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Berlin-Krimi 03 - Notlandung

Titel: Berlin-Krimi 03 - Notlandung
Autoren: Fritjof Karnani
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mir.«
    Bernd sah ihr noch eine Weile nach. Beryl war wirklich eine tolle Frau, warum musste ein Arschloch wie Denis Steinkühler so ein Glück haben?

    Das mit dem Minirock war wohl wirklich nur ein Gerücht. Es war streng vertraulich, nur vertrauenswürdige und handverlesene Kollegen waren eingeweiht. Die Fußballmannschaft der Filomena Airways hatte eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt, wenn jemand ein Foto von Beryl mit nackten Beinen im Cockpit auftreiben konnte. Natürlich waren das nur dumme Männerfantasien, aber sie machten trotzdem Spaß. Bernd stellte sich noch eine Weile vor, wie Beryl im Minirock aussehen würde. Dann seufzte er und machte sich wieder an die Arbeit.

2
    Nach dem Gespräch mit der Polizei war Beryl ziemlich verstört. Sie fragte sich, warum das Ganze sie so mitnahm. Klar, Marcel war ein netter Kerl gewesen, es war verständlich, dass man betroffen ist, wenn sich ein so junger Mensch umbringt. Aber irgendwie war es mehr, was sie fühlte. Bestimmt lag es daran, dass sie sein Trainingskapitän gewesen war. Wenn es stimmen sollte, dass er überfordert war, ohne dass sie das mitbekommen hatte, dann hatte sie zumindest eine Mitschuld an seinem Selbstmord. Beryl fragte sich zum wiederholten Male, ob sie bei irgendeiner Gelegenheit so etwas wie Überforderung oder auch nur Unsicherheit gespürt hatte. Aber sie konnte sich beim besten Willen an keine derartige Situation erinnern. Marcel schien von Anfang an alles im Griff zu haben. Und man setzte auch nicht jemanden einfach so in das Cockpit eines Passagierflugzeuges.

    Marcel hatte eine lange und anspruchsvolle Ausbildung hinter sich, er hatte eine ganze Reihe von Prüfungen bestanden und Lizenzen erworben. Er hatte das Bewerbungsverfahren bei Filomena Airways durchlaufen. Und trotzdem, es war vier Tage her, da hatte er neben ihr im Cockpit gesessen, ein voll besetztes Flugzeug gelandet, und kurz darauf war er in einen nahen Wald gefahren und hatte sich erschossen. Wenn sie mit ihrer Einschätzung und Menschenkenntnis so derart danebenlag, war sie als Trainingskapitän dann nicht ziemlich fehl am Platz?

    Sie wusste nachher selbst nicht mehr, wie es geschehen war, sie hatte plötzlich ihr Handy in der Hand und rief die Auskunft an. Marcel hatte ihr erzählt, dass er noch zu Hause bei seiner Mutter wohnt.
    »Möchten Sie mit dem Teilnehmer gleich verbunden werden oder soll ich Ihnen die Nummer sagen?«, fragte die Dame von der Auskunft.
    »Bitte verbinden Sie mich gleich.«
    Kurz darauf meldete sich eine müde Frauenstimme.
    »Leimbach.«
    Beryl hatte sich bisher nicht überlegt, was sie sagen wollte.
    »Ähm, mein Name ist Beryl Bogner, ich bin mit Marcel geflogen und …«, sie stockte, »ich habe erfahren, was mit Marcel passiert ist.«
    Es dauerte eine Weile, bis die Antwort kam.
    »Mein Sohn hat mir von Ihnen erzählt, er war sehr froh, dass er mit Ihnen fliegen durfte«, dann brach die Stimme ab, und Beryl konnte die Frau weinen hören.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach anrufe, Frau Leimbach. Ich wollte Ihnen nur mein Beileid aussprechen«, und bevor sie darüber nachdenken konnte, war es ihr herausgerutscht, »und Ihnen sagen, dass ich das alles nicht verstehe. Marcel war ein guter Pilot.«
    »Ich würde Sie gerne kennenlernen, Frau Bogner. Sie sollen die Letzte gewesen sein, mit der Marcel gesprochen hat.«

    Kurz darauf saß Beryl im Auto und fuhr zu Marcels Mutter, sie wohnte in Tegel, keine zehn Minuten vom Flughafen entfernt, in einem Hochhaus direkt am Tegeler See.
    Eine Frau mit verweinten Augen öffnete Beryl die Tür. Hinter ihr standen zwei Mädchen, die vielleicht 12 und 15 Jahre alt sein mussten.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie einfach so überfalle.«
    »Bitte kommen Sie herein, und Sie überfallen uns nicht. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie gekommen sind.«
    Beryl zog ihre Schuhe aus und trat in die Wohnung.
    »Das sind meine Töchter, Romy und Anita.«
    Beryl gab den beiden Mädchen die Hand. Marcels Mutter führte sie ins Wohnzimmer, von hier oben aus dem 13. Stock hatte man einen klaren Blick über den See. Man konnte die Flugzeuge im Anflug auf die Startbahn 08 L des Flughafens Tegel sehen. Jetzt in der Abenddämmerung waren die Kollisionswarnlichter der Flieger deutlich zu erkennen, und Beryl sah drei Maschinen, die, wie auf einer Schnur aufgereiht, den Flughafen Tegel ansteuerten. Die Flugzeuge flogen genau den Anflug auf die Landebahn 08 L, den Marcel als Letztes durchgeführt
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