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Die magische Bombe

Die magische Bombe

Titel: Die magische Bombe
Autoren: Jason Dark
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den langen brauen Haaren war noch nicht aufgestanden. Sie hatte nur ihren Oberkörper angehoben und saß auf dem feuchten Untergrund. Ihr Gesicht war bleich, blutleer, die Augen blickten starr, aber in ihrem Blick lag gleichzeitig eine unverhohlene Feindschaft mir gegenüber.
    »Was sagen Sie da?« flüsterte ich.
    »Dreckiger Mörder!«
    Ich schüttelte den Kopf, weil ich ihr einiges erklären wollte, doch ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte. Hier war ein Spiel aufgezogen worden, dessen Regeln ich momentan nicht begriff.
    Ich schaute mir die Frau an. Dabei suchte ich nach der Wunde in ihrer Brust. Deutlich hatte ich noch das Blut in Erinnerung, das von der Kleidung aufgesaugt worden war. Der Anblick war so unbeschreiblich schrecklich gewesen und jetzt schaute ich auf eine lebende und völlig normale Frau.
    »Wie heißen Sie?« fragte ich.
    »Nancy Day.«
    »Und Ihnen ist nichts passiert?«
    »Nein, sehen Sie etwas?«
    Ich verengte die Augen »Atmen Sie mal«, forderte ich sie auf. »Stoßen Sie die Luft aus.«
    »Weshalb?«
    »Machen Sie schon!«
    Sie zuckte zurück. Man konnte ihr Gesicht mit dem einer Puppe vergleichen. So rund, stupsnasig und schmollmundig. Eine Frau mit einer guten Figur, ein Mädchen, das man hätte vom Äußerlichen her zu den Glamour-Girls zählen können.
    Vielleicht war sie ein Zombie?
    »Weshalb soll ich einem Mörder einen Gefallen tun?« fragte sie.
    »Atmen Sie!« forderte ich.
    »Gut, wenn Ihre Seligkeit davon abhängt. Ich werde es für Sie tun.«
    Sie atmete tief ein und aus. Vor ihren Lippen dampfte der Atem, und mir wurde klar, dass sie kein Zombie war. Ein Zombie atmete nicht. Ich machte mir meine Gedanken. Die Lage kam mir auf eine gewisse Art und Weise seltsam vor, aber auch gefährlich. Dabei wollte ich nicht von einer körperlichen Bedrohung reden, sondern von einer unsichtbaren Gefahr, die sich über meinem Kopf zusammenbraute. Da genau tat sich etwas. Jemand hatte sein Netz ausgeworfen, in dessen Maschen ich mich verfangen sollte.
    Wer das war und wieso er das getan hatte, war mir bisher unbekannt, aber ich würde es herausfinden.
    Meinen rechten Arm streckte ich aus, weil ich die Frau berühren wollte. Sie aber zuckte zurück. »Verdammt!« schrie sie. »Fass mich nicht an! Berühre mich nicht, du dreckiger Killer. Du verdammter Mörder!«
    Plötzlich begann sie zu schreien. Sie heulte wie eine Sirene und brüllte immer dasselbe Wort.
    »Mörder!«
    Es schallte über die Brücke. Ich wusste nicht, in welch einem Umkreis sich Menschen aufhielten, aber die sirenenhafte Stimme war bestimmt noch Hunderte von Yards weit zu hören.
    »Halten Sie den Mund!« fuhr ich sie an.
    Sie stockte tatsächlich. Ihre Augen wurden groß und rund, dann verzerrte sich der Mund, und sie schrie weiter.
    »Mörder! Mörder…«
    Es lag ein regelrechter Rhythmus in diesem Schreien. Wie einstudiert wirkte alles, und gerade das machte mich misstrauisch. Hier wurde mit ganz miesen Karten gespielt, und die ältesten hatte man ausgerechnet mir in die Hand gedrückt.
    Dennoch traf mich die Anklage hart. Ich war aber kein Mörder, denn ich hatte in Notwehr gehandelt. Aber wer würde mir das abnehmen? Der Killer war tot, die Leiche lebte.
    Eine blöde Situation.
    Auch ich verlor die Nerven und brüllte die schreiende Frau an. »Hören Sie auf, zum Henker! Lassen Sie dieses verdammte Geschrei!«
    Sie verstummte tatsächlich. Ihre Augen waren feucht. Die Lippen zuckten, der Blick war lauernd, ein paar Mal zog sie die Nase hoch, und ihr plötzliches Lächeln gefiel mir überhaupt nicht. Danach fragte sie:
    »Warum haben Sie ihn erschossen?«
    »Wollen Sie das wirklich noch wissen?«
    »Ja.«
    »Dieser Mann hat sie verfolg bedroht und erstochen. Leider konnte ich letzteres nicht mehr verhindern.«
    »Was soll mich mein Freund haben?«
    »Ich sagte es Ihnen schon, Miss Day.«
    Ihr Lachen klang schrill. »Mister, Sie scheinen aus einer Irrenanstalt ausgebrochen zu sein. Wirklich, Sie sind verrückt, wahnsinnig, das darf doch nicht wahr sein, was Sie da sagen. Nicht mein Freund ist der Mörder, Sie sind es. Sie allein, verstehen Sie!«
    »Ich habe in Notwehr gehandelt« Kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, da wurde mir klar, wie banal er klang. Diese Entschuldigung würde sie nicht gelten lassen. Alles sprach ja auch für sie. Da lag ein Toter auf der Brücke, eine Frau stand da, und ich hatte den Mann erschossen. Grundlos…
    Eine miese Lage!
    »Mister, ich weiß nicht, wer Sie sind, aber das haben Sie
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