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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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Inspector Claude Caffier besuchte. Dieser grinste, als er dahinter kam, wer von ihnen beiden der französischen Sprache mächtig war, und wer nicht. Aber er verlor kein Wort darüber.
    Karin schmunzelte, als sie an das Gespräch zurückdachte. Wie immer, wenn sie mit Christine zusammen war, klappte den männlichen Gesprächspartnern die Kinnlade bei Christines Anblick herunter. Inspector Caffier bildete da keine Ausnahme. Er starrte während der Unterhaltung ausschließlich Christine, oder genauer deren Dekolleté an. Aber seinen bereits an die Dresdner Staatsanwaltschaft gesendeten Ergebnissen hatte er nichts hinzuzufügen. Trotzdem legte er nochmals ausschweifend die gesamten Ermittlungen dar. Karin fand, dass er zu viel redete. Wäre es ein Verhör gewesen, wäre sie durch seinen Wortschwall stutzig geworden.
    Karin war nicht arrogant, dazu kannte sie ihre eigene Fehlbarkeit nur zu gut, aber sie glaubte doch, dass sie einen Kleinstadtpolizisten durchschauen konnte. Zum Abschluss der Unterhaltung bat sie den Inspector, ihren Besuch bei Sarah Leforts Eltern anzukündigen.
    Karin wusste eigentlich nicht so recht, warum sie überhaupt nach Rochefort gekommen war und was sie zu Sarahs Eltern trieb. Es war wieder nur so ein kleines, unbestimmtes Gefühl, welches ihr keine Ruhe ließ.
    Inspector Caffier hatte ihr, oder besser Christines Ausschnitt, versichert, dass Pierre Lefort ausgezeichnet deutsch spräche, deshalb bummelte Christine durch die Geschäfte und Bars von Rochefort, während Karin allein zu der kleinen Ortschaft wanderte. Da Karin von Paulette, der Pensionswirtin, eine exakte Wegbeschreibung erhalten hatte, verfehlte sie den Ort nicht. Ein kleiner Junge, welcher auf seinem Fahrrad Runden drehte, zeigte ihr, nachdem sie mehrmals den Namen Lefort nannte, das Anwesen.
    Die Leforts lebten auf einem Bauernhof. Von der Dorfstraße sah man nur einen großen Torbogen, an welchen sich beidseitig Mauern aus Feldsteinen anschlossen. Karin schritt durch das breite Tor und rief laut »Hallo«. Da sich auf ihr Rufen nichts tat, ging sie einfach in den Bauernhof hinein. Sie erschreckte ein Huhn, welches in einer Nische ein Nickerchen hielt. Aufgeregt gackernd lief es davon. Das Gackern wiederum weckte einen Hund, der nun knurrend auf Karin zuging. Karin überlegte gerade, ob sie lieber die Flucht ergreifen sollte, da öffnete sich die Tür des Wohnhauses und eine große Frau eilte zu dem Hund. Sie sagte kein Wort, streichelte das Tier begütigend und sah Karin fragend an. Die Reihenfolge bei Alarm scheint ja zu funktionieren, dachte Karin bei sich, dann erklärte sie der Frau ihr Anliegen. Die junge Frau, Karin schätzte sie auf Anfang dreißig, lächelte Karin an, sprach abermals kein Wort und ging zurück ins Haus. Karin stand wieder allein im Hof und kam sich allmählich dämlich vor, sogar der Hund interessierte sich nicht mehr für sie und verzog sich in irgendeine Ecke. Sie ging zögerlich auf das Wohnhaus zu, da öffnete sich die Tür zum zweiten Mal und ein weißhaariger, kräftiger Mann trat heraus. Er lächelte Karin an und rief: »Sie müssen die Polizistin aus Deutschland sein. Herzlich willkommen! Ich bin Pierre, der Vater von Sarah.« Er reichte Karin die Hand und führte sie durch das Wohnhaus hindurch wieder ins Freie, wo ein kleiner, aber sehr hübscher Garten zwischen dem Haus und einer hohen Mauer angelegt war.
    »Sie müssen entschuldigen, dass ich Sie warten ließ, aber ich war gerade im Weinkeller«, sagte Herr Lefort und bat Karin Platz zu nehmen.
    »Da ist es unverzeihlich, dass ich Sie störe und von einem so schönen Ort fortlocke«, erwiderte Karin, die zeigen wollte, dass auch sie Charme versprühen konnte. Sie hatte sich noch nicht richtig in einen der großen Korbsessel gesetzt, da trat die junge Frau zu ihnen und stellte Baguette, eine große Holzplatte mit Käse und einen Krug mit Wein auf den Tisch.
    »Das ist Monique, die Nichte meiner Frau. Sie versteht Ihre Sprache nicht, aber da sie informiert war, sagte sie mir Bescheid. Bitte machen Sie mir die Freude und greifen Sie reichlich zu.«
    Karin nickte Monique dankend zu und nahm das Weinglas entgegen, das Herr Lefort für sie gefüllt hatte. Der Wein war trocken, fruchtig und leicht. »An diese Sorte könnte ich mich gewöhnen«, sagte Karin anerkennend. »Darf ich fragen, wo Sie so perfekt Deutsch gelernt haben?«
    »Bei meinem Vater. Er war Lehrer und hat Ihre Sprache unterrichtet. Auch Sarah war seine Schülerin. Er sagte immer zu
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