
    Allie. Gütiger Himmel – Allie.
    David sah nicht wesentlich besser aus, als ich mich fühlte. Er presste die
Lippen aufeinander, seine Miene wirkte starr, und er klammerte sich derart fest an
das Lenkrad, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
    »Nichts«, sagte Laura. »Ich kann keinen Hinweis auf eine Adresse, einen
Beruf oder irgendetwas anderes finden. Möchtest du, dass ich – «
    »Einen Augenblick!«
    Ich wandte mich zu David. »Das Danvers-Museum. Fahren Sie zum Museum.«
    »Kate?«, fragte Laura am anderen Ende der Leitung.
    »Allie hat erzählt, dass Cools Freundin im Museum arbeitet. Dass sie
unauffällig aussieht und er deshalb doch ein netter Kerl sein müsse, weil er mit
einer unauffälligen Museumsfrau zusammen sei, obwohl er genauso gut eine Baywatch-Tussi haben könnte oder so ähnlich.«
    »Ich verstehe sowieso nicht«, meinte Laura, »warum ein Dämon eine Freundin
braucht.«
    »Weil er sie wirklich braucht!«, rief ich.
»Jetzt wird mir alles klar. Das Museum ist bis Januar geschlossen. Aber wenn sie
dort arbeitet, kann sie ihn jederzeit hineinlassen. Es macht also Sinn, dass er sich
an sie hängt.«
    »Verstehe«, sagte Laura. »Sie bauen dort doch gerade eine Ausstellung um
dieses alte mazedonische Fundstück auf.«
    »Das habe ich gesehen«, erklärte ich. »In einer der Vitrinen befand sich
eine alte Steintafel mit geometrischen Formen.«
    Ich sah David an. Er war bereits wie ein Wahnsinniger durch die Stadt
gerast, doch jetzt schien er noch einmal Gas zu geben.
    »Ruf Eddie an«, bat ich Laura. »Erzähle ihm und Father Ben, was los ist.
Sie sollen für uns beten.«

 
    Auf dem Parkplatz des Museums stand kein einziger Wagen. Wir rüttelten an der Eingangstür, mussten aber feststellen, dass sie geschlossen war.
    »Vielleicht haben wir uns doch wieder geirrt«, meinte David ein wenig hoffnungslos.
    Ich warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Ein Schauder lief mir über den Rücken. »Nein«, erwiderte ich. »Wir können es uns nicht mehr leisten, uns zu irren.«
    Ich drehte mich um und kämpfte gegen die Panik an, die in mir aufstieg, während ich nach einem großen und schweren Gegenstand suchte. »Da«, sagte ich und zeigte auf einen riesigen Blumentopf.
    Starr sah ich zu, wie David ihn hochhob und gegen die Glastür schleuderte.
    Nichts. Nicht einmal ein Kratzer.
    »Verdammt!«, rief er. Mir lief es abwechselnd heiß und kalt den Rücken hinab. Ich ballte die Fäuste. Am liebsten hätte ich auf der Stelle jemanden verprügelt oder mich in eine Ecke verkrochen und
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