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Raumkapitän Sun Tarin

Raumkapitän Sun Tarin

Titel: Raumkapitän Sun Tarin
Autoren: Alfred Bekker
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Prolog
     
    Gott aber sprach zum Ersten Raisa:
    Du sollst mein Stellvertreter sein und in meinem Namen den Gläubigen die Richtung zeigen. Herrsche über das Volk, das ich erwählt habe, so wie ich dich erwählt habe.
    Errichte die Göttliche Ordnung und sorge dafür, dass das zuletzt erwählte Volk nicht in gleicher Weise der Hybris erliegt wie das erste erwählte Volk, von dem nichts weiter blieb als der Staub einer verblassenden Erinnerung und das mahnende Gedenken an ihre Fehlbarkeit.
    Und da sandte der Erste Raisa die siebzehn Krieger aus, die man später die siebzehn Heiligen nennen sollte, und schickte sie in die Fremde. Und die Kraft des Glaubens verwandelte siebzehn Krieger in siebzehn Heere, und sie begannen die Heiden zu erschlagen, sodass Ströme ihres Blutes die großen Wasser färbten.
    Doch der Erste Raisa erkannte die Gefahr. Er sah die Hybris in den Taten jener, die er geschickt hatte, und er begriff die Prüfung, die ihm gestellt wurde.
    Und so rief er die siebzehn Heiligen zurück und sprach zu ihnen: Will Gott einen Kosmos, der einer Totenstätte gleicht? Der Heide ist der Spiegel des Gläubigen. Lass ihn deshalb am Leben, wenn er die Göttliche Ordnung nicht gefährdet.
    Aus den Schriften des Ersten Raisa
     
     
    Gott ist ewig. Der Krieg muss es nicht sein.
    Worte des Predigers Satren-Nor
     
     
    Ich stamme von Second Earth, auch bekannt als Tau Ceti III. Der vierte Planet des Systems trägt den Namen Gnome und ist heute eine Sperrzone. Viele denken, dass wir die Guten in diesem interstellaren Krieg sind, der zurzeit zwischen Menschen und Kridan tobt. Viele wollen die jüngere Geschichte Tau Cetis am liebsten totschweigen. Und das hat seinen Grund, denn wer immer sich auch näher damit beschäftigt, wird am Ende der kridanischen Auffassung – nach der die Menschheit aus Barbaren besteht – nur zustimmen können.
    Als ich Tau Ceti verließ, dachte ich eigentlich nicht daran, jemals wieder hierher zurückzukehren.
    Mein Job als Schiffsarzt der STERNENFAUST brachte es dann mit sich, dass ich Jahre später doch wieder diesen gelben Zwilling der irdischen Sonne vor mir auf dem Panorama-Schirm sah. Ich war wie versteinert, und die Erinnerungen drängten sich mir auf wie finstere Albträume.
    Dr. Miles Jennings, Schiffsarzt
    des Leichten Kreuzers STERNENFAUST

 
1. Kapitel – Sun-Tarin, Sohn und Enkel von Sun-Tarin
     
    Mein Name ist Sun-Tarin.
    Der Name meines Vaters war Sun-Tarin.
    Und ebenso war dies der Name meines Großvaters.
    Meine Eimutter hieß Eramee, was in der alten Sprache, die zur Zeit des Ersten Raisa in Gebrauch war und in der seine Schriften verfasst wurden, nichts anderes bedeutete als Gewissheit . Es gibt kridanische Gelehrte, die glauben, dass der Name der Eimutter eine schicksalhafte Bedeutung hat. In meinem Fall kann das nicht zutreffen.
    Ich habe stets nach Gewissheit gesucht, aber je länger ich sie suchte, desto weniger fand ich sie. Heute weiß ich, dass abgesehen von Gott und seinem Wort, welches er uns durch den Ersten Raisa vor langer Zeit gab, nichts gewiss ist, es sei denn, wir sorgen dafür, dass es sich erfüllt.
     
     
    Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, so gibt es darin eine Konstante. Es ist die Suche nach Gott. Nach allem, was ich über meine Zeit bei den schnabellosen Heiden berichtet habe, mag man sich vielleicht wundern oder sogar auf die Idee kommen, dass ich mich von der wärmenden Sonne mutwillig entfernt habe, die die Anwesenheit Gottes bedeutet. Eine Anwesenheit, die sich in vielen Dingen manifestiert. Vor allem aber in der Gemeinschaft der Gläubigen und in der Göttlichen Ordnung, die ein auserwähltes Volk dem Universum gibt, auf dass es nicht im Chaos der Unbewusstheit versinke.
    Doch ehrlich gesagt fühlte ich mich dem Glauben nie mehr verbunden als in jenen Jahren, die ich unter den Ungläubigen verbrachte. Die eigene Herkunft lernt man in der Fremde umso stärker zu schätzen. Eine Weisheit, die schon der Erste Raisa in seinen Schriften verkündet hat und die sich in meinem Leben zweifellos bewahrheitete.
     
     
    »Du solltest zu den Seraif gehen, wie ich es tat«, sagte mein Onkel Feran-San, der Bruder meines Vaters. »Die Seraif sind eine Elite unter den Kämpfern des Glaubens. Ihnen anzugehören ist eine Ehre.«
    »Später, Feran-San«, erwiderte ich, während wir auf einem der Balkone des Vierundzwanzigsten Turms der Krieger standen. Jemand, der nicht aus Matlanor stammt, dieser heiligsten aller Städte, weiß vielleicht
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