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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel
Autoren: Kate Saunders
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Teil Eins
    Kapitel Eins
    Das sind die Narnia-Bücher, von Roger«, sagte Nancy. »Das sind Barbie und ihr merkwürdiges Riesenpony, das eher wie ein Kutschpferd aussieht – es ist von Mum.« Sie hielt ihrer Schwester die bunten Päckchen vor das benommene, trübsinnige Gesicht. »Und meines kommt später. Es sind mindestens drei Geschenke mehr, als wir dachten.«
    »Vier«, sagte Selena aus den Tiefen ihres Buches. Ihre Lesebesessenheit hielt sie nie davon ab, sich an Unterhaltungen zu beteiligen. »Ich habe ihr etwas Schokoladenkonfekt gemacht und dachte, ich fülle es in meine lackierte Dose – die hat sie immer schon gemocht. Hat jemand noch Geschenkpapier übrig?«
    »Ich habe welches«, murmelte Rufa. »Leg die Dose aufs Bett, dann packe ich sie mit ein, wenn ich mein Geschenk einpacke.«
    Lydia lächelte verschwommen, wie durch die Wolken hervorbrechende Sonne. »Es wird doch gut werden, oder? Ich kann alles ertragen, solange Linnet nur genug Geschenke bekommt. Ihr seid wunderbar – ich weiß nicht, wie ich euch danken soll.«
    »Du könntest sie zum Beispiel davon abhalten, immer schon in der Dämmerung aufzustehen«, schlug Nancy vor. »Es ist so verteufelt kalt hier, dass ich mindestens eine Stunde Vorwarnung brauche, ehe ich mein jungfräuliches Lager verlasse.«
    Rufa lachte leise. Sie lag ausgestreckt auf dem Sofa, nach zwei Wochen Weihnachtskocherei erschöpft und nach Nussaroma riechend. Ihr langes kastanienbraunes Haar, das die Farbe von Granatsteinen hatte, ergoss sich über die scheußlichen orangefarbenen Tweedkissen. Ihre drei jüngeren Schwestern rekelten sich auf dem Boden, wobei ihr lang wallendes Haar den aschfarbenen Teppich streiften. Jede drückte einen Körperteil ans Kamingitter vor dem kleinen Feuer.
    »Liddy«, sagte Nancy, »nimm deinen dicken Hintern aus dem Weg.«
    »Dicker Hintern – das sagt die Richtige.« Lydias sanfte Stimme klang leicht vorwurfsvoll. »Ich brauche mehr Wärme als du. Ich bin dünner, und meine Hautoberfläche ist im Verhältnis zum Volumen größer.« Sie rang mit dem Korken einer Flasche billigen Rotweins.
    Schließlich hob Selena den Kopf von den Seiten des Buches Das verlorene Paradies. »Will jemand Kekse?« Sie zog eine Packung Schokoladenkekse aus den ausgebesserten Falten ihrer weiten Jacke.
    »Mein Gott«, rief Nancy aus. »Wo, um alles in der Welt, hast du die her?«
    »Brian hat sie mir gegeben. Ich glaube, wir tun ihm Leid.«
    Brian war der verschwitzte junge Mann vom Auktionshaus, der gegenwärtig den Wert des uralten Hauses und seines verkommenen Inhalts schätzte. Melismate, seit fast eintausend Jahren der Stammsitz der Hasty-Familie, sollte unter den Hammer kommen.
    Selena riss das Päckchen auf, und ihre Schwestern streckten bettelnd die Hände aus. Der erschreckende Geldmangel, mit dem nicht mehr zu spaßen war, ließ Schokoladenkekse mindestens so exotisch scheinen wie Kaviar. Sie hatten gerade mehrere Wochen von der kärglichen Lauchsuppe ihrer Mutter gelebt und jeden Penny für das letzte Weihnachten auf Melismate gehortet.
    »Das war nett von ihm«, sagte Rufa mit vollem Mund. Sie hatte das Gefühl, dass es wichtig war zu erwähnen, wenn Menschen nett waren. »Er ist manchmal ziemlich ekelhaft, aber es ist nicht seine Schuld, dass wir pleite sind.«
    »Sag nicht einfach so ›pleite‹«, murmelte Lydia. Sie goss Wein in vier nicht zueinander passende Teetassen und reichte sie herum. »Immer wenn ich über die Zukunft nachdenke, fühle ich mich einfach schrecklich.«
    Es war Heiligabend. Der Mann genoss sein erstes Weihnachten im Himmel. Das Haus, das er hinterlassen hatte, war kalt. Es kam unter den Hammer, und seine Familie wurde zerschlagen. Das Supermarkt-Hähnchen von der Größe eines Kanarienvogels lag fürs morgige Mittagessen fertig im widerhallenden Kühlschrank. Rufa hatte ihre letzten Energiereserven darauf verwendet, den Berg Kartoffeln zu schrubben und zu schälen, die sieben leere Mägen füllen müssten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem nichts mehr zu tun blieb. Die Pasteten und Kuchen, die sie in Zeiten relativen Wohlstands beschäftigt hatten, gab es dieses Jahr nicht. Ihre Mutter war mit Lydias kleiner Tochter unten. Die Hasty-Mädchen hatten sich in ihrem alten Kinderzimmer versammelt, wie sie es häufig taten.
    Dieses Kinderzimmer bestand aus zwei Mansarden unter der Dachschräge, die durch einen Durchbruch zu einem großen Raum geworden waren. Es war so zugig wie das Deck der Cutty Sark und voll gestopft mit
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