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Orcs ante Portas

Orcs ante Portas

Titel: Orcs ante Portas
Autoren: Martin Scott
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1. KAPITEL
    Ich sitze am Tresen in der Rächenden Axt, ein Bier in der einen, eine Thazisrolle in der anderen Hand und ringe mit mir, ob ich mir zu meinem nächsten Bier einen Schluck Kleeh genehmigen soll. Es ist eine schwierige Entscheidung, denn in meinem Büro wartet eine ganze Flasche von dem Schnaps auf mich. Ich könnte also warten, bis ich hinaufgehe. Andererseits gibt es nichts Besseres als einen Becher Kleeh, den man mit einem frisch gezapften Krug von Ghurds Bier hinunterspült. Nachdem ich eine Weile alle Möglichkeiten abgewogen und das Problem mit dem ganzen Schatz meiner reichhaltigen Erfahrung durchleuchtet habe, entscheide ich mich für den Becher Kleeh. Und bestelle bei der Gelegenheit auch gleich noch ein Bier.
    Dandelion, die verrückte Kellnerin, schneidet eine Grimasse, als wollte sie gleich eine Bemerkung dazu vom Stapel lassen, ob es wirklich weise ist, schon so früh am Nachmittag mit einem ehrgeizigen Trinkunterfangen zu beginnen. Ich ersticke ihre drohende Predigt mit einem strengen Blick schon im Keim. Ich brauche absolut keine Belehrung über meine Trinkgewohnheiten, und schon gar nicht von Dandelion. Diese junge Frau trifft man, wenn sie nicht gerade am Zapfhahn steht, normalerweise am Strand. Wo sie mit Delfinen redet.
    Meine Miene verfinstert sich. Mit dieser Kaschemme geht es allmählich wirklich bergab. Makri und ihre unberechenbaren Launen setzen mir schon genug zu, und jetzt muss ich auch noch Dandelions besondere Spielart von Idiotie ertragen. Das Schlimmste aber ist, dass Tanrose, die Köchin, keinerlei Neigung zeigt, zurückzukommen. Ich habe seit Wochen keine anständige Mahlzeit mehr zu mir genommen. Das Leben wird immer unerträglicher.
    Ghurd, der Inhaber der Rächenden Axt und mein ältester Freund, hockt neben mir. Ich wollte gerade eine Beschwerde darüber loswerden, dass die Qualität seiner Kellnerinnen immer mehr zu wünschen übrig lässt, schlucke die Worte jedoch lieber herunter.
    »Keine Arbeit, Thraxas?«
    Ich schüttele den Kopf. »Das Geschäft läuft nicht besonders. Du weißt ja, warum.«
    »Diese Anklage?«
    Ich nicke. Vor ein paar Monaten hat man mich der Feigheit vor dem Feind beschuldigt. Ich soll meinen Schild auf dem Schlachtfeld weggeworfen haben. Diese Beschuldigung bezieht sich auf die Schlacht von Sanasa, die vor etwa siebzehn Jahren stattgefunden hat, und ist so vollkommen unbegründet, dass sie eigentlich gar nicht hätte vor Gericht zugelassen werden dürfen. Nicht, wenn der Mann, der dieses Vergehens beschuldigt wird, so tapfer für diese Stadt gekämpft hat. Bedauerlicherweise wird in Turai aber ein Mann nicht für vergangene Heldentaten belohnt. In dieser Stadt wird ein ehrlicher Mann eher ruiniert, wohingegen die Reichen und Korrupten auf Kosten der Armen und Aufrechten verhätschelt werden.
    »Die Geschäftslage ist wirklich mehr als mau.«
    »Aber die Vorwürfe glaubt doch niemand, Thraxas.«
    »Das mag sein, aber solche Anschuldigungen sind tödlich für den Ruf eines Mannes. Er trägt jetzt einen Makel. Und allmählich bedauere ich, dass ich Grobiax nicht auf der Stelle umgebracht habe, als er diese Ungeheuerlichkeit zum ersten Mal vorgebracht hat. Dann hätte ich wenigstens kurzen Prozess mit der ganzen Angelegenheit gemacht.«
    »Und wärst jetzt auf der Flucht«, gibt Ghurd nachdrücklich zu Bedenken.
    Grobiax hat ebenfalls in der Schlacht von Sanasa gefochten. Warum er ausgerechnet jetzt diese ungeheuerliche Anschuldigung vorbringt, weiß ich immer noch nicht genau.
    Die letzten Wochen habe ich damit zugebracht, Beweise für meine Unschuld zu sammeln, um mich vor Gericht verteidigen zu können. Es leben noch viele Männer in Turai, die in dieser Schlacht mitgekämpft haben, aber es war nicht gerade einfach, welche zu finden, die in der Nähe waren, als dieser Vorfall sich angeblich ereignet haben soll. Selbst für einen professionellen Detektiv wie mich war es schwierig, meine alten Kameraden aufzuspüren. Es kostete mich viele mühsame Fußmärsche durch die ganze Stadt – und das in der Heißen Regenzeit. Wenigstens habe ich einige alte Kameraden gefunden und bin einigermaßen zuversichtlich, dass ich den Fall gewinne. Es sei denn, natürlich, meine Gegner machen hohe Summen an Bestechungsgeldern locker, was in dieser Stadt an der Tagesordnung ist. Sollte das geschehen, werde ich meinen Ankläger umbringen und die Stadt verlassen. So gut lässt sich in Turai ohnehin nicht leben.
    Zudem befände ich mich längst in ernsten
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