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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel
Autoren: Kate Saunders
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nicht, dass sie jemals aufgehört hatte, ihren hoffnungslosen jungen Ehemann zu lieben.
    »Das wäre egal gewesen, wenn Ran Unmengen Geld besessen hätte«, sagte Selena.
    Rufa goss mehr Wein in ihre Teetasse. »Wir haben der Liebe in dieser Familie stets zu viel Bedeutung beigemessen. Sie hat uns immer nur Schwierigkeiten eingebracht.«
    »Ich bekam Linnet aus Liebe«, erklärte Lydia.
    »Abgesehen von Linnet.« Rufa schlug die langen Beine übereinander und warf ihr Haar ungeduldig über die Schulter. »Vielleicht sollten wir in Erwägung ziehen, Geld zu heiraten. Vor hundert Jahren wäre es der vernünftige Weg gewesen.«
    Die anderen nahmen nur widerwillig die reale Welt in den Blick.
    »Ich könnte vermutlich einen Mann heiraten, den ich nicht liebe«, sagte Nancy nachdenklich. »Aber ich müsste ihn zumindest mögen.«
    »Bestimmt könntest du dich bemühen«, sagte Rufa, »da du anscheinend auf fast alles abfährst, was ein Rückgrat hat.«
    Nancy lächelte, war nicht ungehalten. »Wenn ich genauso wählerisch wäre wie du, hätte ich nie irgendwelchen Spaß.«
    Rufa seufzte. »Es hat mir nicht viel genützt, wählerisch zu sein, oder?«
    Sie sprach nicht oft über diese Episode in ihrem Leben – das eine Mal, als sie mit dem großen Mann im Streit gelegen hatte. Er hatte sie wegen dieser Sache mit Jonathan unaufhörlich gehänselt. Er hatte die Familie mit solch fabelhaften Imitationen von Jonathan unterhalten, dass sogar Rufa hatte lachen müssen. Es hatte ihn beunruhigt, wie ernst es Rufa mit dieser Liebe war. Der große Mann hatte einmal im Leben seinen Thron teilen müssen.
    »Es war wie ein geschmackvoller Film auf Kanal vier«, pflegte er über Rufas kastanienbraunen Kopf hinweg zu sagen, während er lächelnd auf den Esstisch hinabblickte. »Heute Abend, nach den Nachrichten, mietet ein anmaßender Londoner Romanschriftsteller ein Cottage auf dem Lande, verliebt sich in eine ortsansässige Rothaarige – und eilt dann zu seiner Frau nach Hause, um alles niederzuschreiben.«
    Das war, kurz gesagt, mehr oder weniger alles. Damals, vor drei Sommern, hatte Rufa nicht erkannt, dass es ein Klischee war, ihr Herz an Jonathan Wilby zu verlieren. Sie war bereit gewesen, ihm ihren Körper und ihre Seele zu schenken – aber er war weder der Intensität dieser dorfgeborenen Schönheit noch den Verrücktheiten ihrer lauten Familie gewachsen gewesen. Rufa hatte nie herausgefunden, warum Jonathan so plötzlich zurückscheute. Sie vermutete, dass der große Mann dahinter steckte – wohinter, wusste sie nicht. Aber es war wie ein Krebsgeschwür in ihrer Erinnerung an ihn.
    »Wenn ihr mich fragt«, sagte Nancy und ergriff die Weinflasche, »ist sich zu verlieben das Einzige, was das Leben auf Erden lebenswert macht. Aber was die Ehe betrifft, bin ich mir nicht sicher. Ich meine, seht euch Liddy an.«
    »Gott, ja«, seufzte Lydia, »seht mich nur an.«
    Vor zehn Jahren hatte sich Lydia im Teenageralter heftig in Randolph Verrall verliebt, der auf einem benachbarten Kleinlandbesitz Ziegen züchtete, und glaubte, einen Kristall in der Schublade mit den Slips aufzubewahren, würde die Liebesfähigkeit erhöhen. Rans Mutter lebte in einem verfallenen schottischen Schloss, das sie in eine Kommune umgewandelt hatte. Sein Vater, der schon lange tot war, hatte ihm ein georgianisches Farmhaus hinterlassen, das auf wenigen verkümmerten Morgen kauerte. Hier fütterte Ran seine Ziegen, veranstaltete Feuerlauf-Wochenenden und meditierte nackt.
    Rans außergewöhnliche, dunkle Schönheit hatte Lydia für seine Absurdität blind gemacht. Wie der große Mann war auch er ein einstiger Eton-Schüler der rein dekorativen Art. Lydia hatte ihn auf einer Wiese geheiratet, in indischer Baumwolle und mit einem Kranz aus Butterblumen im Haar.
    Wie der große Mann von Tag eins an vergnügt vorausgesagt hatte, endete die Ehe in einem Sumpf aus Mist und Ernüchterung. Rans Inkompetenz war einzigartig. Nachdem sich die Ziegen eine Krankheit eingefangen hatten und starben, hatte er verschiedene Methoden ausprobiert, zu Geld zu kommen, ohne zu viel tatsächliche Arbeit zu leisten. Alles, was er anfasste, roch nach Verhängnis.
    An finanzielle Verhängnisse war Lydia gewöhnt. Es war der Ehebruch, den sie nicht ertragen konnte. Ebenso wie der große Mann war Ran ungeheuer untreu. Lydia war schließlich an ihm verzweifelt und kehrte nach Hause, nach Melismate, zurück. Die Familie war überglücklich, sie wiederzuhaben – der große Mann hatte ein
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