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Die magische Bombe

Die magische Bombe

Titel: Die magische Bombe
Autoren: Jason Dark
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Es begann völlig harmlos!
    Hätte ich zu dem Zeitpunkt schon gewusst, was alles auf mich zukommen würde, ich hätte natürlich völlig anders gehandelt. Da mir leider ein Blick in die Zukunft nicht vergönnt war, nahmen die Dinge halt ihren Lauf.
    Ich wurde vom Dienst suspendiert und kam in eine Zelle. Als Gefangener, wohlgemerkt. Ich, der Mörder John Sinclair!
    ***
    Aber lassen Sie mich der Reihe nach erzählen.
    Ich merkte es, als ich über den Westway fuhr und den Stadtteil Paddington erreichte, wo es bekanntlich einen Bahnhof gibt, der durch eine Kriminalgeschichte von Agatha Christie weltberühmt geworden ist. Zu einem Bahnhof gehören in der Regel Brücken. Paddington macht da keine Ausnahme. Und an einer Brückenauffahrt erwischte es mich. Der Bentley begann zu »eiern« und geriet gleichzeitig ins Schleudern. Bei mir schlugen sofort Alarmklingeln, denn ich rechnete immer mit einer Attacke meiner dämonischen Gegner.
    Das war hier nicht der Fall, mich hatte etwas anderes erwischt. Ein ganz ordinärer Plattfuß. Hinten rechts.
    Mein Gesicht verzog sich, als hätte mir jemand Essigwasser zu trinken gegeben. Das Rütteln, Bocken und Schaukeln wurde schlimmer. Mir war klar, dass ich die Brücke nicht mehr schaffte.
    Was blieb zu tun? Links ran. Halb auf dem Gehweg und dicht am Geländer.
    Bevor ich ausstieg, warf ich einen Blick auf die Uhr. Eine Stunde vor Mitternacht. Dabei hatte ich mir vorgenommen, zur Tageswende im Bett zu liegen. Das war nicht mehr drin.
    Ich stieg aus, atmete tief aus. Die Luft stand wie eine Nebelwolke vor meinen Lippen. Der Oktober brachte die Kühle des Herbstes mit. In den nördlichen Landesteilen hatte es die ersten Fröste gegeben. Es war endgültig vorbei mit dem Sommer und dem schönen Herbstwetter.
    Über der Brücke lag keine klare Luft. Dunstschleier trieben wie Leichentücher an mir vorbei. Sie schienen sich mit zahlreichen Händen an der Fahrbahn festkrallen zu wollen, umwehten auch das Brückengeländer, legten sich darauf nieder und ließen den Stahl vor Nässe glänzen.
    Ein paar vereinzelt stehende Laternen gaben ein seltsames Licht ab. Normalerweise schimmerte es weiß. Da es von den Dunstschwaden umtanzt wurde, hatte es einen bläulichen Ton angenommen, der auf mich kalt und unwirklich wirkte.
    Wann hatte ich denn zum letzten Mal einen Reifen gewechselt? Daran konnte ich mich nicht erinnern, dennoch blieb mir nichts anderes übrig, als mich an die Arbeit zu machen.
    Bevor ich den Deckel des Kofferraumes aufschloss, warf ich noch einen Blick über das Geländer.
    Unter mir schimmerten Gleise. In Richtung Paddington schillerten bunte Signalleuchten. Auf einem Abstellgleis sah ich einige Güterwaggons. Autos fuhren nur wenige an mir vorbei, denn um diese Zeit zog es kaum jemand nach Paddington. Ein Zug donnerte heran. Ihn wartete ich ab, bevor ich mich an die Arbeit machte. Die Brücke vibrierte, als die stählerne Schlange unter mir über das Gleis donnerte. Das Innere der Wagen war erleuchtet. Geisterhaft schmolzen die einzelnen Lichter zu einem langen Band zusammen. Dann war der Zug vorbei, und auch die an glühende Kohle erinnernden Rückleuchten wurden von der Schwärze der Nacht aufgesaugt.
    Ein Wagen hielt. Zwei junge Burschen hockten in ihm. Trotz der Kälte fuhren sie mit offenem Verdeck.
    »Platten, Mister?« fragte einer.
    »Ja.«
    »So ein Pech.« Der Sprecher lachte laut, während sein Partner startete, noch einmal hupte und davonfuhr.
    »Mistkrücken«, murmelte ich und suchte nach dem Werkzeug. Ja, ich musste es suchen. Da ging es mir wie den meisten Autofahrern auf dieser Welt. Wer fand das Werkzeug schon auf Anhieb? Nach einigem Suchen hatte ich alles zusammen. Wagenheber, Kreuzschlüssel, ich fand auch noch eine Zange und nahm sie sicherheitshalber auch mit. Zuvor stellte ich noch ein Warndreieck auf und ließ auch die Blinkanlage eingeschaltet.
    Dann zog ich die Handbremse an. Prüfend wog ich den Kreuzschlüssel in der Hand und spielte mit dem Gedanken, Suko aus dem Bett zu trommeln. Der hätte mir helfen können, aber was sollte das alles? Mein Freund hatte damit nichts zu tun und hätte in ähnlicher Lage mich nicht angerufen.
    Ich überlegte meinen nächsten Schritt. Die Pannenbeschreibung hatte ich natürlich nicht im Wagen liegen, so musste ich alles rekapitulieren. Bevor ich mit dem Wagenheber herumfuhrwerkte, musste ich noch etwas tun. Aber was war das?
    Neben dem Bentley blieb ich stehen und dachte angestrengt nach. Zwei Finger hatte ich gegen
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