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Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte

Titel: Honor Harrington 9. Der Stolz der Flotte
Autoren: David Weber
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PROLOG
     
    In dem luxuriösen Zimmer war es still geworden, und kaum jemand rührte sich noch. Vier Menschen und dreizehn Baumkatzen, vier davon halbwüchsige Junge, saßen schweigend beisammen, ohne die Augen von der HoloDrama-Bühne zu nehmen, die nichts außer einem lautlos wirbelnden, beruhigenden Testbild zeigte. Allein die Baumkatze, die Miranda LaFollet eng umschlungen auf ihrem Schoß hielt, zuckte langsam und rhythmisch mit der Schweifspitze, und die Baumkatze namens Samantha suchte ihre Tochter Andromeda durch sanftes Streicheln mit der Echthand zu trösten. Von den vier ‘Kätzchen war Andromeda am unruhigsten, doch auch die anderen drei verrieten Beklommenheit: Sie hatten sich mit halb zurückgelegten Ohren eng um die Mutter geschart. Ihre emphatischen Sinne vermittelten ihnen nur zu deutlich die aufgewühlten Gefühle der anwesenden Erwachsenen – ob Mensch oder Baumkatze –, und doch waren sie noch zu jung, um den Grund zu begreifen, weshalb die Älteren angespannt und mit zusammengebissenen Zähnen auf das HD-Gerät starrten.
    Allison Harrington löste die Augen vom stummen Holodisplay und betrachtete nicht zum ersten Mal das Profil ihres Ehemanns. Kerzengerade aufgerichtet wie ein Steinblock, stierte Alfred Harrington ins Leere; sein Gesicht wirkte abgezehrt. Allison bedurfte keines emphatischen Sinnes, um seine qualvolle Trauer zu spüren, denn sie empfand das Gleiche. Alfred weigerte sich jedoch, den Schmerz einzugestehen – das hatte er gleich zu Anfang abgelehnt –, als könnte er der Pein die Wirklichkeit nehmen, indem er sie abstritt oder im einsamen Seelenkampf unterdrückte. Dabei war er eigentlich zu gescheit, um sich solchen Illusionen hinzugeben. Als Arzt musste er wissen, was ihm bevorstand, und sei es nur, weil er Patienten beobachtet hatte, die solchen Dämonen allein gegenübertreten mussten. Im Kopf war ihm all dies durchaus klar, nicht aber im Herzen, und selbst jetzt noch weigerte er sich, den Blick vom HD-Gerät abzuwenden. Allison drückte seine große Hand fester; sie hatte sie vorher fast gewaltsam an sich gerissen, als er neben ihr Platz nahm. Seine Miene wirkte wie aus sphinxianischem Granit geschlagen, und Allison zwang sich, wieder woandershin zu schauen.
    Geradezu ungehörig hell kam ihr der Sonnenschein vor, der durch das Fenster hereinstrahlte, obwohl er durch zwei Kuppeln doppelt gedämpft wurde: zuerst durch die große, die sich über Harrington City wölbte, dann durch die kleinere, die Harrington House schützte. Draußen sollte es Nacht sein , dachte Allison. Schwärzeste Nacht, Spiegelbild der Finsterin meiner Seele. Sie schlug die Augen nieder.
    Senior Master Chief Steward’s Mate James MacGuiness, der sie beobachtete, biss sich auf die Lippe. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als eine Brücke zu ihr schlagen zu können, so wie sie ihm symbolisch die Hand gereicht hatte, indem sie ihn bat, diesen schrecklichen Tag zusammen ›mit Ihrer Familie‹ zu verbringen, wie sie sich ausgedrückt hatte. Nur wusste MacGuiness einfach nicht, was er unternehmen sollte. Er atmete tief durch, und seine Nasenflügel bebten. Da spürte er, wie ein weiches, warmes Gewicht auf seinem Schoß landete, und blickte hinab auf Hera, die ihm beide Handpfoten auf die Brust stellte, eine Echthand hob und ihn sanft im Gesicht berührte. Die hellen grünen Augen der ‘Katz suchten so gütig und teilnahmsvoll seinen Blick, dass MacGuiness die Augen brannten. Dankbar über ihr tröstendes Baumkatzenlied, streichelte er ihr das Fell.
    Das HoloDrama gab einen leisen Ton von sich, und jeder im Raum, ob Mensch oder Baumkatze, blickte unvermittelt zum Gerät. Im Gegensatz zu den meisten Bewohnern des Planeten Grayson wussten alle Anwesenden, wovon die bevorstehende Sondersendung berichten würde; ebenso jeder, der sich zur gleichen Zeit in einem ganz bestimmten Gelass des Protectorenpalasts befand. Aus Anstand hatte der Regionalchef des Interstellar News Service die unmittelbar Betroffenen vorgewarnt. Nun war es allerdings nicht etwa so, dass die meisten Graysons nicht wenigstens geahnt hätten, was sie erfahren sollten. Die Tage, in denen sich Neuigkeiten augenblicklich verbreiteten, lagen ebenso weit zurück wie die Zeit, in der die Menschheit nur einen einzigen Planeten bewohnte; zwischen den Sternen bewegte sich Information nicht schneller als die Schiffe, die sie übermittelten. Die Menschen hatten sich mittlerweile längst wieder daran gewöhnt, Neuigkeiten so zu verarbeiten, wie sie
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