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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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derartig zu, dass Karin es nicht vermeiden konnte, die Luft vor Schmerz scharf einzuziehen.
    Witkowski verspürte ein ekstatisches Gefühl der Macht. Er hatte seine Intimfeindin genau da, wo er sie schon lange haben wollte, nämlich in seiner Gewalt. Sie zu demütigen, hatte ihm Freude bereitet, so viel Freude, dass er an dieser Stelle die Leibesvisitation abbrach. Er gierte danach, ihr weiteren Schmerz zuzufügen und wurde dadurch nachlässig.
    »So, nun ist das Vögelchen gerupft«, sagte er, nachdem er mit der entwürdigenden Prozedur fertig war und fuhr in einem Ton, der seine Vorfreude auf das Kommende erahnen ließ, fort: »Sie dürfen sich jetzt umdrehen.«
    Karin drehte sich langsam zu Witkowski um und blickte diesem ins Gesicht. Sie sah die Mordlust in seinen Augen und wusste, was gleich geschehen würde. Angst kroch in ihr hoch. Angst vor den Schmerzen, die Witkowski ihr zufügen würde. Es ist ein Scheißplan, den ich mir zurechtgelegt habe, schoss es Karin durch den Kopf. Die Gewalt, die Witkowski anwenden würde, war Bestandteil ihres Vorhabens. Doch nun, wo der Zeitpunkt gekommen war, verspürte sie nur lähmende Furcht.
    Witkowski, dem es immer schon Lust bereitet hatte, andere Menschen zu quälen, weidete sich an der Angst in Karins Augen. Er überlegte, wie er die Folter am wirkungsvollsten gestalten sollte, um den erregenden Nervenkitzel voll auszukosten. Leider, rief er sich in Erinnerung, drängte die Zeit. Er musste hier fertig werden. Doch ein wenig Spaß wollte er trotzdem haben, deshalb schlug er, ohne Vorwarnung, mit aller Kraft, seine Faust in Karins Magengrube.
    Die Luft entwich mit einem Pfeifton aus Karins Mund, bevor sie zu Boden sackte. Der Schmerz verwischte alle anderen Empfindungen in ihr. Sie krümmte sich hilflos vor Witkowski und versuchte krampfhaft, den wühlenden Schmerz zu besiegen und wieder Atem zu holen.
    Als es Karin schließlich gelang, kehrte mit dem Sauerstoff auch ihr Verstand zurück. Sie wusste, dass nun der Moment gekommen war, ihren Plan umzusetzen. Zeitgleich mit dieser Erkenntnis, setzte ihr Körper Adrenalin frei und verhalf ihr zu der Energie, sich mühsam auf die Knie zu kämpfen. In dieser Stellung verharrte Karin und presste die Arme an ihren Bauch. Witkowski, der über ihr stand und Karins Qualen mit Interesse studierte, konnte nicht sehen, dass Karin mit der rechten Hand unter ihren linken Ärmel schlüpfte und ein Messer aus der Lederscheide zog, welch sie an ihren Unterarm geschnallt hatte. Da holte Witkowski mit seinem Bein aus und trat Karin mit der Schuhspitze in die Seite. Karin heulte vor Schmerz auf und wurde ein Stück von Witkowski weggeschleudert. Nur einem Gedanken gelang es, die Wand aus Schmerz zu überwinden und den Weg zu ihrem Gehirn zu finden: ›Lass bloß das Messer nicht fallen!‹
    Ihr Gesicht lag auf dem Kellerboden. Sie zog ihren Atem röchelnd ein und schmeckte den dumpfen Geschmack des Staubes auf ihren Lippen. Die kleine Flamme in ihr, die den Hass auf Witkowski genährt hatte, wurde nun zum Flächenbrand. Der Hass und die Wut verliehen Karin die notwendige Kraft, sich ein zweites Mal hoch zu quälen. Sie verharrte in gebückter Haltung und wartete auf Witkowski. Dieser beobachtete Karin wie ein Tier, welches sich im Todeskampf windet. Er stellte sich über ihren gekrümmtem Leib und tastete diesen mit seinen Blicken ab. Er suchte nach der Stelle, wo er mit dem nächsten Hieb den größten Schmerz bereiten würde. Doch Witkowski gab sich der Vorfreude einen Moment zu lange hin. Als Karin fühlte, dass ihr Peiniger günstig stand, spannte sie ihre Beinmuskeln, legte alle Kraft in ihre Gelenke und richtete sich blitzartig auf, dabei stieß sie mit dem Kopf an den Oberkörper des vornüber geneigt stehenden Witkowski. Dieser geriet durch den unerwarteten Stoß kurz aus der Balance. Diesen Augenblick nutzte Karin und stieß ihm mit aller Kraft das Messer in die Innenseite seines Oberschenkels und zog es gleich darauf wieder heraus. Ein Blick auf das hervorschießende Blut genügte Karin, sie hatte die richtige Stelle getroffen. Witkowskis Oberschenkelarterie war verletzt. Karin stieß Witkowski von sich und lief schnell um den verdutzen Mann herum. Mit einer Handbewegung riss sie die Pistole aus seinem Hosenbund und richtete sie auf ihn.
    Das sadistische Grinsen in Witkowskis Gesicht war einer Mischung aus Schreck und Erstaunen gewichen. Fassungslos starrte er auf sein Bein. Das aus der Stichwunde strömende Blut hatte bereits den
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