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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel
Autoren: Kate Saunders
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drängte sie zur Normalität, wie eine Kompassnadel, die stets nach Norden zeigt. Sie hatte als einzige der Schwestern den Führerschein gemacht. Sie hatte ihre gehorteten Ersparnisse für einen alten blauen Volvo ausgegeben – und der große Mann war sehr verärgert gewesen, als er erkannte, dass es so viel Geld in der Familie gegeben hatte.
    In der Obstsaison kochte Rufa Tonnen ausgezeichneter Marmelade, fuhr in den Cotswolds umher und verkaufte sie an Touristenläden. Während der vergangenen sechs Wochen hatte sie Pastetenfüllung gemacht, und kleine Krüge Weinbrandbutter, mit hübschen Etiketten versehen, die sie selbst gezeichnet hatte (es war schwieriger gewesen, den Alkohol vor ihren Verwandten zu verstecken, als ein Atom zu spalten). Sie kochte auch für örtliche Abendgesellschaften und strickte gerne für einen Londoner Designer. Die Geldsummen waren gering und mit harter Arbeit verdient, aber sie halfen.
    »Ich muss zugeben«, hatte der große Mann einmal gesagt, »dass deine mittelständischen Mätzchen helfen, uns über Wasser zu halten.«
    Der Mann war unaufhörlich über Arbeit hergezogen, was nicht nur witzig, sondern auch ein Ausdruck von Widerstand oder Feindseligkeit war. Es hatte ihn sehr belustigt, dass eine Hasty mit normannischem Blut für Leute kochte, die ihre Vorfahren nicht bis zu William Rufus zurückverfolgen konnten.
    Er hatte Nancys Arbeit als Kellnerin akzeptiert, indem er sie als Spaß darstellte, aber bei Rufa war es etwas anderes. Er stellte sie auf gleiche Stufe mit seiner toten Mutter, die die wunderschönste Debütantin ihrer Generation gewesen war. Er konnte idiotische Ortsansässige ertragen, die Nancy »Liebes« nannten und Wodka und Red Bull verlangten, aber er hasste es, wenn Rufa vom benachbarten niederen Adel Befehle entgegennahm. Der große Mann hatte sich nie als Snob empfunden. Snobs waren für ihn Leute, die übermäßig davon besessen waren, ihre Häuser und Familien makellos zu halten. Seiner Meinung nach kümmerten sich nur diejenigen, die sich der Gosse erinnerten, um Hygiene, und er musste seine Vornehmheit nicht durch Zurschaustellung beweisen. Der große Mann war einer langen Reihe gut aussehender rothaariger Vorfahren nach Eton gefolgt und hatte ein Haus geerbt, das unter Denkmalschutz stand. Aber er hatte Jahre für die Erkenntnis gebraucht, dass ihm das kein Anrecht auf besonderen Schutz gewährte.
    Rufa, sosehr sie den großen Mann auch geliebt hatte, unterlag diesen Illusionen nicht. Fest und widerwillig in der realen Welt verankert, war sie die Little Dorrit der Familie, die sich abrackerte, um ein Hirngespinst zu finanzieren, an dem sie nicht teilhaben konnte. Manchmal beneidete sie Lydia und Selena für ihre Fähigkeit, durch die Welt zu treiben, ohne sie wirklich zu sehen.
    Nancy, deren Weigerung, der Oberklasse anzugehören, eine gewisse eigensinnige Energie innewohnte, war wieder eine andere Geschichte. An sie richtete sich Rufa jetzt.
    »In Ordnung, sehen wir uns die verfügbaren Wahlmöglichkeiten an. Du könntest weiterhin als Kellnerin arbeiten und in Tims Wohnwagen leben – in dem Bewusstsein, dass Mum, Roger und Selena in einem ekelhaften Cottage neben einem Garten-Center eingepfercht wären. Und dass Liddy und Linnet in Rans Scheune pennen müssen – mit dieser Metze aus dem Buchladen als Nachbarin, die ständig in der Öffentlichkeit an seinem Ohrläppchen knabbert.« Rufa hielt inne, um die zunehmende Verärgerung in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Oder du könntest einen Wahnsinnstreffer landen, indem du Geld heiratest, wobei du bedenken müsstest, dass es eine Menge harte Arbeit bedeuten würde und du dich meist wie eine Dame benehmen müsstest.«
    »Eine was?«, murmelte Nancy. »Gott, sie meint es ernst!«
    »Das tue ich in der Tat.« Rufa hörte sich selbst erstaunt zu. »Ich halte es für möglich. Es muss reiche Männer geben, die bereit sind, sich in gutes Aussehen und gute Kinderstube zu verlieben. Was wir beides im Übermaß haben.«
    Selena, die immer tiefer in ihrem Buch versunken war, tauchte jetzt plötzlich wieder auf. »Ihr könntet euch jederzeit wieder scheiden lassen, wenn ihr erst einmal Zugriff auf das Geld hättet.«
    Auch Nancy zeigte unwillkürlich Interesse. »Nun, finde einen reichen Mann für mich, und ich werde es mir gerne überlegen.«
    »Ich könnte auf keinen Kerl mit dickem Bauch runtersteigen«, erklärte Selena.
    »Verzeihung, Madam«, erwiderte Nancy mit spöttischer Strenge, »Sie sollen von keinem
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