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TS 29: Die Zeitbombe

TS 29: Die Zeitbombe

Titel: TS 29: Die Zeitbombe
Autoren: Wilson Tucker
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1. Kapitel
     
    Der Regen fiel in Strömen.
    In Springfield im Staate Illinois erschütterte eine ungeheure Explosion die Nacht. Der bedeckte Himmel erhellte sich im Widerschein der Detonation und des darauffolgenden Feuers, und der Regen vermochte den entstandenen Brand nicht einzudämmen.
    Leutnant Danforth rollte im Moment der Explosion aus seinem Bett; es war eine Reflexbewegung, die ihn auf die Füße brachte, bevor er sich des Vorgefallenen vollständig bewußt geworden war. Er hielt sich am Bettrand fest und schüttelte sich benommen den Schlaf aus den Augen. Sein Kopf klärte sich ein wenig. In seiner lebhaften Phantasie stellte er sich den hellen Schein vor und vermeinte, die auf die Erde stürzenden Trümmerstücke sehen zu können. Etwas in ihm fragte sich, wie viele Personen wohl diesmal davon betroffen worden waren.
    Schwerfällig griff er nach seinen Kleidern und begann sich anzuziehen, und seine Stimmung war so schwarz und so verschwommen wie die Nacht. Das Radiophon auf dem Nachttischchen summte leise. Er griff nach dem Hörer.
    „Danforth“, meldete er sich. „Ich habe es gehört. Ich komme.“
    „Viel Glück!“ sagte eine männliche Stimme am anderen Ende. Dann war die Verbindung unterbrochen.
    Danforth lauschte den Sirenen, die entfernt in der Nacht heulten; dann kam das etwas höhere Jaulen der Polizeisirenen. Viel Glück – für ihn! Sogar der Polizeifunker wußte alles und fühlte mit ihm! Die soeben erfolgte Explosion war die letzte für ihn; sie würde ihn und seine Gruppe erledigen.
    Ein Mann und eine Frau saßen in ihrem Wohnzimmer und spielten Schach. Nur ein Teil ihrer Aufmerksamkeit galt dem eingeschalteten Fernsehgerät, das an der gegenüberliegenden Wand schimmerte.
    „Du bist am Zug“, murmelte der Mann.
    Die Lautstärke des Fernsehgeräts war so schwach, daß die Stimme des Schauspielers nur mehr wie entferntes Bellen wirkte, und das geistlose Gelächter der Menge wie das Plätschern von Wellen am Strand.
    Sie schaute zufällig auf den Bildschirm.
    „Gilbert …“
    Sie sahen schweigend zu, wie der Clown seine Szene spielte, in der eine Zeitmaschine vorkam, und lauschten dem antwortenden Lachen der Zuschauer im Saal. Künstliches Gelächter war der übertragenen Sendung von den Technikern beigefügt worden, um die Zuschauer an den Fernsehempfängern tiefer zu beeindrucken.
    Gilberts Abscheu kam in seiner Stimme klar zum Ausdruck. „Und dafür bekommt der Kerl Geld!“
    „Es wird ihm auch etliche Drohbriefe einbringen“, sagte seine Frau. „Er tut mir leid.“
    Gilbert blickte wieder auf den Schirm und lachte vor sich hin. „Wenn Wünsche töten könnten …“
    Seine Frau nickte. „Genau das meine ich. Deshalb tut er mir auch leid. Vielleicht können sie es eines Tages tatsächlich, erreichen ihn dort auf der Bühne und bringen ihn um. Und er wird sterben wie ein Narr, während der Schuldige entkommt.“
    „Shirley, du liest in meinen Gedanken! Ich dachte soeben auch an das. Es war ein aufgelegter Schwindel, ein Köder.“
    „Köder“, wiederholte sie. „Köder, ausgelegt von geheimnisvollen Männern, die sich irgendwo verbergen.“
    „Ach ja“, sann Gilbert vor sich hin. „Das geheimnisumwobene kleine Männchen, das im Hintergrund lauert und es auf Narren wie ihn abgesehen hat.“ Er nickte gegen den Bildschirm zu. „Die Welt läuft über vor dunklen Verschwörungen und finstern Winkelzügen. – Wohin mit der Menschheit?“
    „Es ist meine Menschheit“, erklärte seine Frau, „und ich liebe sie! Sei nicht so überlegen, sonst melde ich der Öffentlichkeit, daß du nicht menschlich bist.“
    Gilbert Nash lachte und streckte den Arm über das Schachbrett, um seiner Frau einen leichten Klaps zu versetzen.
    „Man wird dich mit aufhängen, Mitverschwörer!“
     
    *
     
    Leutnant Danforth von der Abteilung für Bombenattentate stieß die Tür zu seinem Dienstraum auf und durchschritt ihn, ohne das Licht anzudrehen. Die Dunkelheit war ihm erwünscht und willkommen. Er ließ sich in den Stuhl hinter seinem Schreibtisch fallen und starrte auf den rechteckigen Flecken Nachthimmel, der durch das Fenster sichtbar wurde. Langsam streckte er eine Hand aus und drückte einen Knopf auf seinem Schreibtisch nieder.
    „Hier Danforth“, sagte er laut.
    Eine körperlose Stimme schien ihm aus der Luft über dem Schreibtisch zu antworten. Es war die Stimme des Nachrichtenoffiziers, die er vor einer Weile über sein Radiophon vernommen hatte.
    „Immer dasselbe, Leutnant.
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