Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternhagelverliebt

Sternhagelverliebt

Titel: Sternhagelverliebt
Autoren: Catherine McKenzie
Vom Netzwerk:
[home]
    1. Kapitel
    Muss die Musik lieben
    D as ist die Geschichte meines Traumjobs – und wie ich ihn verliere.
    Es ist der Tag vor meinem 30 . Geburtstag, als ich den Anruf von
The Line
bekomme,
dem
einflussreichsten Musikmagazin der Welt, vielleicht sogar des Universums. Okay, möglicherweise ist das
Rolling Stone-
Magazin die Nummer eins, aber
The Line
kommt definitiv direkt dahinter.
    Seit ich denken kann, will ich schon für
The Line
schreiben. Es haut mich immer noch um, dass Menschen dafür bezahlt werden, dort zu arbeiten, während ich wirklich gutes Geld dafür zahlen würde, nur um einmal bei einer Redaktionssitzung anwesend sein zu dürfen. Verdammt, ich würde sogar über die Jahresversammlung der Müllabfuhr berichten, wenn ich dadurch einen Fuß in die Tür bekäme.
    Also ist es kein Wunder, dass ich beinahe vom Stuhl falle, als ich eines schönen Sonntagmorgens ihre Annonce bei den Stellenanzeigen finde. Ich renne sofort zu meinem Computer und warte ungeduldig darauf, dass mein Modem sich einwählt. (Ja, ich benutze noch immer ein Modem. Das ist alles, was man sich als am Hungertuch nagende Musikjournalistin leisten kann.) Als das kratzige Heulen des Geräts endlich verstummt, rufe ich die Website von
The Line
auf und klicke den
Arbeite für uns!
-Button an. Das habe ich schon unzählige Male getan – immer vergeblich. Doch diesmal ist er da. Ein Job, ein echter Job!
     
    The Line sucht einen hochmotivierten Musikjournalisten. Du musst die Musik mehr lieben als das Geld, denn der Job wirft echt nicht viel ab! Sende Deinen Lebenslauf und einen kleinen Beweis für Deine Liebe zur Musik an [email protected].
     
    Die nächsten 24  Stunden quäle ich mich mit dem »Beweise Deine Liebe zur Musik«-Part der Bewerbung ab. Wie soll ich denn bitte meine musikalischen Einflüsse auf die vorgegebenen drei Zeilen im Bewerbungsbogen eingrenzen? Aber andererseits, wie soll ich einen Job bekommen, bei dem ich über Musik schreibe, wenn ich nicht mal meine Lieblingsbands auflisten kann?
    Am Ende lasse ich iTunes die Wahl für mich treffen. Wenn ich mir einen Song 946 -mal angehört habe (was zufällig die Anzahl der Male ist, die ich KT Tunstalls
Black Horse and the Cherry Tree
abgespielt habe), muss ich ihn echt mögen, oder? Kein perfektes System, doch besser als die Listen, über die ich beim Aufschreiben viel zu lange nachgedacht habe und die jetzt zusammengeknüllt in meinem Mülleimer liegen.
    Und es funktioniert tatsächlich. Ein paar Tage später erhalte ich eine E-Mail mit weiteren Fragen. Innerhalb von 48  Stunden soll ich den Fragebogen bearbeiten und zurückschicken. Wenn ich diesen Test auch noch bestehe, bekomme ich ein echtes, persönliches Vorstellungsgespräch in den Büros von
The Line!
Schon allein der Gedanke daran lässt mich einen wilden Freudentanz im Wohnzimmer aufführen.
    Zum Glück ist es ein Kinderspiel, den Fragebogen auszufüllen.
     
    Wähle fünf Songs von Dylan aus und erkläre, warum sie großartig sind.
    Wähle fünf Songs von Oasis aus und erkläre, warum sie mies sind.
    Was werden Deiner Meinung nach die prägenden Sounds dieses Jahrzehnts sein?
    Geh auf ein Konzert einer Band, die Du vorher noch nie gesehen hast, und schreibe 500 Wörter darüber.
    Kauf Dir eine CD aus der Country-Abteilung und hör sie Dir fünfmal an.
    Schreibe 500 Wörter darüber, welche Gefühle die Musik in Dir auslöst.
     
    Ich bleibe die ganze Nacht lang wach, rauche eine nach der anderen und leere zwei Flaschen Rotwein, die eigentlich meiner Mitbewohnerin Joanne gehören. Sie kauft andauernd Wein (als »Geldanlage«, sagt sie), doch trinkt ihn nie. Was für eine Verschwendung!
    Als die Sonne aufgeht, lese ich mir noch einmal durch, was ich geschrieben habe. Ich will mich ja wirklich nicht selbst loben, aber das ist echt gute Arbeit geworden. Keine Frage, bei der ich ins Stottern gerate, keine Frage, zu der ich keine Meinung habe. Ich habe die Antworten sogar im unverwechselbaren Stil von
The Line
geschrieben.
    Schon ewig warte ich auf diese Chance, und ich werde es nicht vermasseln.
    Zumindest jetzt noch nicht.
    Die folgenden zwei Wochen sind die reinste Qual. In meinem Kopf überschlagen sich negative Gedanken und Zweifel. Vielleicht habe ich von Musik doch keine Ahnung? Vielleicht wollen sie niemanden, der nur wie ein Papagei ihren Stil nachahmen kann? Vielleicht suchen sie nach etwas Neuem, und ich bin es nicht? Vielleicht sollten sie mich anrufen, bevor ich endgültig meinen verdammten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher