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Im Bann des Milliardaers

Im Bann des Milliardaers

Titel: Im Bann des Milliardaers
Autoren: Kim Lawrence
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1. KAPITEL
    Fleur Stewart lauschte nach dem Aufwachen erst minutenlang dem morgendlichen Vogelgezwitscher, bevor sie sich zwang, die Lider zu öffnen. Gähnend sah sie schließlich auf den Digitalwecker neben dem Bett. Es war halb neun.
    Es war auch ihr Geburtstag. Heute wurde sie fünfundzwanzig. Ein Vierteljahrhundert. Sie widerstand der Versuchung, Bilanz zu ziehen, was sie mit diesen fünfundzwanzig Jahren angefangen hatte. Denn das würde unweigerlich zu der Frage führen, was sie mit den nächsten fünfundzwanzig Jahren anzufangen gedachte.
    Sie hatte nicht die geringste Ahnung.
    Fleur drehte sich auf die andere Seite und zog sich die Bettdecke bis über die Nase. Sie machte grundsätzlich keine Pläne, sie ließ sich lieber überraschen. Denn das Leben hatte die Unart, meist sowieso anders zu verlaufen, als man es sich ausgemalt hatte.
    Als kleines Mädchen hatte sie Schauspielerin werden wollen. Geboren war der Traum an dem Tag, als ihre Eltern sie im stolzen Alter von acht Jahren zu einer Matineevorstellung im West End mitgenommen hatten. Begraben hatte sie diesen Traum, als sie zu Beginn ihres zweiten Jahres an der Schauspielschule das Vorspielen so kläglich verpatzte, dass es für jedermann offensichtlich war: Das Einzige, was zwischen ihr und einer schillernden Karriere als Schauspielerin stand, war das komplette Fehlen von Talent.
    Am nächsten Tag, noch immer tief in Selbstmitleid verloren, hatte sie Adam Moore getroffen, Jurastudent im Staatsexamensjahr. Der gut aussehende Adam war so unendlich verständnisvoll und mitfühlend gewesen, als sie ihm nach dem zweiten Glas Wein ihre Zweifel gebeichtet hatte. Als verwandte Seele war er natürlich ganz ihrer Meinung gewesen: Welchen Sinn hatte es, mit der Schauspielschule weiterzumachen, wenn Fleur doch nie mehr als Mittelmaß erreichen würde?
    Es war viel angenehmer zu hören als das: „Als Schauspielerin darf man nicht so dünnhäutig sein“, mit dem ihre Freunde aufwarteten. Die nahmen ihre Identitätskrise offensichtlich nicht ernst genug.
    Adam hingegen sagte ihr, dass ein Mädchen mit ihrer Intelligenz doch etwas Besseres mit sich anfangen müsste als Schauspielern, und geschmeichelt stimmte sie ihm zu. Oder hatte sich zumindest dazu durchgerungen, ihm zu glauben. Denn ganz tief in ihrem Innern wusste Fleur selbst, dass sie den Weg des geringsten Widerstandes wählte.
    Drei Monate später war sie mit Adam verlobt und jobbte als Kellnerin. Und falls ihr zwischendurch tatsächlich die Frage in den Kopf schießen sollte, ob sie jetzt glücklicher war, so erinnerte sie sich streng daran, dass es ja nur eine Übergangslösung war. Außerdem waren die Trinkgelder nicht zu verachten, und es schien doch sinnvoll, dass Adam sich während seines letzten Jahres auf sein Examen konzentrieren und sich keine Sorgen um solche Nebensächlichkeiten wie das Bezahlen der Miete machen musste.
    Wenn Fleur heute an ihre jugendliche Naivität zurückdachte, wurde ihr elend vor Selbstverachtung, daher erinnerte sie sich auch nur ungern an die Vergangenheit. Sie konzentrierte sich darauf, in der Gegenwart zu leben.
    Und die Gegenwart verlief eigentlich überraschend gut.
    Adam gab es nicht mehr. Zugegeben, die brillante Schauspielkarriere gab es ebenfalls nicht, aber dafür balancierte sie auch keine mit Gläsern voll beladenen Tabletts mehr durch überfüllte Kneipen.
    Ihr gefiel ihre Stelle als Schauspiellehrerin am hiesigen College. Die Arbeit befriedigte sie, die Kollegen waren so weit ganz nett, und es war eine Herausforderung, mit zumeist hoch motivierten jungen Leuten zu arbeiten. Jedes Mal, wenn einer ihrer Studenten auf die Idee verfiel, das Handtuch zu werfen, nahm sie ihn beiseite und redete ihm zu, dass er im Moment vielleicht den Mut verloren haben mochte, aber nie erfahren würde, was die Zukunft bereithielt, wenn er nicht ein bisschen mehr Rückgrat und Durchhaltevermögen zeigte.
    Der größte Vorteil aber war – niemand wusste hier von dem, was sie vor nicht allzu langer Zeit durchgemacht hatte. Was bedeutete: keine mitleidigen Blicke, keine mitfühlenden Kommentare nach dem Motto: „Ich bewundere dich ja so, du lässt dich nicht unterkriegen.“ Als ob sie eine Wahl hätte!
    Doch ganz gleich, wie sehr man seine Arbeit liebte, es war wunderbar, am Samstagmorgen aufzuwachen und zu wissen, man konnte sich die Bettdecke noch einmal über den Kopf ziehen und einfach faulenzen. Den heutigen Samstag jedoch, Geburtstag oder nicht, würde sie nicht lange im Bett
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