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Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen

Titel: Rolf Torring 022 - Die Stadt der Daemonen
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel
    Die geheimnisvollen Reiter.

    Wir befanden uns ungefähr dreißig Kilometer von Lhassa, auf dem Ritt nach Tschamkar begriffen. Der dicke, tapfere Chinese, dessen Karawane wir uns angeschlossen hatten, trieb zu immer größerer Eile, als wollte er wirklich aus der Nähe der alten Ruinenstadt fliehen, in der böse Geister ihr Wesen treiben sollten.
    Im Kampf mit der Räuberbande, den wir vor wenigen Stunden nach unserer Flucht aus Lhassa in dem Gebirgspaß hinter uns hatten bestehen müssen, war der dicke Ho-artg von einer Kaltblütigkeit gewesen, die uns in Erstaunen gesetzt hatte; aber obwohl er lange Zeit in Europa und auch in Berlin gewesen war, schien er doch den Glauben an Geister und Dämonen nicht verloren zu haben.
    Zehn Kilometer nördlich unserer Straße sollte eine alte Ruinenstadt liegen, in deren Nähe schon ganze Karawanen, ja sogar Soldaten, die zur Aufklärung hingeschickt waren, spurlos verschwunden seien. Und deshalb wählten jetzt alle Karawanen, die aus Tibet nach China wollten, die alte Straße, auf der wir uns befanden, obwohl sie länger war.
    Leider hatten wir keine Zeit, uns mit der geheimnisvollen Stadt näher zu befassen, denn wir mußten so schnell wie möglich den Auftrag des Lord Bird ausführen und versuchen, nach Alaska zu gelangen.
    Plötzlich verhielten Ho-ang und seine Diener ihre Pferde und blickten scharf nach vorn. Dort waren Reiter aufgetaucht, die sich uns schnell näherten. Bald erkannten wir, daß es Tibetaner waren, alle gut bewaffnet — durchweg mit russischen Militärgewehren, während sie um die Schultern zwei Gurte mit Patronen und im Gürtel wenigstens zwei Pistolen trugen.
    Da sie keine Packtiere mit sich führten, mußten wir auf der Hut sein, war es doch ein wildes Land, durch das wir zogen. Ohne Gruß ritten säe an ums vorbei, warfen uns finstere, abwägende Blicke zu und trabten so ruhig weiter, als existierten wir überhaupt nicht.
    Kaum waren sie ungefähr hundert Meter hinter uns. als Ho-ang sein Pferd zur schärfsten Gangart antrieb. Wir holten ihn .bald ein, und er rief uns zu:
    „Diese Leute sind gefährlich, wir müssen schnell fort! Wir können ums dort vorn, in den kleinen Hügeln, die Sie wohl sehen, gut verteidigen, wenn sie ums wirklich angreifen sollten."
    „Das scheint ja sehr gemütlich zuzugehen," lachte Rolf; „kaum hat man sich mit einer Räuberbande herumgeschlagen, so ist auch schon wieder die zweite da. Sehen wir also zu. daß wir die Hügel erreichen!"
    Die Pferde wurden zur schärfsten Gangart angetrieben Immer größer wurde die schmale Hügelkette vor uns, aber als ich einmal zurückblickte, sah ich -au meinem Schrecken, daß die Tibetaner uns doch folgten. Im geschlossenen Trupp rasten sie hinter .uns her, höchstens hurndertfünfzig Meter entfernt, und jetzt war ja ihre Absicht deutlich zu erkennen.
    „Schneller, schneller," rief dm gleichen Augenblick Ho-ang, der sich ebenfalls umgedreht hatte; aber unsere Pferde gaben schon ihr Bestes her, und zu meiner Beunruhigung mußte ich feststellen, daß unsere Verfolger anscheinend über bessere Tiere verfügten, denn sie rückten langsam näher auf.

    Und die Hügelkette war wenigstens noch einen Kilometer entfernt. Wir beugten uns weit über die Hälse unserer Pferde, um möglichst wenig Luftwiderstand zu tiieten, gleichzeitig aber auch, um eventuellen Schüssen kein großes Ziel zu geben.
    Diese Vorsicht sollte sieh bald als gut erweisen, denn plötzlich krachten hinter uns mehrere Schüsse, und die Kugeln pfiffen unangenehm nahe über uns hinweg. Zum Glück konnten unsere Verfolger infolge der scharfen Bewegungen ihrer Pferde nicht gut zielen, doch konnten wir leicht einen Zufallstreffer erhalten.
    Jetzt waren wir ungefähr noch zweihundert Meter von den Hügeln entfernt, aber die Räuber waren uns bis auf hundert Meter näher gekommen. Wieder krachte eine Salve, und jetzt warf sich ein Diener Ho-angs mit gellendem Aufschrei hoch, schwankte einige Sekunden im Sattel und fiel dann in weitem Bogen hinab. Wir konnten uns natürlich nicht um ihn kümmern, obwohl sein Aufschrei bewiesen hatte, daß er schwer verletzt war.
    Wieder krachte eine Salve, und das eine der Packpferde brach zusammen. Da riß Rolf seine Büchse von der Schulter, drehte sich im rasenden Galopp um und gab mehrere Schüsse ab. Ein wütendes Gebrüll unserer Verfolger bewies, daß er gut getroffen hatte, und während er, jetzt wieder tief auf den Hals seines Pferdes gebeugt, die abgeschossenen Patronen
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