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Kein Zurueck nach Oxford

Kein Zurueck nach Oxford

Titel: Kein Zurueck nach Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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Kapitel 1
    Das Telefon klingelte.
    Von oben rief jemand: »Telefon!«
    Kate Ivory hörte Schritte. Eine Tür wurde geöffnet, und eine andere Stimme sagte: »Wie wäre es, wenn du drangehst?« Wieder polterten Schritte über den Flur, eine Tür wurde geschlossen. Das Klingeln des Telefons brach mitten im Ton ab.
    Kate überlegte, ob sie die Tür zu ihrem Arbeitszimmer nicht lieber schließen sollte. Früher hatte sie die Verbindung zur Außenwelt genossen, wenn sie sich zu ihrem Computer in Klausur begab, doch die Umstände hatten sich verändert. Damals befand sich die Außenwelt auf der anderen Seite der Wand, die sie von ihren Nachbarn trennte; heute trampelte sie in ihrem Haus herum und war beim besten Willen nicht zu überhören.
    »Für dich, Kate!«, rief eine männliche Stimme die Treppe hinunter.
    Oh ja, das wahre Leben hatte in ihrem Haus Einzug gehalten. Es rumorte in ihrer Küche und belegte das Wohnzimmer mit Beschlag.
    »Kate!« Die Stimme wurde lauter und kam näher. »Telefon! Für dich!«
    »Das ist ja wohl anzunehmen. Immerhin ist es mein Telefon«, grummelte Kate vor sich hin. Sie durchquerte ihr Arbeitszimmer und rief die Treppe hinauf: »Ich rufe später zurück!« Dann schloss sie die Tür. Zum Teufel mit der Verbindung zum wahren Leben. Sie kehrte in ihr erfundenes Leben zurück.
    Izanna saß vor dem Spiegel und blickte tief in das Bild ihrer eigenen blauen Augen , schrieb Kate. Sie veränderte die Zeile davor und begann, die letzten Sätze des vierten Kapitels umzustellen. Dann sicherte sie das Kapitel. Noch zwanzig Minuten. Sie gähnte, massierte sich die verspannten Nackenmuskeln, streckte die Beine aus und überlegte, ob ihr neues Buch tatsächlich so schrecklich würde, wie sie befürchtete. Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden: Sie musste alles noch einmal durchlesen. Seufzend blätterte sie an den Kapitelanfang zurück.

    War es möglich , dass ein Mann zu viel innige Zuneigung zeigte? , fragte sich Izanna . Sie saß vor dem Spiegel und blickte tief in das Bild ihrer eigenen blauen Augen .

    Wieder waren Schritte auf der Treppe zu Kates Arbeitszimmer zu hören. Der Besucher schien kurz zu stutzen, weil ihm die Neuerung der geschlossenen Tür nicht vertraut war, dann klopfte er leise an und trat ohne Aufforderung ein. Kate blickte auf. Ein Mann. Mittelgroß. Rötlichbraunes Haar, das langsam lichter wurde und sich um große Ohren ringelte. Hellblaue Augen. Weiche, weiße Hände. Andrew Grove. Ein alter Freund.
    »Ich störe dich doch nicht bei der Arbeit?« Was hätte sie darauf erwidern sollen? »Aber nein«, antwortete sie, während ihr Daumen auf der Leertaste lag und ihr kleiner Finger über der Eingabetaste schwebte. »Müsstest du nicht in der Bodleian Bibliothek sein? Erwartet man an einem normalen Werktag nicht von dir, dass du Bücher zählst oder die Aktentaschen von Lesern durchsuchst?«
    »Du weißt doch, dass ich morgen Abend bis zehn Uhr arbeiten muss.« Stimmt, sie hätte es wissen müssen, da er während des Semesters immer am gleichen Tag abends lange Dienst hatte. »Deshalb habe ich mir heute Nachmittag freigenommen, um die Stunden auszugleichen.«
    »So wie du aussiehst, scheinst du die freie Zeit in meiner Küche verbracht zu haben.« Kate hatte sich mit ihrem Bürostuhl zu ihm umgedreht und blickte ihn an. Über dem dunklen Anzug trug Andrew eine Schürze. Gott sei Dank nichts Mädchenhaftes mit Rüschen und Blümchen und auch keines dieser unsäglichen Plastikteile mit scherzhafter Aufschrift. Nein, er hatte sich eine einfache weiße Twillschürze umgebunden, wie ernsthafte Köche sie zu tragen pflegen. Die Schürzenbänder waren ordnungsgemäß mit einer Schleife über Andrews kleinem Bauchansatz zusammengebunden.
    »Ich wollte dir lediglich mitteilen, dass ich in etwa zehn Minuten costa-ricanischen Röstkaffee mit siedenden Leitungswasser aus dem Themsetal übergießen werde, und vorschlagen, dass du nach oben kommst, ehe der Kaffee so lange steht, dass sich ungesunde Alkaloide bilden.«
    Kate schnüffelte. »Ein wahrhaft köstlicher Duft bei euch da oben!«
    »Ich habe ein paar Bleche Plätzchen gebacken«, erklärte er und lächelte sie schüchtern an. Seine Augen blitzten auf. Kate fiel ein, dass sich Andrew erst vor Kurzem von seiner Brille getrennt hatte und seither Kontaktlinsen trug, die je nach Lichteinfall manchmal glitzerten.
    »Etwa diese kleinen knusprigen Mandeldinger?«
    »Ja, ein paar tuiles d’amandes sind auch dabei. Aber diese Woche
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