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Welt Der Elben (1-3)

Welt Der Elben (1-3)

Titel: Welt Der Elben (1-3)
Autoren: Sue Twin
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Prolog

     
    D ie Fledermaus schwirrte durch den langen Flur, sie umkreiste die flackernden Kristalllichter und suchte unter dem Deckengewölbe der Halle nach einem Ausgang. Elganariel beobachtete den Eindringling argwöhnisch. Er war sich sicher, dass auch die anderen Wächter an den beiden Enden des Ganges den flatternden, schwarzen Schatten aufmerksam belauerten. Die Flughunde mit ihren spitzen Zähnen galten als Vorboten der Dämonen. Niemand sah es gerne, wenn sich eines der Nachtwesen in die oberen Flure des Palastes verirrte.
    Alleine die bloße Anwesenheit des Tieres ließ den Wächter frösteln. Er fasste sich an den Nacken, als wollte er dort irgendetwas Unsichtbares vertreiben.
    Plötzlich waberte der befremdende Geruch von ätherischen Ölen und muffigem Gestein durch den Gang. Elganariel umklammerte seinen Speer fester. Er wendete den Blick von dem flatternden Tier ab und drehte sich um, zur Tür hinter seinem Rücken. Vorsichtig drückte er mit der freien Hand den Griff nach unten und trat in die nachtdunkle Kammer.
    Sofort spähte er zum Bett. Seine Sorge galt einzig dem schlafenden Jungen, und nur deshalb fiel ihm die leere Stelle oberhalb des Mauersims nicht auf. Dort hatte bis zu jenem Tag der Obsidian-Dolch gehangen – eine Stichwaffe mit scharfen Zacken an den abgeflachten Seiten und einer pfeilähnlichen Spitze.
    Der Angriff kam lautlos und von hinten.
    Ein brennendschneidender Schmerz überrollte Elganariel noch ehe er begriff, was passiert war. Überrascht riss er die Arme hoch und spürte wie das kalte Gestein mit einem schnellen Ruck wieder herausgezogen wurde. Seine Eingeweide krampften sich zusammen. Zähes Blut befand sich plötzlich auf seiner Zunge. Sehr viel Blut. Er konnte das widerliche Eisen schmecken und musste vor Übelkeit würgen. Für einen Schrei um Hilfe fehlte ihm bereits die Kraft. Atmen wollte er. Und kämpfen. Kostete es auch sein Leben, er musste den Jungen retten. Mit letzter Anstrengung ballte er die Faust. Doch vergeblich. Ein weiterer Hieb traf ihn und die Spitze der Waffe bohrte sich zwischen den Rippen hindurch in sein Herz. Da sah er das tröstende Licht der Göttin Sefyra – gleich würde sie ihn in ihr Himmelsreich mitnehmen. Tödlich getroffen sank er auf den steinernen Boden.

     
    Einige Stunden später erwachte der Junge mit schmerzendem, trockenem Hals. Er hatte brennenden Durst und ihm war speiübel. Für einen Moment fragte er sich, ob er in einem bösen Traum gefangen war. Um ihn herum war es undurchdringlich finster. Warum sah er nichts? Erschrocken hob er die Hände und berührte eine Wand. Tastete weiter. Nichts als Wände. Neben ihm und über ihm. Überall Holz. Er lag in einer Kiste, einem Verschlag, der kaum größer war als ein Sarg. Zitternd horchte er in die Stille. Sein Kopf schmerzte. Er fasste sich an die Schläfen.
    Allmählich sickerte in sein Bewusstsein die Erkenntnis, dass er allein war. Eine Träne lief über sein Gesicht. Heiß und brennend. Warum bin ich hier? , fragte er sich angstvoll.
    Mit den Fingerspitzen tastete er über das Metall eines Verschlussriegels. An einer Stelle fühlte er eine Gravur. Seine sensiblen Fingerkuppen lasen: Palenque! Darüber erschrak er so heftig, dass er mit dem Kopf gegen den Deckel stieß. Er begann leise zu wimmrn und zu zittern, denn nun wusste er, dass er sich nicht mehr in seiner Welt befand, sondern in der Maya-Stadt der Menschen.
    Sein persönlicher Albtraum hatte gerade erst begonnen.

01 Glück fühlt sich anders an

     
    H ätte man Heather gesagt, dass es Elben gibt, dass sie arrogant sind und dringend ihre Hilfe brauchen, sie hätte einen ausgelacht. Heather war kein Kind mehr und sie glaubte weder an Außerirdische noch an Fantasiegestalten. Die Jungen in ihren Träumen und in ihrem wirklichen Leben erschienen ihr schon merkwürdig genug. Zwei Begegnungen der besonderen Art hatte sie bereits am frühen Morgen hinter sich. Und die dritte stand ihr kurz bevor.
    Nummer eins war ihr im Traum begegnet. Er hatte in einer Kiste gelegen, hatte ein ebenmäßiges Gesicht, schwarze Haare und eine hellbronzene Haut. Als sie sich über ihn beugte, schlug er die Augen auf und rief: »Heather!« Sie erschrak und erwachte.
    Der zweite Junge an jenem Morgen war ziemlich real. Er hieß Tommy Keena und ging in die Parallelklasse. Er sah umwerfend gut aus und hatte immer die beliebtesten Mädchen zur Freundin. Heather hätte sich niemals Chancen bei ihm ausgerechnet. Umso verwunderter war sie, als er sie am
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