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Berlin-Krimi 03 - Notlandung

Titel: Berlin-Krimi 03 - Notlandung
Autoren: Fritjof Karnani
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Prolog

    Marcel brachte die Boeing 737 in den Endanflug auf die Landebahn 08 L des Flughafens Berlin-Tegel. Er war seit genau einer Woche Pilot. Zusammen mit einem Ausbildungskapitän flog er quer durch Europa reguläre Linienflüge der Filomena Airways. Er zählte noch jede Landung und jeden Start, dies war seine 19. Landung mit der 737. Die Aufregung der allerersten Tage hatte sich etwas gelegt, aber er war nach jedem Flug immer noch völlig durchgeschwitzt.

    Als bekannt gegeben wurde, wer welchem Ausbildungskapitän zugeordnet wird, hatte er das große Los gezogen. In seiner Gruppe von Nachwuchsflugzeugführern wollten alle zu Beryl Bogner. Es hieß, Beryl sei der angenehmste Trainingskapitän der Airline und obendrein sehe sie auch noch verdammt gut aus. Angeblich fliege sie im Sommer im Minirock. Das mit dem Rock hielt Marcel nur für ein Gerücht, zumindest hatte er sie bisher immer nur in Hosen gesehen. Aber alles andere stimmte, sie war nett, und sie war als Pilotin einfach gut. Es machte Spaß, mit ihr zu fliegen, sie war souverän und zugleich locker, in den letzten Tagen hatten sie viel zusammen gelacht. Aber Marcel war sich sicher, dass sie stets alles unter Kontrolle hatte und sofort eingreifen konnte, falls er einen Fehler machen sollte. Zum Glück war das bisher nicht notwendig gewesen. In jedem Fall gab es ihm Selbstvertrauen, neben ihr zu sitzen. Bei Filomena Airways warf man die jungen Piloten ins kalte Wasser und gab ihnen vom ersten Tag an einen vollen Einsatzplan. Bekanntlich trainiert einen Piloten nichts besser als das Fliegen. Und so war er jetzt fünf Tage ohne Pause jeden Tag geflogen. Dies war dann aber erst mal sein letzter Flug, nach der Landung würden sie das Flugzeug an die nächste Crew übergeben, und er hatte drei Tage frei. Er freute sich auf diese Tage und hatte sich fest vorgenommen, die meiste Zeit davon zu verschlafen.

    Es wurde Zeit, die Checkliste für die Landung durchzugehen. Marcel führte als Pilot Flying den Flug durch, er hatte das Steuer in der Hand, und es war seine Aufgabe, die Liste anzufordern. An Bord eines Verkehrsflugzeuges war genau geregelt, wer welche Aufgaben hat. Beryl war der Kapitän und hatte das absolute Sagen an Bord. Aber neben der Hierarchie gab es die Aufgabenverteilung, vor jedem Flug wurde festgelegt, wer den Flug aktiv durchführte und wer die anderen Aufgaben wie den Sprechfunkverkehr und das Lesen der Checklisten wahrnahm.
    »Landing checklist«, forderte Marcel an.
    »Landing all green«, sagte Beryl nach kurzer Überprüfung der Instrumente und Anzeigen. Marcel hielt die ganze Zeit seine Augen auf die Landebahn am Horizont gerichtet und verließ sich blind auf Beryl.
    »All green«, wiederholte er.
    »Landing checklist completed.« Beryl bestätigte, dass sie bereit zur Landung waren.

    Er wurde langsam nervös, die Sicht war hervorragend, er konnte die Landebahn deutlich erkennen. Die Maschine, die vor ihnen gelandet war, stand immer noch auf der Bahn. Die hätte da längst weg sein müssen, und natürlich hatten sie von der Flugsicherung auch noch keine Freigabe für die Landung erhalten.
    »Keine Ahnung, was der da immer noch auf der Bahn macht, aber es wird knapp werden. Marcel, bereite dich gedanklich schon mal darauf vor, dass wir durchstarten müssen.«
    Marcel schwitzte gleich noch etwas mehr, er versuchte, sich die Anweisung für den ›go around‹ in Erinnerung zu rufen. Durchstarten hatte er oft geübt, im Simulator, aber jetzt wurde es wahrscheinlich das erste Mal ernst. Warum mussten die Idioten da unten rumtrödeln, und warum hatte die Flugsicherung sie so eng hintereinander anfliegen lassen? Beryl beobachtete Marcel genau, sie konnte sich gut vorstellen, dass er aufgeregt war. Aber sie war sich sicher, dass er es gut machen würde, so wie alles in den letzten Tagen. Gerade als sie Marcel ein paar aufmunternde Worte sagen wollte, sah sie mit Erleichterung, dass die Maschine endlich weiterrollte und die Landebahn freigab. Und endlich kam auch die ersehnte Freigabe vom Tower Tegel: »Filomena 421, cleared to land runway 08 left, surface wind 250 degrees 7 knots, when vacated call ground on 121,92, thank you for your cooperation und einen schönen Tag noch.«
    »Filomena 421, cleared to land runway 08 left, when vacated 121,92, good bye« , wiederholte Beryl die Freigabe.
    »Von wegen ›thank you for your cooperation‹, der hat wohl auch gemerkt, dass das ziemlich eng war.«
    »500.« Beryl sagte die aktuelle Höhe an, sie
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