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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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wegen meiner Dummheit«, sie schüttelte den Kopf. »Wie eine Amateurin bin ich in seine Falle getappt. Er hat vor dem Haus meines Freundes auf mich gewartet. Er hielt einen Stadtplan in der Hand und kam auf mich zu, als suchte er Hilfe. Als ich ihm arglos Auskunft geben wollte, zeigte er mir seine Waffe. Er zwang mich, in sein Fahrzeug einzusteigen und dann hat er mir eine reingehauen. Auf dem Stuhl hier bin ich wieder aufgewacht.«
    »Du musst dir keine Vorwürfe machen, du kanntest Witkowski schließlich nicht«, sagte Karin tröstend.
    Sandra schaute Karin an, dann umarmte sie ihre Partnerin und sagte: »Danke, dass du meinen Arsch gerettet hast. Ich hatte nicht damit gerechnet, hier lebend wieder herauszukommen.« Dann nahm sie Abstand und schaute Karin an. »Weder ich noch dieses Stück Dreck hier«, damit wies sie auf Witkowski, »hätten damit gerechnet, dass du so virtuos mit einem Messer umgehen kannst. Das ging ja extrem schnell. Wo hast du das denn gelernt?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Die erzähle ich dir vielleicht später einmal.«
    »Was glaubst du, wie lange es noch dauert, bis Verstärkung eintrifft?«, fragte Sandra mit unschuldigem Blick.
    »Vielleicht fünf Minuten, höchstens.«
    »Dann haben wir ausreichend Zeit für deine Geschichte.«
    »Ich glaube, mit Klebeband auf dem Mund warst du mir lieber.«
    Sandra knuffte Karin mit gespielter Empörung und sagte: »Komm schon!«
    »Du bist eine Nervensäge. Aber was soll es, du gibst ja doch keine Ruhe. Also, während meiner Ausbildung war ich eine Außenseiterin. Ich war nicht laut und aggressiv genug und ich habe zu viel gelesen. Also wurde ich gehänselt, aber dabei blieb es nicht, erst kam Schubsen und später böse Streiche. Einer der Ausbilder hat es bemerkt und mich gefragt, weshalb ich es mir gefallen lasse. Und ich sah ihn nur wie ein Reh an.« Karin seufzte tief und saugte an ihrem verletzten Finger. »Jedenfalls brachte er mir bei, wie man kämpft. Mit Messern, mit Fäusten, einfach mit allen Dingen, deren man habhaft werden kann. Als ich gut genug war, wehrte ich mich. Für manche war das ein böses Erwachen. Auch für mich selbst. Erst nach den Auseinandersetzungen sah ich, welchen Schaden ich anderen zugefügt hatte. Glücklicherweise deckte mich der bewusste Ausbilder, sonst wäre ich von der Polizeischule geflogen und du müsstest jetzt jemand anderen löchern.«
    Karin beendete ihre Erzählung und stand auf, als die blauen Lichter der Einsatzwagen den Kellergang flackernd erleuchteten. Sie half Sandra beim Aufstehen, da diese noch recht wackelig auf den Beinen war. Die Besatzung des Rettungsdienstes erschien als Erstes auf der Bildfläche, sie erfassten die Lage mit einem Blick und kümmerten sich sofort fieberhaft um Witkowski. Karin und Sandra schauten diesen Bemühungen leidenschaftslos zu. Das Mitgefühl der beiden Beamtinnen hielt sich in Grenzen.
    Witkowski kam erst auf der Trage wieder zu sich, als eine Infusion sein Leben rettete. Doch bevor die Sanitäter ihn wegbringen konnten, hielt Karin sie zurück. Sie holte schnell ihren Beutel aus der Ecke, trat zu Witkowski und hielt die Tasche so, dass er den Inhalt sehen konnte. Witkowski verzog keine Miene, als er das Kopierpapier sah, aber Karin wusste, wie es in ihm aussah.

Epilog
    Karin genoss den Blick aus der Gondel der Schwebefähre, in der sie über das Flüsschen Charente übersetzte. Die Höhe bot ihr einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft um Rochefort. Sie blickte auf die Charente, die um das Städtchen einen weiten Bogen schlug, als wolle sie mit ihren Fluten den Ort umarmen.
    Die Fahrt war viel zu schnell vorüber und am anderen Ufer angekommen, machte sie sich auf den Weg in den Ort, in welchem Sarah Lefort ihre Kindheit verlebt hatte. Karin gefiel die Wanderung durch die heitere Landschaft. Sie konnte in Muße ihren Gedanken nachhängen und erfreute sich an dem milden, fast mediterranen Wetter. Der Wind, der vom Atlantik wehte, spielte mit ihren Haaren und die Sonne schmeichelte ihrer Haut. Ihre Büroblässe war im Laufe des Urlaubs verschwunden und die Sonne Frankreichs hatte hinreißende Sommersprossen auf ihre Nase gezaubert.
    Die letzten zwei Wochen hatte sie gemeinsam mit Christine Frankreich erkundet und Rochefort war die letzte Station ihres Urlaubs. Gestern waren sie in der kleinen Stadt am Atlantik eingetroffen und hatten in einer hübschen Pension Quartier genommen.
    Christine musste als Dolmetscherin herhalten, als Karin gleich am Nachmittag
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