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Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung

Titel: Vollstreckung - Sturm, A: Vollstreckung
Autoren: Andreas M. Sturm
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geschnappt würde und Karin sollte die Drecksarbeit machen. Am meisten wurmte es sie, dass die Rechnung des Spitzels aufgehen würde. Sie hatte gar keine Wahl, sie war gezwungen, das schmutzige Spiel mitzuspielen.
    Als Karin mit diesen Überlegungen fertig war, erreichte sie ihr Auto. Sie war sich sicher, dass Witkowski sie beobachten ließ, deshalb fuhr sie zum zweiten Mal an diesem Tag zum Dresdner Amtsgericht. Sie betrat das Gebäude und suchte sich eine stille Nische, um ihr weiteres Vorgehen zu planen. Zuerst überlegte sie, welche Zeitspanne Witkowski für die Beschaffung des Geldes für angemessen hielt. Eine Stunde müsste ausreichen, dachte Karin und sah auf ihre Uhr. Sie ließ die Stunde fast verstreichen, dann suchte sie die Räume der Verwaltung auf. Da Karin sich in den Fluren des Amtsgerichts bestens auskannte, ging sie auf geradem Weg zu den Kopierern. Hier stahl sie zwei noch verpackte Stapel mit Kopierpapier und steckte diese in einen blickdichten Einkaufsbeutel. Sie achtete aber darauf, dass ein Beobachter die Formen der Pakete gut sehen konnte. Mit dem Beutel in der Hand verließ sie das Gebäude und ging, ohne sich umzuschauen, auf direktem Weg zu ihrem Fahrzeug und fuhr heim.
    Karin stellte ihren Fiesta nicht erst in die Garage, sondern parkte ihn gleich vor dem Haus. Den Beutel mit dem Papier nahm sie mit hoch in ihre Wohnung. Bevor sie die Tür aufschloss, überprüfte sie wie jeden Tag, ob ihr Klebestreifen noch vorhanden war. Seit dem Zwischenfall an ihrer Garage versiegelte Karin bevor sie ging mit einem farblosen Streifen Klebeband ihre Wohnungstür. Den Klebestreifen brachte sie an einer unauffälligen Stelle am Türrahmen an. Sie schnitt die Streifen speziell für diese Aufgabe zu. Ein Streifen musste ausreichend breit sein, damit er auch haftete, aber er durfte nicht so dick sein, dass er beim Öffnen der Tür ein Geräusch verursachte. Karin gratulierte sich an diesem Tag zu ihrer Vorsichtsmaßnahme, der Streifen war intakt. So hatte sie die Gewissheit, dass kein Eindringling hinter der Tür auf sie lauerte.
    In der Wohnung begann Karin sofort mit den Vorbereitungen, um bei dem Zusammentreffen mit Witkowski erfolgreich zu sein. Sie wusste, wie gering ihre Chancen standen. Witkowski war ihr körperlich weit überlegen. Seine Vergangenheit als Türsteher sprach Bände über seine Fähigkeiten bei körperlichen Auseinandersetzungen. Und Karin wusste, dass er nichts von seiner Gewandtheit und Kraft eingebüßt hatte. Nein, ihre Chancen standen wirklich nicht gut. Witkowski überragte sie um knapp dreißig Zentimeter und wog mindestens dreißig Kilogramm mehr als sie. Aber es gab einen Punkt in ihrem Lebenslauf, von dem Witkowski nichts ahnte. Dieser Umstand hatte in keinem Bericht und in keiner Aktennotiz je Erwähnung gefunden. Und da Karin auch nicht stolz auf die Vorfälle war, die sich vor vielen Jahren ereignet hatten, war niemals ein Wort darüber über ihre Lippen gekommen. Es war ihre einzige Trumpfkarte in einem eigentlich aussichtslosen Spiel. Und Karin gedachte, diesen Trumpf bei ihrer Begegnung mit Witkowski auszuspielen.
    Sie begann mit der Vorbereitung an ihrem Kleiderschrank. Nach langer Suche fand sie einen Fleece-Pulli, der für ihre Zwecke geeignet schien. Da die Nächte sehr mild waren, würde sie zwar furchtbar schwitzen, aber alle dünnen Oberteile taugten nicht für den heutigen Einsatz. Sie holte ihren Nähkasten hervor und trennte die Ärmel des Fleece-Pullis auf, um in die Bündchen einen Gummi einzuziehen. Die Ärmel durften nicht von allein hochrutschen, mussten sich aber schnell und leicht zurückschieben lassen. Als Karin fertig war, testete sie das Ergebnis und war zufrieden. Lederreste besaß sie keine, deshalb zerschnitt sie kurzerhand eine ihrer Handtaschen und verwendete die so gewonnenen Lederteile, um ihre Ausrüstung zu komplettieren.
    Karin beschloss, sich jetzt gleich anzukleiden, damit sie sich an alles, was ihr ungewohnt war, gewöhnen konnte. Sie musste sich so natürlich wie möglich bewegen, damit Witkowski keinen Verdacht schöpft. Über den Fleece-Pulli schnallte sie ihr Schulterholster und schob ihre
Heckler & Koch
hinein. Sie überlegte kurz, dann nahm sie ihre Zweitwaffe, eine
Walther PPK
, die kleiner und leichter als ihre
Heckler & Koch
war, aus dem Safe und schob sie am Rücken in ihren Hosenbund. Ihre Jeansjacke wollte sie erst wenn sie ging überziehen.
    Karin war fertig. Mehr konnte sie nicht tun. Jetzt musste sie nur noch auf
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