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Vom Daemon verweht

Vom Daemon verweht

Titel: Vom Daemon verweht
Autoren: Julie Kenner
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er den Messergriff noch fester umschloss. Ich sah, wie Allie zusammenzuckte. Die Schneide presste gegen ihre Kehle, und ich zwang mich verzweifelt, still stehen zu bleiben. Denn ich befürchtete, die kleinste Regung meinerseits würde zu einem schrecklichen Unglück führen.
    Da ich mich nicht mehr von der Stelle zu rühren vermochte, machte sich David daran, seine Pistole auf Asmodis zu richten und loszuspritzen. Doch der Dämon achtete nicht mehr auf den Schmerz, ja zuckte nicht einmal zusammen, als das Weihwasser sein bereits offenes rotes Fleisch traf.
    Er befand sich in einer Art Trance. Während er weiterhin seine Beschwörungsformel murmelte, begann aus dem Buch der erste Gefangene aus dem Tartaros aufzutauchen.
    JoAnne sah ihn zuerst. Ihr schriller hysterischer Schrei durchschnitt die Luft. »Eine Kralle! Oh, mein Gott! Was ist das?«
    Tatsächlich war eine grotesk verformte Hand aus verbranntem Fleisch zu sehen, die voller Wunden war und wolfsartige Klauen aufwies. Sie versuchte nach etwas zu fassen. Auch Troy sah sie. Seine Miene spiegelte großen Ekel wider, und sein Arm sank ein wenig herab.
    Das war unsere Chance. »Jetzt!«, schrie ich Allie zu, und sie reagierte so souverän, als ob sie so etwas schon immer gemacht hätte. Sie schlug mit dem Arm nach oben, packte Troy am Handgelenk und riss das Messer von ihrem Hals fort. Gleichzeitig verpasste sie ihm mit dem Hinterkopf einen Schlag. Troy stolperte rückwärts, fing sich aber rasch und stürzte sich erneut mit gezücktem Messer auf sie.
    Meine Tochter war jedoch geschickt genug, sich in dem Moment, in dem sie sich befreit hatte, auf den Boden fallen zu lassen und zur Seite zu rollen. Das gab mir die Möglichkeit, auf die ich gewartet hatte. Ich nahm die Wasserpistole in die linke Hand und holte mit der rechten mein Stilett aus dem Ärmel.
    Das schleuderte ich auf Troy und hoffte dabei inbrünstig, dass das wenige Training, das ich in den letzten Monaten im Messerwerfen gehabt hatte, ausreichte. Und tatsächlich bohrte sich die Klinge in seinen Schenkel.
    Troy zuckte schmerzerfüllt zusammen und stieß einen schrillen Schrei aus, während er zu Boden fiel.
    »Verdammte Hexe!«, brüllte er.
    »Los!«, rief ich Allie zu.
    Sie rannte los, doch anstatt den Raum zu verlassen, wie ich das gehofft hatte, griff sie Brent an. Sie schaffte es, den Mannschaftskapitän ebenfalls zu Boden zu schleudern. JoAnne schrie, und ich raste auf die beiden Mädchen zu. Doch noch ehe ich sie erreichte, hatte Allie bereits Brent an den Haaren gepackt und schlug seinen Kopf mit voller Wucht auf den Boden. Der Junge sackte zusammen und verlor das Bewusstsein.
    Das Gleiche galt für JoAnne. Nach einem weiteren ohrenbetäubenden Schrei sank auch sie in Ohnmacht.
    Ihre Hysterie war nicht ganz unverständlich, denn nun zeigte sich ein schleimiger Kopf, der aus dem Buch hervordrang. Inzwischen waren seine beiden Hände aufgetaucht und tasteten nach etwas, woran sie sich festhalten konnten, da der Dämon versuchte, in die Freiheit zu entkommen.
    »Geh!«, befahl ich Allie und zeigte auf JoAnne. »Nimm sie mit, und komm nicht wieder herein!«
    »Was ist hier los? Was soll das – «
    »Verdammt, Allie! Verschwinde einfach!«
    Sie zögerte einen Moment, und die Unsicherheit auf ihrem Gesicht verbarg beinahe die Angst, die sie empfand. Doch dann zog sie die noch immer bewusstlose JoAnne an den Unterarmen mit sich und verließ den Raum. Währenddessen schoss ich mit der Wasserpistole auf den größer werdenden Tartaros-Dämon. Seine Haut warf zwar Blasen und zischte, aber das Ganze schien ihn nicht im Geringsten aufzuhalten.
    Außerdem war meine Pistole nach kurzer Zeit leer. Ich warf sie beiseite und holte ein Messer aus meinem Gürtel, um mich damit auf Cool zu stürzen.
    Er hatte sich in eine Ecke zurückgezogen. Seine Beschwörungen waren nun lauter und schneller geworden. Wenn es ihm gelänge, die Formel zu Ende zu sprechen – und so die Dämonen endgültig aus dem Tartaros zu befreien –, wären David und ich geliefert. Und mit uns vermutlich nicht nur San Diablo, sondern die ganze Welt.
    Cools Beine waren so kraftvoll und stark wie die eines wilden Tieres. Während er die Steintafel weiterhin vor sich hielt, versuchte er mich mit Tritten von sich zu halten, was ihm auch gelang. Ich wurde mehrmals zurückgeschleudert und befand mich dadurch immer wieder in gefährlicher Nähe zu dem Dämon aus dem Tartaros.
    Einmal gelang es mir zwar, mein Messer in Cools Wade zu rammen und ihm
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