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Berlin-Krimi 03 - Notlandung

Titel: Berlin-Krimi 03 - Notlandung
Autoren: Fritjof Karnani
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Ausbildungskredit hier sitzen lassen.«
    »Anita, mach dir keine Gedanken. Es wird irgendwie weitergehen, es ist immer weitergegangen.«
    »Mama, ich mache mir keine Sorgen wegen des Scheißgeldes, aber ich weiß, dass Marcel sich nicht umgebracht hat.« Anitas Stimme klang verzweifelt. Beryl wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, sie zuckte vor Schreck zusammen, als es an der Tür klingelte.
    »Das muss meine Schwester sein, sie wollte die Kinder abholen, um mit ihnen ins Kino zu gehen. Damit die beiden auf andere Gedanken kommen. Geht euch anziehen und dann raus mit euch. Ihr kennt eure Tante, sie steht wahrscheinlich wieder im Halteverbot.«
    Die beiden Mädchen sahen sich an, es war deutlich zu erkennen, dass sie keine Lust hatten, ihre Mutter allein zu lassen. Aber dann machten sich beide doch fertig und waren erstaunlich schnell aus der Wohnung verschwunden.
    »Die beiden sind bezaubernd«, sagte Beryl.
    Frau Leimbach hatte immer noch Tränen in den Augen.
    »Ja, alle meine Kinder sind ein Geschenk«, sie rieb sich die Augen.
    »Bitte verzeihen Sie, ich habe Ihnen gar nichts angeboten. Möchten Sie einen Kaffee? Ich habe gerade welchen gekocht. Und dann erzählen Sie mir etwas von Marcel. Bitte!«

    Beryl hielt sich am Kaffeebecher fest.
    »Ich befürchte, ich kann Ihnen nicht viel erzählen. Ich kannte Marcel nicht mal eine Woche. Er war, wie schon gesagt, ein guter Pilot. Obwohl er gerade erst angefangen hatte, hat er das Flugzeug souverän geflogen, keine Fehler, keine Unsicherheiten. Er war einer der besten jungen Offiziere, die ich erlebt habe. Es war lustig, es war angenehm, mit ihm zu arbeiten, wir haben viel zusammen gelacht. Frau Leimbach, ich habe keine Erklärung, warum er sich …«, sie brach den Satz ab.
    »Ich auch nicht, ich hatte gehofft, dass Sie mir etwas erzählen können, was es verständlich macht. Wissen Sie, eine Mutter muss wenigstens verstehen warum.«
    »Aber ich bin genauso ratlos wie Sie. Ich bin wohl deshalb heute bei Ihnen eingedrungen, weil ich gehofft habe, dass Sie es mir erklären können«, sagte Beryl und entschloss sich, ehrlich mit Frau Leimbach zu sein. »Ich mache mir Vorwürfe, Frau Leimbach. Mir hätte etwas auffallen müssen. Aber so sehr ich mir auch das Hirn zermartere, es gab nichts, wirklich nichts, was darauf hingedeutet hätte, was er vorhatte. Keine Anzeichen, keinen Hinweis. Nichts.«
    Frau Leimbach zuckte mit den Schultern.
    »Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe, ich bin seine Mutter, und mir ist auch nichts aufgefallen. Ich weiß, ich habe viel im Leben meiner Kinder nicht mitbekommen. Aber auch wenn ich nicht immer alles wusste, ich habe immer, wirklich immer gewusst, wie es meinen Kindern geht. Marcel ging es nicht schlecht, und er hatte auch keine persönlichen Probleme. Im Gegenteil, er war glücklich. Klar, wir haben einige Probleme, die hatten wir immer. Als alleinerziehende Mutter mit drei Kindern ist es nicht leicht. Die ersten Jahre waren schwer. Aber aus dem Gröbsten sind wir raus, und Marcel hatte es geschafft. Von seinem ersten Gehalt hat er mir letzte Woche ein schweineteures Parfüm gekauft, und mit seinen Schwestern war er Klamotten kaufen, in einem der Läden, die wir uns bisher nie leisten konnten. Die drei haben sich an der Kasse in die Haare bekommen, die Mädchen wollten nicht, dass er so viel Geld für sie ausgibt. Aber Marcel hat lachend darauf bestanden.«
    Frau Leimbach schlug die Hände vors Gesicht und weinte hemmungslos.
    Beryl nahm sie einfach in die Arme.
    »Es tut mir so leid. Es tut mir wirklich so leid.«
    Nach einer Zeit hatte sie sich etwas beruhigt und war aufgestanden.
    »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind. Sie haben Mut, hierherzukommen, zu einer heulenden Mutter.«
    Beryl wollte etwas sagen, aber Frau Leimbach hob abwehrend die Hand.
    »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    Beryl nickte.
    Frau Leimbach verließ den Raum und kam mit einem Pilotenkoffer zurück.
    »Den Pilotenkoffer hier haben die Mädchen und ich ihm zur bestandenen ATPL-Prüfung geschenkt. Er hatte ihn dabei, als er das letzte Mal geflogen ist. Er muss an dem Abend noch mal hier gewesen sein, die Mädchen waren bei Freunden, und ich war unterwegs. Als ich nach Hause kam, hab ich nur gesehen, dass der Koffer im Flur stand. Ich habe mich gewundert, dass Marcel nicht da war. Und am nächsten Morgen klingelte dann die Polizei an der Tür. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich an dem Abend nicht da gewesen bin. Vielleicht hätte ich es
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